Stolz und Verfuehrung
voran. Der Butler schwenkte die Laterne hoch über dem Kopf, während er erklärte, was jeder Raum - jede Nische - gegenwärtig beherbergte. Schließlich hatten sie das hintere Ende des Kellers erreicht, der sich unter dem größten Teil des Hauses erstreckte.
»Gut.« Em ließ den Blick schweifen, im Licht der Laterne glitzerten ihre Augen. »Lassen Sie uns hier mit der Suche beginnen und uns dann den Weg zurück bis zur Treppe arbeiten.«
So machten sie es; es war nicht besonders aufwendig, denn der Keller war ordentlich und sauber, da die Vorräte wenigstens zweimal im Jahr umgeräumt und neu sortiert wurden, wie Mortimer erwähnte.
Der Butler schaute Em an. »Sind Sie sich sicher, dass der Kasten hier verwahrt worden ist, Miss? Wenn er versteckt werden sollte, dann ist der Keller bestimmt nicht der geeignete Ort. Seit Jahrhunderten ist er ständig in Gebrauch. Denn die Küche bietet nicht genügend Platz, sodass die Angestellten sich immer auf den Keller als Vorratskammer verlassen haben.«
Ems enttäuschtem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war sie zu demselben Ergebnis gekommen. »Nein, ich bin mir nicht sicher.« Frustriert stieß sie einen kleinen Seufzer aus. »Soweit wir wissen, wurde der Behälter etwa um das Jahr sechzehnhundert dort deponiert, wo er sich heute befindet. Vielleicht ein wenig früher. Seither ist er nicht mehr bewegt worden, jedenfalls nicht von der Familie.«
»Sechzehnhundert? Hm.« Mortimer schürzte die Lippen, vermutete dann: »Das wahrscheinlichste Versteck für etwas, was so alt ist, wenn es sich überhaupt hier befindet, ist der kleine Raum jenseits des Weinkellers.«
Sie setzten die begonnene Suche erfolglos bis zur Treppe fort. Dann schloss Mortimer eine weitere massive Tür auf und führte sie in den Weinkeller, den sie einschließlich sämtlicher kleiner Nischen ebenso vergeblich durchsuchten.
»Hier ist es nicht.« Em wusste, dass sie die Wahrheit sagte. Die Keller des Gutshauses waren schlicht zu aufgeräumt, um sich vorstellen zu können, dass ihnen irgendetwas entgangen war. Es gab nur eine Möglichkeit ... Em schaute Jonas an. »Gibt es noch einen abgelegenen Ort? Zum Beispiel einen Kohlenkeller, der von woanders aus erreicht werden kann? Oder vielleicht einen verborgenen Winkel unter irgendeinem Zimmer?«
Jonas schüttelte den Kopf. »Es gibt zwar einen verborgenen Winkel, ein Geheimversteck, aber das befindet sich im zweiten Stock, und die Geheimtreppe führt ... zu einem der unterirdischen Gänge.«
»Und was ist mit dem Eingang zu diesen Gängen?« Sie schaute sich um. »Vielleicht dort, wo sie in den Keller einmünden?«
»Nein. Als die Tunnel zusammenzubrechen drohten, wurden sie vollständig ausgeräumt und solide aufgefüllt.« Jonas eilte zu einer Wand und klopfte auf das unauffällige Mauerwerk. »Hier endete der Tunnel aus dem Stall.« Er zeigte auf die Ecke der Mauer und folgte dann der Kurve. »Wenn man genau hinschaut, kann man den Umriss des Türbogens erkennen, der später zugemauert worden ist.«
Em schaute hin und erkannte es seufzend. »Es scheint also doch nicht das richtige Haus zu sein.«
Jonas musterte sie aufmerksam und ergriff dann ihre Hand. »Kopf hoch. Es gibt noch andere Häuser, die infrage kommen. Wenn ich einen Vorschlag machen darf ...«
Em fing seinen Blick auf, zog die Brauen hoch.
»Wir sollten Phyllida und Lucifer erzählen, was wir wissen. Sie werden uns helfen. Und die Bibliothek des Herrenhauses ist der richtige Ort, um nach der Lösung des Rätsels zu suchen.«
Em zögerte, dachte nach und nickte. »Einverstanden. Gehen wir zum Herrenhaus.«
»Ich kann es kaum glauben!« Phyllida brach ab, fuhr dann mit glänzenden Augen fort. »Nun, natürlich glaube ich Ihnen. Aber es ist ungeheuer aufregend zu erfahren, dass Sie eine Colyton sind. Eine Colyton aus Colyton! Es ist wundervoll, dass jemand aus der alteingesessenen Familie ins Dorf zurückkehrt.«
Em schüttelte kaum merklich den Kopf. Genau wie Jonas hatte Phyllida das Augenmerk auf die Familie gerichtet und nicht auf den Schatz.
Nachdem Jonas und sie aus dem Keller gekommen waren, hatte sie noch mit Gladys und Cook gesprochen. Doch keine der beiden wusste irgendetwas über einen geheimnisvollen Schrein. Anschließend hatten Jonas und Em sich über den Waldpfad auf den Weg nach Colyton Manor gemacht. Lucifer und Phyllida waren beide daheim. Auf Jonas’ Vorschlag hin hatten sie Aidan und Evan Miss Sweet überlassen und sich ins Wohnzimmer zurückgezogen; bei
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