Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
geradeaus. Auch er starrte Moreau an, der wiederum seine Aufmerksamkeit und das Siegerlächeln inzwischen dem Detective zugewandt hatte. Dann schüttelte der Anwalt der Verteidigung Moreau die Hand und gratulierte ihm.
Die Menge drängte zur Tür. Romains Schwester zog an seinem Arm und versuchte ihn dazu zu bewegen, ihr zu folgen. Aber er blieb wie angewurzelt stehen. Der Richter und die Anwälte mussten zurückkehren! Es war noch nicht vorbei! Es konnte nicht vorbei sein! Moreau war ein Mörder ! Er hatte ein Kind umgebracht! Sein Kind. Und er würde es wieder tun.
Romain war sich nicht sicher, wie er schließlich aus dem Gerichtssaal gelangt war. Er erinnerte sich nicht daran, den Raum verlassen zu haben und zum Ausgang gegangen oder vor die Tür getreten zu sein. Er wusste nur noch, dass der Detective sein Jackett auszog und es über den Arm legte, während er die Außentreppe hinunterging. Die Waffe in Huffs Holster sprang Romain förmlich ins Auge. Sie gingen Seite an Seite. Sie wurden von der Menschenmenge angerempelt und von den Reportern attackiert, die sich wie ein Rudel hungriger Wölfe auf sie stürzten.
“Mr. Fornier, was haben Sie dazu zu sagen, dass der Mann, der Ihre Tochter getötet haben soll, nun frei ist?”
“Mr. Fornier! Mr. Fornier! Glauben Sie immer noch, dass Francis Moreau Adele umgebracht hat?”
“Werden Sie Zivilklage einreichen?”
Während ein Reporter nach dem anderen ihm ein Mikrofon vor die Nase hielt, entdeckte Romain Moreau, der nur wenige Schritte entfernt in die Kameras lächelte. Und plötzlich sehnte er sich mehr danach, eine Waffe in der Hand zu halten, als nach dem nächsten Atemzug. Er war ein ausgezeichneter Schütze. Auf diese Entfernung würde er ihn schwerlich verfehlen. Einmal den Abzug durchziehen, und schon wäre dieser entsetzliche Fehler behoben.
Das Nächste, woran Romain sich erinnerte, war ein lauter Knall. Moreau stürzte zu Boden. Und Detective Huff drückte ihn aufs raue Pflaster.
1. KAPITEL
Sacramento, Kalifornien
Gegenwart
Als Jasmine Stratford das Päckchen öffnete, stand sie mitten in einem belebten Einkaufszentrum. Doch von einem Moment auf den anderen konnte sie nichts mehr hören. Das Gelächter, die Stimmen, das Klackern der Absätze auf dem farbenfrohen Fußboden, die Weihnachtsmusik im Hintergrund … All das verschwand.
“Was ist los?” Sheridan Kohl berührte sie am Arm und hob besorgt die Augenbrauen.
Für Jasmine hörte es sich an, als käme die Stimme aus weiter Ferne. Sie konnte nicht sprechen. Ihre Lungen arbeiteten verzweifelt, aber ihre Brust fühlte sich so eng an, als könnte sich ihr Zwerchfell nicht ausdehnen. Schweiß lief ihr über den Rücken, bis die frische Baumwollbluse an ihr klebte, während sie auf das silber- und pinkfarbene Armband starrte, das sie gerade aus der kleinen Pappschachtel gezogen hatte.
“Was ist los, Jaz?” Immer noch stirnrunzelnd, nahm ihr die Freundin das Armband aus den eiskalten Fingern. Als sie den Namen las, den die silbernen Buchstaben bildeten, füllten sich ihre Augen mit Tränen. “Oh Gott!”, flüsterte sie und presste eine Hand an ihre Brust.
In Jasmines Kopf drehte sich alles. Sie befürchtete, ohnmächtig zu werden. Sie tastete nach Sheridan, die sie zur Mitte des Einkaufszentrums führte und einen Mann, der auf einem der wenigen Plätze saß, bat, aufzustehen.
Er sammelte seine Einkaufstüten zusammen, die um seine Füße verstreut lagen, und sprang auf, damit Jasmine sich auf den harten Plastiksitz sinken lassen konnte.
“Hey, sie sieht aber gar nicht gut aus, was? Hat sie ‘nen Schock oder so?”, fragte er.
“Sie hat nur einen furchtbaren Schrecken bekommen”, erklärte Sheridan.
Die Worte erreichten Jasmine, als hätte jemand sie in die Luft gemalt. Die Buchstaben flogen an ihr vorbei; sie schienen keine Bedeutung zu haben. Offenbar lief ihr Nervensystem nur noch auf Sparflamme – wegen Überlastung ausgeschaltet. Aufnahme von Informationen zurzeit nicht möglich. Verarbeitung von Nachrichten eingestellt.
“Rühr dich nicht vom Fleck”, sagte Sheridan hektisch und legte das Armband in die Schachtel auf ihrem Schoß zurück. “Ich hole dir etwas zu trinken.”
Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte Jasmine sich nicht bewegen können. Ihre Beine fühlten sich an wie Gummi, andernfalls hätte sie das Einkaufszentrum auf der Stelle verlassen. Die Menschen begannen, sie anzustarren.
“Was fehlt ihr?”, flüsterte jemand und blieb neben dem Mexikaner stehen,
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