Stolz und Verfuehrung
war und ihm die Farm hinterlassen hatte. Das Land um Ballyclose. Dann hat er das Haus erbaut.«
Em kam näher, wollte Pommeroy zwingen, ihr die entscheidende Information zu liefern. »Wissen Sie auch, wo dieser Cousin gewohnt hat?«
»In einem der Häuser in der Nähe des Gasthauses.«
Keines dieser Häuser war auch nur annähernd groß genug, um jemals als Haus des Höchsten bezeichnet werden zu können.
Seufzend trat sie zurück.
Pommeroy zog die Brauen hoch. »Wenn Sie möchten, führe ich Sie durch das Haus. Besser als auf das Fest zurückzukehren, finden Sie nicht auch?«
Em schüttelte den Kopf. »Danke. Trotzdem nein. Ich bin lediglich an älteren Häusern interessiert. Solchen, die es schon seit Jahrhunderten gibt.« Sie erinnerte sich an die Bücher in ihrer Hand, trug sie zum Regal und schob sie zurück an ihren Platz nahe dem Regalende.
Dann richtete sie sich wieder auf, drehte sich um - direkt in Pommeroys Arme.
»Pommeroy!« Sie versuchte, ihn wegzuschieben, aber er hatte die Arme fest um sie geschlossen. Und er war, wie sie nach ihrem ersten Befreiungsversuch feststellte, erheblich kräftiger, als er aussah. Em begann ernsthaft zu kämpfen. »Was tun Sie da?«
Er grinste anzüglich. »Ich habe Ihnen bei Ihrer Liebhaberei geholfen. Es ist nur gerecht, wenn Sie mir eine Belohnung gewähren.« Mit noch festerer Umklammerung beugte er sich vor und versuchte, sie zu küssen.
»Nein!« Em duckte sich, und es gelang ihr, seinen dicken Lippen auszuweichen.
Mit all ihrer Kraft drückte sie gegen seine Brust. Ihr Kleid war bereits schrecklich zerknittert, doch sie war der Befreiung keinen Schritt näher gekommen und konnte sich nicht aus seinem Klammergriff lösen. Je heftiger sie sich wehrte, desto mehr schien er überzeugt, dass sie irgendein Spiel spielte - dass es ihr nicht ernst war, sondern sie ihn nur reizen wollte! Aus den Geräuschen, die er von sich gab, sprach jedenfalls wachsende Erregung.
Panik stieg in ihr auf. Spöttisch erinnerte sie sich an ihre Bemerkung, dass in der Bibliothek eines Gentlemans wohl kaum irgendwelche Gefahren auf eine Lady lauern konnten.
Em hob den Kopf, riskierte einen Blick ... Er näherte sich bereits wieder. Schreiend duckte sie sich; seine Lippen landeten auf ihrer Stirn. Der Gedanke an diese Lippen auf ihrer Haut ... egal wo ... war zu schrecklich, um ihn zu Ende denken zu können. Sie verdoppelte ihre Anstrengungen. Versuchte, ihm auf den Fuß zu treten. Und schrie schließlich: »Hören Sie auf! Oder ich sage es Ihrer Mutter!«
»Unsinn. Wem schadet schon ein bisschen ... ohhhh!«
Plötzlich war er fort. Einfach so. Er löste sich von ihr und taumelte in die gegenüberliegende Ecke. Wie ein Sack Kartoffeln stürzte er gegen die Regale, röchelte stumpf, glitt langsam nach unten und hockte staunend auf dem Boden.
Verwirrt blinzelte er sie an und richtete den Blick dann auf Ems Retter.
Jonas.
Em wusste, dass er es war, obwohl sie noch nicht in seine Richtung geschaut hatte. Sie stellte fest, dass ihr Atem stockte und sie ein wenig zittrig war. Sie musste erst einmal tief durchatmen, um ihre Nerven zu beruhigen und wieder zu Verstand zu kommen.
Für eine ganze Weile sagte niemand ein Wort. Dann, als ihr Atem sich langsam beruhigt hatte, schaute sie Jonas an.
Seine Gesichtszüge waren unnachgiebig. Er warf einen Blick auf Pommeroy und sah aus, als würde er innerlich mit sich ringen, ob es moralisch vertretbar war, den Sohn seiner Gastgeberin in Stücke zu reißen.
Er spürte ihren Blick.
Em wusste, dass es so war, weil sein ganzer Körper plötzlich von einer anderen Art Spannung erfüllt war.
Langsam drehte er den Kopf und begegnete ihrem Blick.
Wieder stockte ihr der Atem.
Jonas und Em standen so nahe beieinander, dass sie ihm in die Augen schauen und erkennen konnte, welche Gefühle die dunklen Tiefen gewaltig und kraftvoll aufwühlten.
Er wartete. Aber sie fand keine Worte. Angesichts dessen, was sie in seinen Augen sah, brachte sie es nicht fertig, ihre Gedanken in Worte zu zwingen, geschweige denn den Atem zu finden, sie auch auszusprechen. Die primitiven Instinkte hatten sie fest im Griff; sie war nicht sicher, ob es klug war, überhaupt irgendein Geräusch von sich zu geben.
Jonas hatte sich wieder Pommeroy zugewandt. Ein Zwang, wie er ihn noch nie zuvor verspürt hatte, hatte ihn unerbittlich vorangetrieben. Er musste sich zurückhalten, Pommeroy nicht hochzureißen, nur um ihn ein zweites Mal niederstrecken zu können. Vernünftige
Weitere Kostenlose Bücher