Stolz und Verfuehrung
konnte aber nichts ausrichten, solange Jonas noch im Tunnel stand.
Dann betrat Jonas die Höhle. »Em?«
Hadley bewegte sich.
»Jonas, er hat ein Messer! Er ist hier drüben!«
Hadley fuhr herum, blinzelte wütend, während er versuchte, sie ausfindig zu machen. Aber er hatte die ganze Zeit über ins Licht geschaut, und Em blieb weit genug vom Lichtkreis entfernt, um praktisch unsichtbar zu sein.
Ihre Muskeln zuckten, aber es gelang ihr, sich zu beherrschen. Solange sie sich nicht rührte, konnte er sie nicht entdecken.
Jonas hatte sich in ihre Richtung gedreht. Hadley war einen Schritt zur Seite getreten - und Em hörte Jonas fluchen, als der Lichtkegel seiner Laterne über sie schweifte.
Hadley hatte den Blick auf sie gerichtet. Wutschnaubend stürzte er sich auf sie, die Hände ausgestreckt und die Finger gebogen, um nach ihr zu greifen.
Jonas schleuderte seine Laterne auf Hadley, traf ihn hinten in den Nacken, hart genug, um ihn taumeln zu lassen; Hadley schwang sich zu Jonas herum und wandte sich von Em ab.
Jonas hechtete nach der Laterne. Der Lump wollte Em als Geisel nehmen - nur aus diesem Grund war er in die Höhle zurückgerannt.
Er stieß mit Hadley zusammen, und beide gingen zu Boden. In der Hitze des Augenblicks hatte er die Wunde an seiner Schulter vollkommen vergessen. Aber der sengende Schmerz bei seiner Landung erinnerte ihn eindrucksvoll daran.
Hadley hingegen hatte die Verletzungen nicht vergessen, weder die an der Schulter noch die am Kopf. Seine Miene verzog sich zu einer boshaften Fratze, als er versuchte, Druck auf Jonas’ verwundete Schulter auszuüben, ihn mit aller Kraft nach unten drückte.
Jonas biss die Zähne zusammen und kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit. Es gab nur eine Möglichkeit, dem zunehmenden Druck zu entgehen: Er musste sich auf den Rücken drehen, musste den immer noch empfindlichen Schädel auf den Steinboden legen - und Hadley damit den Vorteil gewähren, über ihm zu sein.
Ein Vorteil, den Hadley sofort nutzte und mit dem Messer in seiner Faust nach Jonas stieß.
Jonas schnappte nach Hadleys Hand, nach dessen Faust, die er mit beiden Händen umschlang und nach oben bog, während Hadley weiter nach unten drückte.
Jonas’ Arme begannen zu zittern.
Em umkreiste die ringenden Männer und bemerkte das Zittern in Jonas’ Armen.
Bemerkte das Blut an seiner Schulter, das aus einer hässlichen Wunde in sein Hemd und die Jacke sickerte.
Heiße Wut rauschte ihr durch die Adern. Mit zusammengepressten Lippen griff sie nach der bisher nutzlosen Laterne, wog sie in der Hand, prüfte den Henkel, trat dann vor und ließ den schweren Untersatz auf Hadley niederschwingen.
Krachend landete die Laterne auf seinem Schädel.
Der Mann erstarrte, taumelte zurück, schüttelte benommen den Kopf.
Das scharfe Krachen hallte von den Wänden der Höhle wider. Hadleys Kopf sank nach hinten, bevor sein Körper langsam folgte; seine Augen waren geschlossen, als er seitlich auf den Steinboden sackte.
Von Jonas herunter.
Em betrachtete das Resultat ihrer gemeinsamen Anstrengung - Hadley war eindeutig bewusstlos -, ließ die Laterne fallen und ging neben Jonas auf die Knie. »Du blutest!« Sie wurde blass, als sie ihn sanft an der Schulter berührte. »Guter Gott! Hat er dich wirklich angeschossen?«
»Es ist nur eine Fleischwunde.« Jonas presste die Lippen zusammen, richtete sich auf und brachte es fertig, wieder auf die Beine zu kommen. Er griff nach dem Messer, das Hadley aus der Hand gefallen war, steckte die Waffe in seine Tasche und schaute Em an, die sich ebenfalls erhob.
Jonas verspürte einen unbändigen Zorn in sich aufsteigen, als er die letzten Minuten - vor allem den Moment, in dem Hadley sich auf Em gestürzt hatte - im Geiste Revue passieren ließ. Er wusste, dass seine Augen vor Wut blitzten, als er ihren hellen Blick auffing. »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht, ohne mich hierherzukommen?«
Überrascht kniff Em die Augen zusammen, blinzelte. »Du musst meinen Brief gelesen haben. Ich musste doch das Lösegeld zahlen und die Zwillinge retten.«
Jonas nickte. »Das verstehe ich. Aber ich verstehe nicht, warum du es nicht für angebracht gehalten hast, mich zu benachrichtigen, obwohl du versprochen hattest, dass du es tun würdest. Obwohl du versprochen hattest, all deine Sorgen mit mir zu teilen. Hast du das vergessen?« Er stemmte die Hände auf die Hüften, brachte sein Gesicht nahe an ihres und schenkte dem pochenden Schmerz in seiner Schulter keine
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