STOP! (German Edition)
welchen wir anfuhren. Wir stiegen aus, und ich ging in Richtung der Ras t stätte um Kaffee zu kaufen, während Mama sich zu den Toiletten aufmachte. Ich vermied es, unterwegs zur Toilette zu gehen, diese waren mir zuwider und ich wollte abwarten, bis wir im Hotel angekommen sind. Mit zwei Kaffeebechern wartete ich an einem Stehtisch innerhalb der Raststätte und beobachtete derweil die Leute. Es waren viele, wie ich meinte, LKW-Fahrer anwesend. Sie sahen aus wie ein Klischee, das mussten einfach LKW-Fahrer sein. Herren mittleren Alters, rundlich, Halbglatze. Bei denjenigen, welche an Tischen saßen, fragte ich mich, wieso diese Männer keine Gürtel trugen. Von dem Anblick mal abgesehen musste das doch fürchterlich unbequem sein, wenn die Hose halb unter'm Hintern hängt. Zudem sah ich eine junge Familie, Eltern mit ihrem kleinen Sohn, an einem anderen Tisch sitzen. Der Vater erklärte seinem Sohn gerade irgendwas in einem Buch, was für eines konnte ich auf die Entfernung nicht erkennen. Jedenfalls erwischte ich mich bei dem Gedanken, dass ich es gut fand, dass der Kleine tatsächlich mit einem Buch b e schäftigt wurde. Sieht man heutzutage ja eher selten.
„Furchtbar!“
„Ja, das dachte ich mir. Deswegen warte ich auch, bis wir angekommen sind. Hier, dein Kaffee.“
„Danke.“
Mama und ich unterhielten uns noch ein wenig in der Raststätte, dann machten wir uns auf den Weg zum Auto.
„Wie geht’s dir jetzt?“, fragte sie mich.
„Besser. Mittlerweile freue ich mich auf den Urlaub. Es ist nur am Anfang immer etwas blöde. Aber mittlerweile bin ich ja erprobt.“
Ich musste grinsen. Noch vor ein paar Jahren war es u n denkbar gewesen, dass meine Mutter und ich gemeinsam in Urlaub fuhren. In Zeiten der Pubertät war mit den Eltern oder auch nur einem Elternteil in Urlaub zu fahren schlichtweg unmöglich. Somit blickte ich auf mehrere Jahre ohne irgen d eine Reise zurück, einzig ein Karibikurlaub mit dem Freund war finanziell machbar. Ich erinnere mich noch, dass meine Mutter damals ähnlich nervös war wie vor diesem Urlaub. Ihre größte Sorge bestand damals darin, dass ich weder in Frankfurt, noch am Zielflughafen auf der Isla Margarita das richtige Gate finden würde und somit irgendwo im Terminal versauere. In Frankfurt hätte das eventuell noch zum Problem werden können, aber wenn ich daran zurückdenke, dass es in der Karibik in diesem Mini-Flughafen sowieso nur einen Au s gang gab, fühlte ich mich unwillkürlich etwas unterschätzt. So schwer kann das doch wohl auch nicht sein, schließlich gibt es Schilder. Weltweit. Viel schlimmer fand ich es damals, bei der Gepäckkontrolle auf dem Hinflug doch tatsächlich au f gefordert zu werden, den Koffer zu öffnen. Der Beamte hatte drei Feuerzeuge in meinem Koffer entdeckt. Skandalös! In Anbetracht der Tatsache, dass ich für zwei Personen nur eine Tasche gepackt hatte, in der Kleidung für 15 Tage enthalten war, sah ich es als unlösbar an, diese drei Feuerzeuge dort jemals wieder rauszuholen, ohne die komplette Reisetasche noch auf dem Flughafen komplett auszuräumen und neu zu packen. Doch auch das hielt den Zöllner damals nicht davon ab, mich dazu zu bringen. Abgesehen davon jedoch verlief der Urlaub damals reibungslos.
„Ich hoffe nur, dass wir dieses Mal auch öfter zum Tauchen gehen als letztes Jahr“, nahm ich das Gespräch wieder auf.
„Ganz bestimmt. Auch wenn wir kein Hausriff haben, fahren diesmal die Boote vom hoteleigenen Steg aus.“
„Das ist prima. Dann sind wir eh quasi gezwungen gleich zwei Tauchgänge am Tag zu machen, bezahlt ist bezahlt und wird entsprechend auch genutzt.“
Dieses Mal musste Mama grinsen.
„Ja, das sehe ich auch so.“
Wir fuhren den zweiten Rastplatz an. Eigentlich unglau b lich, dass man auf einer Strecke die knapp zwei Stunden dauert, zwei Mal anhalten muss. Andererseits gab es dort Kaffee. Wie schon zuvor ging ich als Erste in die Raststätte hinein, um schon mal den Kaffee zu kaufen. Ich setzte mich wieder an den Tisch und beobachtete wieder das Treiben um mich herum. Der Anblick war ähnlich wie beim letzten Mal. Irgendwie war es völlig egal, an welchem Rastplatz man hielt, es spielte sich immer das Gleiche ab, sowohl das Ambiente als auch das Klientel waren gleich. Der einzige feststellbare Unterschied lag darin, dass es weniger LKW-Fahrer, dafür mehr „normale“ Leute wurden. Ich schob das auf die Nähe zum Flughafen, je näher ich diesem kam, desto mehr Touristen begegneten mir
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