Stolz und Verfuehrung
fester um ihre. »Em ...«
»Da kommt Mrs Crockforth mit ihrer Tochter.« Em schenkte der alten Dame, die sich ihnen näherte, ein ermutigendes Lächeln. In wenigen Minuten würde der nächste Tanz beginnen; Jonas und sie hatten bereits zweimal Walzer getanzt. An diesem Abend würde sie nicht noch einmal mit ihm tanzen.
Gastwirtin hin oder her.
Notgedrungen musste Jonas sich verbeugen, lächeln und der jungen Lady namens Tabitha die Hand schütteln.
Em hatte mehrmals zerren müssen, bis er ihre Hand freigab. Aber nachdem es ihr gelungen war, stellten sie und Mrs Crockforth mit vereinten Kräften sicher, dass Tabitha den nächsten Tanz mit dem zwar zögernden, aber zur Unhöflichkeit unfähigen Mr Tallent auf dem Parkett verbringen würde.
Erfreut schaute Em zu, wie das Paar auf die Tanzfläche strebte, und trennte sich dann von Mrs Crockforth. Sie beobachtete Jonas, bis er sich in die andere Richtung gewandt hatte, tauchte dann in die Menge und schlüpfte aus dem Saal.
Die Bibliothek befand sich genau dort, wo sie sie vermutet hatte, und sie war menschenleer. Em ärgerte sich ein wenig, dass sich der Raum an der Längsseite des Hauses befand, denn die vollgestopften Regale zogen sich an den endlosen Wänden entlang.
Bücher, Bücher und nochmals Bücher.
Aber ihr blieb keine Zeit zu murren. Sie begann mit dem Regal, das der Tür am nächsten stand. Rasch entdeckte sie, dass der Bestand systematisch aufgestellt war, so konnte sie, indem sie nur den Buchrücken eines Exemplars las, ein ganzes Regal mit einem Blick überfliegen.
Em hatte sich bereits durch den halben Raum gearbeitet, als sie endlich in der Ecke hinter dem großen Schreibtisch bei den Büchern zur Lokalgeschichte angekommen war - zu denen zwei Werke speziell über Ballyclose Manor gehörten!
Die Aufregung juckte ihr in den Fingerspitzen, als sie beide Bücher herauszog. Sie legte eins über das andere, schlug den Deckel auf und begann zu lesen.
Es dauerte nicht lange, bis sie vielerlei Einzelheiten über das Haus in Erfahrung gebracht hatte - außer jenen, die sie unbedingt hatte erfahren wollen. Em blätterte das halbe Buch durch, ohne auf einen Hinweis zu stoßen, wann das Haus erbaut worden war. Plötzlich flatterten ihre Nerven wieder - wie im Alarmzustand.
Sie schaute auf.
Mit verwirrter Miene näherte Pommeroy sich dem Schreibtisch. Der dicke Teppich hatte seine Schritte verschluckt. »Was machen Sie hier?«
»Ah ...« Em rief sich zur Ordnung. »Ich ... dachte, ich hätte mein Interesse an der örtlichen Architektur bereits erwähnt. Ganz besonders mein Interesse an alten Häusern. Es ist eine Liebhaberei.«
Pommeroys Verwirrung verflüchtigte sich beim Wort »Liebhaberei«. »Oh«, schien er stumm zu sagen, als er nickte. Dann fiel sein Blick auf die Bücher in ihrer Hand. Er neigte den Kopf, um den Schriftzug auf dem Buchrücken lesen zu können, und runzelte wieder die Stirn. »Ballyclose?« Überrascht fing er ihren Blick auf. »Hätte nie geglaubt, dass der Kasten ernstlich Aufmerksamkeit verdient hat. Nun, er ist hübsch und so weiter. Aber kaum alt.«
Em blinzelte verwirrt. »Alt? Sie meinen ... das Haus ist nicht alt?«
Pommeroy schüttelte lächelnd den Kopf. »Ganz und gar nicht. Mein Großvater hat es erst vor fünfzig Jahren erbaut.«
»Fünfzig?« Sie schlug das Buch zu. Schien geistig zusammenzusinken ... weil sie felsenfest überzeugt gewesen war, in Ballyclose ihr Ziel erreicht zu haben. »Aber vielleicht ist es auf einem älteren Gemäuer errichtet worden.« Em musterte Pommeroy mit hoffnungsvollem Blick. »Viele andere alte Häuser sind so. Neu erbaut, aber mit alten Abschnitten. Oder sie vereinen alte Mauern, ein altes Fundament. Sogar Keller.«
Pommeroy lächelte selbstgefällig und schüttelte den Kopf. »Großes Familiengeheimnis. Das heißt, die Familie hat nie ein Wort darüber verlauten lassen. Mein Großvater hat dieses Haus auf dem Schutt einer alten Bauernhütte errichtet, nachdem die in sich zusammengekracht war.«
Jetzt war es an Em, die Stirn zu runzeln. »Aber die Fortemains leben doch seit Jahrhunderten in dieser Gegend. So viel ist mir bekannt. Nun, wo hat Ihre Familie denn vor der Zeit auf Ballyclose gewohnt?«
Pommeroy wippte auf den Fersen und genoss es sichtlich, im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit zu stehen. »Das war nicht dieselbe Familie. Oder jedenfalls nicht derselbe Zweig. Mein Großvater hat sich aus der Nähe von London hierher geflüchtet, nachdem einer seiner Cousins gestorben
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