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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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in ihrem strahlenden Blick war unübersehbar.
    Seine Lippen zuckten. »Wir haben geschäftliche Dinge zu besprechen.« Mit einer Handbewegung forderte er sie auf weiterzugehen.
    Stirnrunzelnd drehte Em sich nach vorn und machte sich an den Aufstieg.
    Jonas folgte ihr. Er war sich darüber im Klaren, dass Henry ihn beobachtete. Der Junge schaute oft in seine Richtung, er war bereit, seine Schwester energisch zu verteidigen, wenn es nötig sein sollte - was bislang nicht der Fall war. Im Blick des jungen Kerls lag ebenso viel Neugier wie Misstrauen.
    Em war ebenfalls klar, dass ihr Bruder Jonas Tallent abschätzte. Vollkommen unerwartet stellte sie fest, dass sie dem zwiespältig gegenüberstand. Während sie keinerlei Absichten hegte, Tallent zu ermutigen, sich um sie oder ihre Familie zu bemühen, war ihr gleichzeitig schmerzlich bewusst, dass Henry in den vergangenen Jahren jegliches männliche Vorbild gefehlt hatte. Denn in dieser Hinsicht war ihr Onkel ganz sicher nicht in die Fußstapfen ihres Vaters getreten. Henry brauchte männliche Führung, brauchte ein Vorbild und mehr noch, er brauchte einen Mann, zu dem er aufschauen konnte. Filing mochte sich durchaus um den Unterricht kümmern; aber sie bezweifelte, dass ein Vikar die andere, zwar weniger greifbare, doch nicht minder wichtige Rolle zu übernehmen verstand.
    Aber Jonas Tallent würde sich darauf verstehen.
    Abgesehen von der Wirkung, die er auf sie und ihr angespanntes Nervenkostüm ausübte, fand sie nichts an ihm, woran sie hätte Anstoß nehmen können. Seine gesellschaftliche und finanzielle Stellung entsprachen größtenteils der ihres Bruders -oder doch zumindest der Stellung, die Henry eines Tages einnehmen würde.
    Als Vorbild für Henry würde Tallent sich wunderbar eignen.
    Es sei denn, sie entdeckte dunkle Flecke auf seiner weißen Weste.
    Der Pfad über die Gemeindewiese war steil. Die Stufen waren durch seitliche Einkerbungen abgesetzt und stellenweise mit Steinen eingefasst. Sie kamen nur langsam voran, und Em hatte auch keinerlei Grund zur Eile. »Ist es üblich«, fragte sie schließlich, »dass Vikare auch in Geschäfte involviert sind?«
    »Nicht unbedingt üblich«, antwortete Tallent in amüsiertem Tonfall, »aber in Colyton ist es ein anerkannter Teil des dörflichen Lebens.«
    In ihren Ohren ergab seine Bemerkung keinen Sinn. »Was soll das heißen?«, hakte sie stirnrunzelnd nach.
    »Filing führt die Bücher der Colyton Import Company.« Die Ursprünge des Unternehmens lagen weit zurück in der Zeit des Alkoholschmuggels, aber Jonas beschloss, dass sie dieses Detail nicht erfahren musste. »Meine Schwester Phyllida hat die Handelsgesellschaft vor ein paar Jahren gegründet. Nach ihrer Heirat habe ich die Aufsicht über die Geschäfte übernommen, aber Filing ist uns immer zur Hand gegangen, indem er sich um die Buchhaltung und die Steuerbehörde in Axmouth gekümmert hat.«
    »Welche Waren führt die Gesellschaft ein?«
    »In letzter Zeit hauptsächlich französischen Brandy und Weine.« Genau wie in der Vergangenheit. »Der Brandy und die Weine, die im Gasthaus serviert werden, liefert die Colyton Import Company.«
    Ein paar Minuten lang setzte Em ihren Weg schweigend fort. »Merkwürdige Geschäfte für ein kleines Dorf wie dieses«, bemerkte sie dann.
    Jonas fühlte sich veranlasst, seine Schwester zu verteidigen. »Phyllida hatte diese Lösung gefunden, als die Kriege aufhörten. Denn das bedeutete gleichzeitig, dass der Schmuggel zu Ende ging, jedenfalls hier in der Gegend. Um zu verhindern, dass die Familien das Einkommen verlieren, das aus diesem illegalen Handel erwachsen war, hat Phyllida im Grunde genommen dasselbe Unternehmen nur in gesetzliche Bahnen überführt. Mit den Jahren ist daraus ein ganz normales Handelsunternehmen geworden. Heute nutzen die Männer den von der Handelsgesellschaft gebauten Anlegeplatz und das Lagerhaus in Axmouth. Von dort aus werden die Schankstuben und Gasthäuser in der Gegend mit den Waren beliefert.«
    Mit hochgezogenen Brauen schaute Em geradeaus. Er war wenig überrascht, dass sie mit ihrer nächsten Bemerkung direkt auf die Hauptsache zusteuerte. »Die Gesellschaft wurde also ursprünglich zur Stabilisierung der Dorfgemeinschaft gegründet und ist dann darüberhinausgewachsen.«
    Es war eher eine Feststellung als eine Frage. Außerdem schien es, als würde sie über die Idee nachdenken - und sie gutheißen.
    Vor ihnen tauchte das Tor zum Pfarrgarten auf. Jonas öffnete, trat zurück

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