Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
seinem Küchentisch und verlangte, dass er sie zu einem Telefon fuhr, damit sie einen Mord melden konnte. Aber was sollte das bringen? Sie konnte weder die Person identifizieren, die erstochen worden war, noch ihren Wohnort oder den Namen des Mannes mit dem Messer.
“Jasmine, wenn du mit dieser Geschichte zur Polizei gehst, setzt du deine Glaubwürdigkeit aufs Spiel.” Obwohl Romain ihre Reaktion mitbekommen hatte, hatte er immer noch Schwierigkeiten mit der Vorstellung, dass sie Zeugin eines Mordes geworden war, während sie auf seinem Sofa schlief.
Das Zittern hatte nachgelassen, doch die geweiteten Pupillen und die feuchtkalte Blässe zeugten noch von dem Entsetzlichen, das sie durchlebt hatte. “Das ist mir egal”, erklärte sie dickköpfig. “Ich muss tun, was ich kann, um der armen Frau zu helfen.”
“Welcher armen Frau? ” , fragte er zum dritten Mal. “Kannst du einen Namen nennen, und sei es nur ein Vorname? Die Initialen? Sie werden ein paar genauere Informationen brauchen außer ‘heute Nacht wurde jemand umgebracht’.”
“Ich bin ihr nie begegnet, das weiß ich.”
“Aber der Mann mit dem Messer – du glaubst, es sei der Kerl, der deine Schwester entführt hat.”
“Ja.”
Ein Mann, den sie seit sechzehn Jahren nicht finden konnte. “Wo hat er sie gesehen? Warum hat er sie ausgewählt?”
Jasmine presste eine Hand an ihre Brust, als durchlebte sie die Erinnerung an seine brutalen Hiebe noch einmal. “Ich weiß nicht, woher er sie kennt. Ich weiß nur, dass er wünschte, ich sei es gewesen. Er hat versucht, die Wut, die er mir gegenüber empfindet, zu mildern, indem er sie an jemand anders auslässt. Einer Fremden. Einer Frau, die mir wahrscheinlich ähnlich sieht.”
“Du stehst unter gewaltigem Stress”, sagte Romain behutsam. “Bist du sicher, dass es kein Albtraum war? Menschen haben andauernd Albträume.”
“Hin und wieder mache ich Fehler”, räumte sie ein. “Ich interpretiere etwas falsch. Ich lasse mich von einem Fall zu sehr berühren und übersehe Hinweise, die mir hätten auffallen müssen. Aber …”, sie schüttelte den Kopf, und ihr Stimme senkte sich zu einem Flüstern, “… dieses Mal irre ich mich nicht.”
Sie hatte recht gehabt, was seine Tattoos und die Wunde an seinem Oberschenkel anbelangte. Sie hatte recht gehabt, was Adeles Halskette anging. Und er wusste, dass sie vor wenigen Nächten Teil seiner Fantasie gewesen war. Er kannte Jasmine gut genug, um ihr zu glauben, ob er wollte oder nicht. “Aber es ist bereits geschehen, oder?”
“Ja.”
“Dann gibt es nichts, was du noch tun könntest, um dem Opfer zu helfen. Sie ist tot, Jaz.”
Er beobachtete, wie der Kampfgeist sie verließ. Sie bedeckte das Gesicht mit den Händen.
“Wir müssen ihn finden, ehe er es wieder tut”, sagte sie schließlich.
“Wann wird das sein?”
“Vielleicht in ein paar Tagen, vielleicht in ein paar Wochen. Es hängt davon ab, wie viele Enttäuschungen sein Alltag für ihn bereithält. Im Laufe der Jahre ist er immer härter geworden”, fügte sie hinzu, fast als sei es eine Nebenbemerkung, “und berechnender. Er wird weitermachen, bis er mich gefunden hat. Im Moment bin ich diejenige, die er will. Er kann an nichts anderes mehr denken.”
“Warum dich?”
“Ich bin ein Risiko für ihn. Ich habe sein Gesicht gesehen. Ich habe meine Suche nach ihm ausgedehnt, indem ich im landesweiten Fernsehen darüber gesprochen habe, was er getan hat, und darüber spekuliert habe, was für ein Mensch er ist. Möglicherweise hat er gehört, dass ich geschworen habe, die Suche niemals aufzugeben, und weiß, dass ich immer mehr Einfluss in Ermittlerkreisen bekomme und mir immer mehr Ressourcen zur Verfügung stehen. Und vor allem weiß er, dass nichts mich aufhalten wird.” Sie schwieg und kämmte sich gedankenverloren das Haar mit den Fingern.
“Vielleicht hat irgendetwas, was du im Fernsehen gesagt hast, ihn in Bedrängnis gebracht”, schlug Romain vor. “Womöglich hat ihm jemand Fragen gestellt oder den Verdacht geäußert, er könnte etwas mit der Sache zu tun haben.”
“Ganz bestimmt. Darum hat er mir die Nachricht geschickt. Er wollte mich nach New Orleans locken.”
“Setzt er sich dadurch nicht einem noch größeren Risiko aus?”
Jasmine drehte die Tasse mit dem Tee, den er ihr gekocht hatte, unablässig im Kreis herum. “Nicht, wenn er mich umbringt.”
Angesichts der Möglichkeit, dass er erneut jemanden verlieren könnte, der ihm wichtig war,
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