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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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man es nennen wollte, war beeindruckend, viel größer und deutlich geräumiger als die Gruft unmittelbar unter der Kirche. Während die Grabstätten in der Kirchengruft dicht zusammengedrängt waren, lagen sie hier großzügig angeordnet und mit breiten Zwischenräumen nebeneinander. Viele waren mit einem Baldachin überdeckt; bei allen handelte es sich um große, ausladende Gräber, sogar bei denen für Kinder.
    Henry und Filing waren hinter Em die Treppe hinuntergestiegen. Die vier hatten sich verteilt, bewegten sich schweigend durch die kurzen Gassen zwischen den Grabstätten.
    »Wonach suchen wir?«, wisperte Henry.
    »Nach einem Kasten oder einer Truhe«, antwortete Em mit ebenso gedämpfter Stimme, da dies in dieser Umgebung nur angemessen schien. »Nach irgendeinem Gefäß, das den Schatz beherbergen könnte.«
    »Hast du irgendeine Vorstellung, welche Größe dieser Behälter ungefähr haben müsste?«, hakte Jonas nach.
    Em schüttelte den Kopf, blieb stehen und schaute sich in dem Raum um. Zählte stumm ... Es mussten mehr als hundert Gräber sein.
    Jonas fasste ihre Gedanken in Worte. »Es würde Wochen dauern, wollten wir all diese Gräber öffnen und durchsuchen. Hast du eine Ahnung, in welchem der Schatz versteckt sein könnte?«
    Em ließ eine Hand auf dem Grabstein eines vor langer Zeit verstorbenen Colyton ruhen und dachte über alles nach, was sie jemals über den Schatz und über die Verse erfahren hatte. »Die Verse sind wahrscheinlich im frühen sechzehnten Jahrhundert entstanden. Das heißt, der Colyton, der damit zu tun hatte, muss aus jener Zeit stammen oder kurz vorher gelebt haben. Aber«, sie verzog das Gesicht, da es wie immer ein »Aber« gab, »es gibt keinerlei Hinweis darauf, dass der Schatz mit einem ganz bestimmten Grab zu tun hat.«
    Filing hatte die Ausdehnung des Gewölbes mit dem Blick abgemessen. »Ich schlage vor, dass wir zuerst nach sämtlichen kastenähnlichen Behältnissen suchen, ganz gleich, ob sie mit Gräbern zu tun haben oder nicht. Wenn wir auf diesem Wege nichts finden, dann können wir uns den Kopf darüber zerbrechen, welches Grab wir als Erstes öffnen wollen.«
    Em, Jonas und Henry murmelten zustimmend und machten sich paarweise an die Arbeit. Jedes Paar hatte eine Laterne. Jonas und Em begannen an einem Ende des Gewölbes, während Filing und Henry sich die andere Seite Vornahmen und sich von der Mitte aus zur gegenüberliegenden Wand vorarbeiteten.
    Als sie die letzte Gräberreihe erreicht hatten, bemerkten Em und Jonas, dass sich das Gewölbe noch ein Stück weiter erstreckte. Jonas hielt die Laterne hoch und spähte in den Abschnitt. »Da ist ein Tunnel. Vermutlich führt er in eine andere Höhle.« Er warf Em einen Blick zu. »Das erklärt die frische Luft. Dieses Gebiet ist von einem Tunnelsystem durchzogen.«
    »Und hier gibt es noch einen Tunnel.« Henrys Stimme drang durch das Dämmerlicht zu ihnen.
    Er deutete zu einem dunklen Bereich der Mauer direkt gegenüber der Treppe.
    »Zweifellos«, rief Filing ihnen mit gedämpfter Stimme zu, »befinden sich hier die Ruhestätten sämtlicher Colytons, und es gibt noch viel Platz. Ich glaube nicht, dass wir uns noch woanders umschauen müssen.«
    Jonas signalisierte, dass er verstanden hatte. Zusammen mit Em konzentrierte er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Gräber um sich herum. Die Suche nach einem infrage kommenden Kasten war keine leichte Aufgabe; die Gräber waren unterschiedlich gestaltet und an jedem einzelnen fanden sich zahlreiche Ecken, Kanten und Nischen, die durchsucht werden mussten. Jede Ruhestätte musste gründlich untersucht werden, bevor sie als Versteck der gesuchten Kiste ausgeschlossen werden konnte.
    Die Arbeit ging nur langsam voran, auch deshalb, weil sie sich auf das Licht zweier Laternen beschränken mussten. Nur dort, wo das Licht hinfiel, konnten sie gründlich suchen. Schon der unmittelbare Umkreis war in die Schatten der reicher verzierten Gräber getaucht.
    Schließlich hielt Em inne. Die Familiengeschichte besagte zwar nicht, dass der Schatz im Grab jenes Colytons verborgen lag, der ihn erobert hatte; es gab aber auch nichts, was dagegen sprach. »Ich werde nach den älteren Gräbern suchen«, kündigte sie an und schaute sich um.
    Jonas konzentrierte sich gerade auf ein besonders großes Gemäuer und nickte nur.
    Die Laterne hatte er oben auf die Grabstätte gestellt. Em schaute sich immer noch um, prüfte, wie weit das Licht reichte. Weit genug, um die Jahreszahlen der

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