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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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blockierte. Es gelang ihr, sich das Lächeln zu verkneifen, obwohl es sie gehörige Anstrengung kostete - in seinem langen Umhang, der bis an den Rand seiner auf Hochglanz polierten Reitstiefel reichte, bot er einen beeindruckenden Anblick. Die Reitkleidung hatte er zugunsten einer förmlicheren Jacke und einer ebenso förmlichen Weste abgelegt. Er sah aus, als wäre er geradewegs einem Modemagazin für Gentlemen entstiegen.
    Em kämpfte gegen ihre flatternden Nerven und nickte kurz. »Mr Tallent.«
    Er sprach nicht weiter, sondern schaute sie schweigend an. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«, fragte sie ihn pflichtbewusst.
    »Um aufrichtig zu sein, ich bin derjenige, der Ihnen zu Hilfe kommt.«
    Jonas hatte mit tiefer, unbeschreiblich samtiger Stimme gesprochen, und es kam ihr vor, als würden die Worte sanft über sie hinwegstreichen. Unwillkürlich meldete sich ihr Misstrauen.
    Sein Lächeln wurde breiter, ganz so, als wüsste er, was in ihr vorging. »Mir scheint, es wäre vorteilhaft für Sie, wenn Sie Finch kennenlernen würden, unseren Händler in Seaton, um seine Waren persönlich zu inspizieren. Ich hatte die Absicht, mit meinem Zweispänner hinzufahren, und habe mich gefragt, ob Sie mich begleiten möchten.«
    Ein Treffen mit dem Hauptlieferanten - der zugleich das Konto verwaltete, welches sie nutzen würde - in seinem Lagerhaus, an Jonas’ Seite ...
    Noch vor Kurzem hätte Em geschworen, dass nichts auf der Welt sie hätte bewegen können, Jonas Tallent freiwillig näher zu kommen, rein körperlich gesehen, aber ... Sie legte ihren Stift ab. »Wie lange werden wir unterwegs sein?«
    »Höchstens zwei Stunden, hin und zurück, einschließlich des Gesprächs mit Finch.« Er deutete mit einem Nicken auf den Papierstapel. »Wenn Sie Ihre Listen mitnehmen, können Sie gleich die erste Bestellung aufgeben.«
    Die Gelegenheit war einfach zu günstig, um sie verstreichen zu lassen, und sie war sich sicher, dass Tallent dieser Umstand vollkommen bewusst war.
    Allerdings wusste er nicht, dass sie sehr wohl in der Lage war, ihn in die Schranken zu weisen, ganz gleich, was er sich einbildete oder versuchte. Das gehörte zu den Dingen, die sie während der Jahre im Haus ihres Onkels gelernt hatte. In der Kunst, sich aufdringliche Gentlemen unmissverständlich vom Leib zu halten, konnte ihr niemand das Wasser reichen.
    Em schob den Stuhl zurück und erhob sich. »Ausgezeichnet. Wenn Sie sich bitte gedulden wollen, bis ich meine Haube geholt habe?«
    »Natürlich.« Er trat zurück, um sie an sich Vorbeigehen zu lassen. »Vielleicht brauchen Sie auch Ihren Umhang«, fügte er hinzu, als sie gerade in die Gaststube treten wollte, »je mehr wir uns der Küste nähern, desto stärker wird der Wind.«
    Auf dem Weg zur Treppe lächelte sie in sich hinein. Denn ein Gentleman, der sich um die Bequemlichkeit einer Dame sorgte, stellte wohl kaum eine große Bedrohung dar.
    Sie setzte einen Fuß auf die Treppe.
    Jonas war ihr bis zu den untersten Stufen gefolgt. »Meine Pferde sind unruhig. Ich werde draußen auf Sie warten.«
    Fünf Minuten später stand Em draußen bei ihm und sah sich gezwungen, ihre Auffassung von »Bedrohlichkeit« zu korrigieren. Die kastanienbraunen Rosse tänzelten so unruhig hin und her, als hätte der Teufel persönlich sie angeschirrt.
    Jonas lächelte, als er ihr Zögern bemerkte. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich weiß mit ihnen umzugehen.«
    Em hob den Blick und schaute zu ihm auf. »Wie viele Gentlemen haben genau diese Worte schon ausgesprochen ... kurz bevor ihre Kutsche sich überschlug?«
    Er lachte. Das Geräusch übte eine seltsam belebende Wirkung auf sie aus.
    Jonas nahm die Zügel in eine Hand und legte die andere auf sein Herz. »Ich schwöre bei meiner Ehre, dass Sie nicht im Dreck landen werden.«
    Em hüstelte verlegen, raffte ihre Röcke ein paar Zentimeter hoch und streckte die Hand nach der Kutsche aus.
    Er hielt ihr die behandschuhte Hand entgegen, um ihr hinaufzuhelfen; ohne weiteres Nachdenken legte sie ihre Finger in seine. Seine Hand schloss sich fest um ihre - und der Boden unter ihren Füßen schien plötzlich zu wanken.
    Zu taumeln.
    Er zog sie hoch. Em landete auf dem Sitz neben ihm und gab sich alle Mühe, nicht nach Luft zu schnappen.
    Guter Gott! Wann würden ihre erbärmlichen Nerven endlich zur Ruhe kommen?
    Wann endlich die Aufregung überwinden?
    Jonas hatte nicht versucht, ihre Hand länger als nötig festzuhalten. Er trug lederne Handschuhe, genau wie

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