Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
könnte?”
“Romain hat eine. Susan muss mindestens fünfzig Kopien gemacht haben. Sie hat ihm ein Jahr lang jede Woche eine geschickt.”
Jasmine fragte sich, ob er eine einzige davon aufgehoben hatte. “Erzählen Sie mir das alles, weil Sie Ihren Schwager lieben – oder weil Sie ihn hassen?”
“Ein bisschen von beidem, schätze ich.” Tom rieb sich über das perfekt rasierte Kinn. “Werden Sie den anderen sagen, warum Sie wirklich hier sind?”
“Ich finde, es ist nicht nötig, alle aufzuregen. Immerhin ist Weihnachten.”
“Das sehe ich genauso.”
Vielleicht war er doch gar nicht so betrunken, wie sie gedacht hatte. Lächelnd berührte sie ihn am Arm. “Vergessen Sie die Vergangenheit und seien Sie der Ehemann und Vater, der Sie sein können.”
Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie, ehe er antworten konnte. “Tom?”
Es war Susan. Jasmine ließ die Hand sinken und drehte sich gerade in dem Moment um, als Romains Schwester die Tür öffnete.
“Suchst du mich?”, fragte Tom.
Jasmine merkte, dass er das Schlimmste erwartete. Schließlich fügte er sich nur zu gerne in die Rolle des Ehebrechers. Doch wenn Romains Schwester verärgert war, weil sie sie beide zusammen entdeckt hatte, dann zeigte sie es nicht. “Der Nachtisch ist fertig.”
Tom warf Jasmine einen verschwörerischen Blick zu. “Wenn Romain in der Nähe ist, dauert es länger, bis sie angerannt kommt.”
“Um Himmels willen, wir haben Weihnachten!”, zischte Susan.
Jasmine hatte vorgehabt, in Ruhe über die Informationen, die Tom ihr gegeben hatte, nachzudenken. Eigentlich wollte sie es gut sein lassen – für heute. Obwohl sie wusste, dass sie Romain von diesen Briefen erzählen musste, schien es besser, die Familie die Feiertage in Ruhe genießen zu lassen. Aber sie konnte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Sie musste hören, was Susan zu dieser Schießerei zu sagen hatte. Oder sie wissen zu lassen, worüber sie und Tom so allein geredet hatten. “Was haben Sie an jenem Tag auf der Treppe des Gerichts gesehen?”, fragte sie.
Susans Blick flog zu ihrem Mann.
“Sie ist eine forensische Profilerin, die Nachforschungen zum Verschwinden ihrer Schwester anstellt”, erklärte er.
“Weiß Romain das?”, fragte Susan.
“Ja.”
“Er würde nicht wollen, dass ich Ihnen erzähle, was ich gesehen habe.”
“Warum nicht?”
“Weil es nutzlos ist, jetzt. Er hat den Preis dafür bereits bezahlt. Warum sollte er Huff in Schwierigkeiten bringen? Das würde er zumindest sagen.”
“Ich würde sagen, es ist wichtig, weil wir beide wissen, dass er womöglich den falschen Mann umgebracht hat.”
Ein dunkler Schatten flog über Susans Gesicht. “Genau das macht mir Sorgen”, sagte sie. “Aber ich musste Romain versprechen, dass ich mit niemandem darüber rede.”
Jasmine fand es merkwürdig, aber bewundernswert, dass sie trotz ihrer Entfremdung Romain gegenüber loyal blieb. “Sagen Sie mir nur, wo ich eine Kopie des Videos herbekomme.”
Susan starrte sie an. Dann verschwand sie und tauchte wenige Minuten später mit einer DVD in der Hand wieder auf. “Hier”, sagte sie und ging mit ihrem Mann hinaus.
Als die Schritte unten in der Diele verhallten, ging Jasmine um den Schreibtisch herum und hockte sich auf die Stuhlkante. “Was für ein Weihnachtsfest”, murmelte sie. Und da ohnehin bereits alles abwärts ging, rief sie ihren Vater an.
15. KAPITEL
“Romain Fornier lebt in Portsville?”, fragte Gruber.
Der bärbeißige alte Cajun im Hotel nickte. “Ja, Sir. Wie ich sagte, er wohnt draußen am Bayou. Ihre Schwester war gerade vor ein oder zwei Tagen hier und hat ihn gesucht.”
Natürlich, das ergab Sinn. Jasmine hatte die Nachricht, die sie erhalten hatte, bereits mit Adeles Namen an der Wand in Verbindung gebracht, sonst hätte sie auch nicht bei den Moreaus herumgeschnüffelt. Aber wie hatte sie Romain gefunden, wenn es ihm nicht gelungen war?
Sie war gut, das musste er ihr lassen.
“Wie lange ist er schon hier?”
“Seit ein paar Jahren, schätze ich.”
“Hat er eine Postadresse?” Gruber hatte mehrere Nachrichten an seine Angehörigen geschickt, die viel leichter aufzuspüren waren. Er genoss die Vorstellung, welche Qualen es Romain bereiten würde, zu begreifen, dass Adeles Mörder am Ende doch davongekommen war.
“Nee.”
“Er hat keine Postanschrift?”
“Nee. So weit raus fährt kein Briefträger.”
Kein Wunder, dass Gruber ihn nicht hatte finden können. Romain lebte
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