Stolz und Verfuehrung
wiederholt betonte, die Aufnahme in Pembroke war, das frühere College ihres Vaters in Oxford.
»Natürlich haben wir dort Verbindungen«, sagte sie, schon wieder auf dem Weg zur Tür. »Sofern Henry die erforderlichen Leistungen vorweisen kann, wartet dort ein Platz auf ihn.«
»Ausgezeichnet.« Filing begleitete sie; Henry nickte Tallent zum Abschied zu und folgte ihr.
An der Tür blieb Em noch einmal stehen. »Wir sollten uns noch über Ihr Honorar unterhalten.«
Filing schaute sie an, in seinem Blick eine Mischung aus Eifer und Freundlichkeit. »Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte, dann verschieben wir dieses Gespräch auf später. Wenn wir wissen, wo Henrys Unterricht ansetzen wird.« Der Vikar wandte sich an ihren Bruder. »Henry ist recht fortgeschritten. Es könnte sein, dass er weniger wissensvermittelnden Unterricht als vielmehr ein wenig Anleitung braucht. Und das wäre auch für mich ein Vergnügen.«
Em nickte. »Einverstanden. Über die Einzelheiten verständigen wir uns später.«
Tallent stand immer noch am Fenster, und seine Anwesenheit war ihr nur zu bewusst - ja, es schien sogar, als könnte sie gar nicht mehr anders, als ihn wahrzunehmen. Sie drehte sich zu ihm um und gönnte ihm ein hochmütiges Nicken. »Guten Tag, Mr Tallent.«
Seine Mundwinkel hoben sich, als er sich höflich verneigte. »Miss Beauregard.«
Mit hocherhobenem Kopf rauschte sie durch die Tür des Pfarrhauses hinaus ins Freie.
Filing folgte ihr und verabschiedete sie und Henry auf der Treppe.
Nachdem er wieder ins Haus zurückgekehrt war, schloss Filing die Tür und gesellte sich zu Jonas ans Fenster. In freundschaftlichem Schweigen beobachteten sie, wie Emily Beauregard mit ihrem Bruder ins Dorf hinunterstieg.
Als die beiden die Straße erreicht hatten, murmelte Filing: »Sehr merkwürdig.«
Jonas schnaubte. »Eine Gastwirtin, deren Vater Pembroke besucht hat und die wild entschlossen ist, ihren Bruder auch dort ausbilden zu lassen. Ganz sicher keine gewöhnliche Gastwirtin.«
»Die Familie stammt mindestens aus dem niederen Landadel, was meinst du?«
Jonas nickte. »Mindestens. Bevor du fragst, ich habe nicht die geringste Ahnung, was die Familie hierher getrieben hat. Aber es stimmt, Miss Emily Beauregard ist in der Tat die neue Gastwirtin des Red Beils.«
»Gemessen an Juggs kann sie es nur besser machen.«
»Genau das dachte ich auch.«
Kopfschüttelnd trat Filing vom Fenster fort. »Eine faszinierende Familie. Der Junge ist überaus klug.«
»Seine Schwester auch.«
»Gibt es nur diese zwei?«, fragte Filing, während er zu dem Schrank in der Zimmerecke ging, der die jüngsten Unterlagen der Colyton Import Company enthielt.
»Nein. Es gibt noch mehr. Eine Schwester, die«, Jonas bemühte sein Gedächtnis, »dreiundzwanzig Jahre alt ist. Dann noch Zwillingsmädchen, die angeblich zwölf sein sollen. Ich glaube aber, sie sind jünger.«
Als Filing fragend die Brauen hochzog, schüttelte Jonas den Kopf. »Eine lange Geschichte. Und unbedeutend noch dazu.« Er nickte in Richtung der Papiere, mit denen Filing wedelte. »Sind das die Bewilligungen?«
»Ja, es sind drei.«
Die Männer setzten sich an den Tisch und erledigten die notwendigen geschäftlichen Formalitäten.
Als sie fertig waren, schob Filing die Papiere zusammen und legte sie zur Seite. »Das nächste Schiff soll kommende Woche in Axminster festmachen.«
Jonas erhob sich, nickte. »Ich werde Oscar benachrichtigen. Damit er Bescheid weiß.«
Filing begleitete ihn zur Tür. Schulter an Schulter blieben sie auf dem oberen Treppenabsatz stehen und ließen den Blick über den Gemeindeanger schweifen - bis zum Gasthaus.
»Henry wird den ganzen Nachmittag bei mir sein. Ich werde Bescheid geben, falls ich etwas Neues über die Familie erfahre«, sagte Filing ruhig.
Jonas nickte und ging die Treppe hinunter. »Ich habe vor, mich ein wenig mit der zauberhaften Miss Beauregard zu unterhalten, während der Junge hier ist. Wenn ich irgendetwas Interessantes aus ihr herausbekomme, werde ich es dich ebenfalls wissen lassen.«
Filing drehte sich zur Tür, hielt aber noch einmal inne. »Sie ist auf der Hut vor dir.«
»Ich weiß.« Jonas lächelte, als er das Ende der Treppe erreichte. »Aber ich glaube, dass ich genau den richtigen Köder habe, den ich vor ihrem hübschen Näschen baumeln lassen kann.«
3
»Guten Tag, Miss Beauregard.«
Em schaute von dem Papierstapel auf und entdeckte Jonas Tallent, der den Türrahmen ihres kleinen Büros
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