Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
pechschwarze Dunkelheit führte.
    »Emily.«
    Jetzt klang die Stimme missbilligend, so als wollte sie schimpfen. Es war eindeutig, dass sie in den Tunnel gehen sollte.
    Ihr Herz flatterte panisch. Allein der Gedanke daran, was sie im Begriff zu tun war, ließ ihr das Blut aus den Wangen schwinden.
    Aber sie durfte nicht zaudern ... Es gab keinen Weg zurück. Die Zwillinge setzten all ihr Vertrauen in sie, setzten ihre ganze Hoffnung einzig und allein in ihre große Schwester.
    Em atmete hastig ein, kämpfte darum, ihr rasendes Herz zu beruhigen, und klammerte eine Hand noch fester um den Segeltuchbeutel. Die andere Hand schloss sie fest um den Griff der Laterne, hob das Licht hoch über ihren Kopf und trat in den dunklen Gang.

21
    Es war später Nachmittag, als Jonas zum Gutshof zurückkehrte. Er hatte das ganze Dorf auf den Kopf gestellt, um Silas und Potheridge zu finden, allerdings ohne Erfolg. Doch nach Aussagen von Miss Hellebore und Mrs Keighley, die sich um Silas’ Haushalt kümmerte, hatten beide Männer jede Nacht zu Hause verbracht.
    Beide, so schien es, waren demnach noch im Dorf.
    Was die Möglichkeit eröffnete, dass einer - oder sogar beide - etwas über den Angriff auf ihn wussten.
    In Jonas wuchs die Gewissheit, dass es nicht Silas war, der ihn niedergestreckt hatte. Und die Heftigkeit der Attacke ließ ihn daran zweifeln, dass Potheridge es gewesen war, denn der Mann war korpulent und schwerfällig. Er bezweifelte, dass Potheridge lautlos über einen sauberen Steinfußboden schleichen konnte, geschweige denn über einen Pfad durch den Wald.
    Aber Potheridge war ein ungehobelter Kerl, hatte noch dazu Em bedroht. Nach Ems Worten zu urteilen gehörte ihr Onkel zu jenen Menschen, denen schon ein kleiner Groll ausreichte, um gewalttätig zu werden. Und Silas mochte verzweifelt genug sein, um den Schatz als Chance zu betrachten, die man auf keinen Fall verstreichen lassen durfte. Vielleicht hatte ihn keiner der beiden selbst überfallen; aber er würde keine Wette darauf eingehen, dass nicht einer von ihnen einen Verbrecher angeheuert und ihm erklärt hatte, wo er ihn abpassen solle.
    Jonas traute es sowohl Silas als auch Potheridge zu, jemanden für die Drecksarbeit zu engagieren.
    Er kehrte über den vorderen Hof zum Haus zurück. Aber anstatt Mortimer zu bemühen, umrundete er die Veranda und betrat das Haus durch die Seitentür. Kaum hatte er die Halle erreicht, wandte er sich zur Bibliothek, als Gladys durch die grüne Schwingtür kam, die in die Küche führte.
    »Ach, da sind Sie ja endlich!« Gladys stürmte auf ihn zu und schwenkte ein gefaltetes Blatt Papier. »Jenny, das Mädchen, das oben sauber macht, hat das hier auf dem Tisch in Ihrem Zimmer gefunden. Es war nicht gefaltet, aber sie kann nicht lesen, deshalb war sie sich nicht sicher, ob sie es wegwerfen soll oder nicht. Also hat sie es zu mir nach unten gebracht. Ich habe es natürlich auch nicht gelesen, aber bemerkt, dass die Nachricht von Miss Emily stammt. Daher dachte ich, Sie würden sich dafür interessieren.«
    Jonas nahm den Brief, faltete ihn auseinander. Begann zu lesen.
    »Wohlgemerkt«, rief Gladys auf dem Weg zurück in die Küche, »ich habe keine Ahnung, wie der Brief auf Ihren Schreibtisch gelangt ist. Meines Wissens ist heute Vormittag niemand ins Haus gekommen.«
    Aber Jonas hörte schon längst nicht mehr zu, hatte den Blick fest auf Ems panisches Gekritzel gerichtet. Sein Geist war gefesselt, wie gebannt von dem, was sie schrieb. Der letzte Teil des Briefes, in dem sie ihm unmissverständlich ihre Liebe gestand, hätte ihn mit Jubel erfüllen sollen, aber ... Sein Blick kehrte sofort wieder zu den ersten Zeilen zurück.
    Jonas konnte kaum glauben, was er las.
    Em hatte sich allein in Gefahr begeben; versuchte, allein mit dem Entführer - Potheridge? - fertigzuwerden und die Zwillinge zu retten. Sie wollte den Schatz übergeben, die Zukunft der Familie, in der Hoffnung zu überleben - und aus dem Tonfall in ihrem Brief wurde klar, dass es tatsächlich nicht mehr als eine Hoffnung war.
    »Verdammt!« Jonas biss die Zähne zusammen und schob den Brief in die Tasche. Sie hatte ihm versprochen - versprochen -, über jedes Problem mit ihm zu reden, jede Sorge mit ihm zu teilen und ihm zu erlauben, ihr zu helfen. Ja, sie hatte ihm geschrieben, aber sie hatte eindeutig nicht damit gerechnet, dass er den Brief schon so bald finden würde ...
    Er schaute auf die Uhr. Um zwei hatte er sie verlassen, und jetzt war es kurz nach

Weitere Kostenlose Bücher