STOP! (German Edition)
erreichten wir die Autobahn.
„Hast du auch was zu Essen dabei?“, fragte ich, um ein Gespräch anzufangen und zu signalisieren, jetzt können wir uns unterhalten, ohne dass ich gleich wieder anfange zu weinen .
„Klar doch. Schließlich verlassen wir das Saarland, da hab ich immer was zu Essen dabei.“
Ich musste unweigerlich lachen. Das war wirklich eine komische Eigenart meiner Mutter, sobald sie das Bundesland verließ, musste Proviant an Bord sein. Schon seit ich denken konnte.
„Und nicht nur das!“, fügte sie hinzu.
„Ich hab' auch Getränke dabei, zwei Decken und ein Starthilfekabel hab ich extra gekauft!“
Jetzt wurde es doch seltsam.
„Wieso das denn alles?“
„Na, du weißt doch, dass die Autobatterie in letzter Zeit so viele Probleme machte. Und bevor ich wieder abgeschleppt werden muss, weil der ADAC nicht glaubt, dass es nur an der Batterie liegt, habe ich jetzt eben eines besorgt.“
„Klar, das sehe ich ja auch ein. Aber Decken?!“
„Na, wenn wir in einen großen Stau kommen und uns dort das Auto liegen bleibt, der Abschleppdienst dann nicht zu uns durchkommt und wir die Nacht auf der Autobahn verbringen müssen, wirst du noch dankbar sein, dass ich welche dabei habe.“
„Dazu fällt mir nun wirklich nichts mehr ein.“
Ich betrachtete den Straßenverlauf. Autobahnen waren noch nie von mir gern gefahrene Strecken gewesen. Lieber nahm ich einen Umweg in Kauf, um über eine Landstraße zu fahren. Dort gab es wenigstens etwas zu sehen, nicht die ganze Zeit nur triste, grau gepflasterte Straßen, Autos, deren Fahrer entweder viel zu schnell überholten oder so langsam fuhren, dass man sich unweigerlich fragte, wieso die Insassen nicht gleich das Fahrrad genommen hatten. Überhaupt empfand ich die Fahrt diesmal als sehr lästig. Dabei war alles so schön g e plant. Urlaub mit Mama und Freunden, Abflughafen Saa r brücken. Dann machte nämlich auch das Reiseziel einen Sinn, denn diesmal ging es direkt in die Touristen-Metropole Ägyptens, nach Hurghada. Es war auch alles schon gebucht, bis dann plötzlich die Fluggesellschaft Konkurs anmeldete. Dass so etwas passiert, klar. Kennt man. Nur dass diese dann auch konsequent den Griffel fallen lassen, alle Flüge streichen und nach Hause gehen, das war mir nicht bewusst. So standen wir da, bezahlte Reise, bezahltes und gebuchtes Hotel, aber kein Flugzeug. Also blieb nur, die Reise zu stornieren oder aber einem Ausweichflughafen zuzustimmen. Uns fiel die Wahl nicht schwer, allerdings ließen sich die Freunde mit ihrer Entscheidung zu lange Zeit. Die Konsequenz war, dass der Flughafen in Frankfurt ob des größeren Touristenau f kommens die Flugpreise einfach mal ins Unermessliche a n gehoben hatte. So teuer, dass sich nun auch die alte Flu g gesellschaft weigerte, diese Umbuchung ohne Zuzahlung seitens unserer Freunde zu übernehmen. Damit aber war die Reise unverhältnismäßig teuer, weswegen diese sich dann en t schieden, doch gleich ganz zu Hause zu bleiben. Irgendwie hätte es ja nicht schlimmer laufen können. Aber ich harrte der Dinge, denn immerhin ging es ja überhaupt in Urlaub.
„Wie lange noch, Mama?“
„Ungefähr anderthalb Stunden.“
„Mir ist langweilig. Und ich will nicht in das blöde Hurghada. Ich hoffe, Pierrot ist klar, dass ich ihm niemals ve r zeihen werde, dass ich jetzt dorthin muss, ohne dass es auch nur irgendeinen Sinn macht?!“
Mutti lachte.
„Ja, ich weiß, er wird es noch lange vorgehalten b e kommen.“
„Hast du dir jetzt eigentlich die Sache mit dem Vorabend-Check-In überlegt?“
„Nein.“
„Ich mein ja nur. Dann müssten wir morgen nicht ganz so früh aufstehen.“
„Wir werden sehen, wie der Verkehr ist. Ich habe keine Lust, spät heute Abend noch rumzufahren, nur dass du morgen 'ne halbe Stunde länger trödeln kannst.“
„Tu' ich eh nicht. Ich trink eben gerne in Ruhe meinen Kaffee. Wobei die Betonung auf „in Ruhe“ liegt, was ich bei dir dieses Jahr wohl eh vergessen kann, egal was ich anstelle.“
„Wenn wir in Frankfurt im Hotel sind, wird’s besser, ve r sprochen. Mich stresst nur die Fahrt.“
„Na, ich bin gespannt.“
Ich nahm die von Mama gepackte Proviantbox nach vorne.
„Auch was?“
„Gerne, wir sind ja gerade in Rheinland-Pfalz a n gekommen.“
„Prima, die nächste Tankstelle dann bitte anfahren, auf 'nen Kaffee hätte ich nämlich auch Lust.“
Mama stimmte zu. Kurze Zeit später sahen wir auch schon in Höhe Kaiserslautern einen Rastplatz,
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