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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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stolperte Em vorwärts, genau wie die Mädchen, die sich an sie klammerten. Die Dunkelheit war so undurchdringlich, dass sie sich wie eine schwere Last auf Ems Lider zu senken schien. Schon vor längerer Zeit hatte sie die Augen geschlossen; die undurchdringliche Schwärze war so verwirrend gewesen, dass sie sich zu fragen begann, ob sie gar das Augenlicht verloren hatte.
    Obwohl sie sich einredete, die Brise sei ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie nicht eingeschlossen waren. Obwohl sie sich vorbetete, dass die Dunkelheit nur dunkel war und sich außer ihnen nichts Lebendiges in der Höhle befand, wuchs ihre Angst immer mehr, schwoll in ihrer Brust an wie ein Ballon, drückte gegen ihre Lungen und machte ihr das Atmen schwer.
    Aber die Zwillinge vertrauten darauf, wieder ins Licht geführt zu werden. Von ihr. Sie hatte keine Zeit für Schwäche.
    »Gibt es hier unten Mäuse?«, wisperte Bea.
    »Das bezweifle ich«, antwortete Em so nüchtern, wie es ihr nur möglich war. »Ohne Futter keine Mäuse.«
    »Oh.« Bea verfiel in Schweigen.
    Gertie meldete sich zu Wort. »Und was ist mit Spinnen?«
    »Zu feucht.« Das hoffte Em jedenfalls. Denn auch ohne solche Krabbeltiere war ihre Angst schon bedrückend genug.
    Plötzlich wurde der Luftzug stärker. Das konnte nur bedeuten, dass sie sich dem Eingang des Tunnels näherten; eigentlich hatte sie angenommen, dass sie noch ein gutes Stück von ihm entfernt waren.
    Konnte es sein, dass es zwei Gänge gab?
    Em hatte zwar keinen zweiten Gang gesehen, aber ... die Brise auf ihren Wangen wurde stärker.
    Em blieb stehen und zwang sich, ihre Lage neu zu überdenken. Mit geschlossenen Augen konzentrierte sie sich auf den Luftzug, drehte den Kopf langsam von links nach rechts.
    Ihre Sinne täuschten sie nicht. Die Luft kam jetzt aus zwei verschiedenen Winkeln.
    Aus zwei verschiedenen Gängen.
    Welcher führte in das Colyton-Gewölbe und damit in die Sicherheit?
    All die Geschichten, die Jonas und später auch Henry ihr über das verzweigte Höhlensystem in der Gegend erzählt hatten, wie Menschen sich in ihm verloren hatten und nie wieder aufgetaucht waren, spukten ihr durch den Kopf.
    »Habt ihr vielleicht noch einen anderen Gang gesehen, außer den zum Gewölbe?«, fragte Em und bemühte sich um einen möglichst unbesorgten Tonfall.
    »Es gab noch eine Öffnung«, erwiderte Gertie, »noch so einen Gang wie den, durch den Mr Jervis uns geschleppt hat. Zu unserer Linken, als wir hier reinkamen.«
    Em nickte, dankte dem Himmel für die aufmerksamen Mädchen. »Gut. Das heißt, von uns aus gesehen ist der Tunnel zum Gewölbe also jetzt der linke.«
    Es war nervenaufreibend, mit geschlossenen Augen Entscheidungen über die einzuschlagende Richtung treffen zu müssen. Sie schlug die Augen auf und drehte den Kopf, sodass die Brise aus dem falschen Tunnel, dem auf der rechten Seite, ihr direkt ins Gesicht blies. Das, redete sie sich ein und blinzelte ins Dunkel, ist die falsche Richtung.
    Em dachte nach, blinzelte wieder. Spielte die Einbildung ihr etwa einen Streich? Oder gar ihre Augen? Oder stimmte es tatsächlich, dass die Mauern im falschen Gang heller wurden? Sichtbar wurden?
    Durch die Stille drang das Geräusch von Tritten an ihre Ohren.
    Männerstiefel. Hadley? Oder die Rettung?
    Oder beides?
    Ihre alarmierten Sinne machten zwei Arten Schritte aus, die in ihre Richtung liefen - die ersten in größerer Nähe, polternd, beinahe rennend, und die zweiten weiter entfernt, ebenfalls hastig, aber nicht in der gleichen Geschwindigkeit wie die ersten.
    Der erste Mann war in dem rechten Tunnel, der andere, ein wenig langsamere Mann kam dagegen aus dem Gewölbe.
    Aus den Trittgeräuschen konnte Em nur schließen, dass beide Männer Stiefel mit Absätzen trugen und nicht die flachen, absatzlosen Schuhe der Arbeiter.
    Hadley, Jervis oder wie auch immer er hieß, hatte Stiefel getragen. Jonas trug immer Stiefel.
    Vor ihnen - zwar immer noch ein Stück entfernt, aber nicht so weit, wie sie gedacht hatte - wurde die Wand der Höhle sichtbar, auf die sie die ganze Zeit zuhielten. Sie war immer deutlicher auszumachen, schimmerte in immer stärker werdendem Licht, das aus den beiden Tunneln drang.
    Beide Männer hatten Laternen.
    Der eine Mann bedeutete Rettung und Sicherheit. Der andere höchste Gefahr.
    Wer brachte was?
    Glücklicherweise waren die Zwillinge stumm geblieben. Em spürte, wie sie sich an ihre Röcke klammerten.
    Blitzartig wurde ihr klar, dass die Männer sie nicht auf Anhieb

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