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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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ihrer Ahnen.
    Fluch oder Segen?
    Was für eine Ironie des Schicksals, dass sie nun, nachdem sie den Familienschatz nach jahrelanger Suche gefunden hatte, wegen dieses Schatzes vorzeitig sterben sollte - in der Gruft ihrer Vorfahren.
    Hastig schob sie den düsteren Gedanken beiseite. Sie würde nicht sterben. Nicht, wenn sie es verhindern konnte.
    Ihr Blick wanderte zur Tür des Colyton-Gewölbes. Der Schlüssel der Gruft steckte nicht im Schloss. Vermutlich hatte der Verbrecher ihn in seinem Besitz, was bedeutete, dass er sie und ihre Schwestern in die Gruft einsperren konnte.
    Falls das geschah ... falls sie die Begegnung überlebten und in der Gruft eingeschlossen wurden, würde Jonas glücklicherweise erfahren, wo sie steckten, sobald er ihre Nachricht am Abend fand. Dafür hatte sie immerhin gesorgt.
    Es gab nichts mehr, was sie noch hätte vorbereiten können. Sie musste hinuntergehen und sich dem Schurken stellen.
    Em atmete tief durch, streckte das Kinn vor und hob die Laterne, bevor sie den Beutel schulterte und die schmalen Stufen betrat, die nach unten zu den Grabstätten ihrer Familie führten.
    Sie beeilte sich nicht, sondern achtete genau auf jede einzelne Stufe. Er wusste, dass sie unterwegs war; es gab also keinen Grund, blindlings vorwärts zu stürmen.
    Das Licht ihrer Laterne huschte über die Grabsteine und verschnörkelten Grabaufsätze, warf deren monströse Schatten auf die Wände. In der Gruft hatte es keine andere Lichtquelle gegeben. Der Verbrecher musste die Laterne, die sich normalerweise in der Gruft befand, mitgenommen haben, doch sie konnte unten in dem Gewölbe keinen Lichtschimmer erkennen. Es würde dort so dunkel sein wie in einem Grab.
    Befand sich der Mann vielleicht sogar hinter ihr?
    Der Gedanke ließ sie auf der letzten Stufe herumwirbeln und zurückschauen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, aber selbst als sie angestrengt lauschte, konnte sie kein Geräusch vernehmen, das die Anwesenheit eines anderen Menschen in der Gruft verraten hätte. Oder sogar auf der Treppe, die nach unten führte.
    Em wandte sich wieder zum Gewölbe und verdrängte die aufkeimende Panik. Entschlossen trat sie auf den notdürftig behauenen Boden.
    Das letzte Mal war sie in Begleitung anderer Menschen hier gewesen. Damals war ihr nicht bewusst, wie unheimlich dieser Ort sein konnte, wie bedrückend die undurchdringliche Dunkelheit auf ihr lastete. Jetzt schienen ihre Nerven aufzuschreien, all ihre Instinkte waren alarmiert, und das untrügliche Gefühl drohenden Unheils drängte sie zur Flucht ... zurück ins Licht, hinaus aus dem Dunkel.
    Wieder schluckte Em schwer, zwang sich, die Laterne höher zu halten und sich umzuschauen. Sie war sich sicher, etwas erspäht zu haben - etwas Böses -, aber gleichzeitig wuchs die Empfindung, allein zu sein, allein mit den Toten.
    Em mahnte sich, dass es ihre Toten waren. Ausschließlich Colytons, ausschließlich ihre Ahnen. Wenn hier überhaupt jemand etwas zu befürchten hatte, dann er, der das Erbe ihrer Familie stehlen wollte.
    Sie rief sich die Anweisungen des Verbrechers ins Gedächtnis und machte sich langsam auf den Weg zur Grabstätte ihrer Urahnin, jener Frau, die weitsichtig genug gewesen war, den Schatz zurückzulegen und so klug zu verstecken.
    Als sie die Grabstätte erreicht hatte, hob sie den Segeltuchbeutel und stellte ihn an die Stelle, wo sich vorher die Steinkiste befunden hatte. Dabei ließ sie die Münzen und Juwelen laut klimpern.
    Der Lärm klang durch das Dunkel. Sie wartete, schärfte die Sinne, um die Richtung zu ermitteln, aus der die Gefahr sie anspringen würde. Drehte sich langsam im Kreis, sah aber immer noch niemanden.
    »Emily.«
    Der Name drang wie ein gespenstisches Wispern an ihr Ohr. Anfangs war sie sich nicht sicher, ob das Geräusch nicht vielleicht doch ihrer eigenen Einbildung entsprungen war.
    Aber da war es wieder, eindringlicher diesmal, schwach verlockend: »Emi...ly.«
    Die Stimme drang aus dem Eingang einer der beiden Tunnel zu ihr, die noch tiefer ins Herz des Kalksteinfelsens führten.
    »Emi...ly.«
    Noch eindringlicher. Die Stimme eines Mannes, bestimmt nicht die ihrer Halbschwestern. Gleichwohl keine Stimme, die sie erkannte.
    Em zögerte, schnappte sich den Segeltuchbeutel und eilte zur Öffnung. Die Laterne hielt sie hoch, schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie einen Blick auf die Zwillinge werfen konnte -aber ihre Augen trafen auf nichts anderes als auf die Mauern eines schmalen Durchlasses.
    Der in die

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