Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
sicher, ob die Alternativen besser waren, aber sie hatte eine größere Chance zu entkommen, wenn er sie aus dem Verlies herausholte.
“Gruber?”
Er antwortete nicht. Er hatte ein Tranchiermesser bei sich, bei dessen Anblick ihr vor Angst schlecht wurde, bis er anfing, damit das Seil durchzuschneiden, mit dem sie an seine Schwester gefesselt war.
Jasmine schloss die Augen und wandte das Gesicht ab. Er hatte es viel zu eilig, um vorsichtig zu sein. Sie hatte Angst, dass er womöglich die Geduld verlor und ihr einfach den Arm abhackte.
“Komm schon”, sagte er. “Beverly ist verschwunden. Beverly und Phil und Dustin. Sie sind alle weg. Selbst die Kinder sind weg. Wir müssen gehen, ehe es zu spät ist.”
Er redete immer noch mit sich selbst und mühte sich mit dem dicken Seil ab. “Die Moreaus haben die Stadt verlassen?”, fragte sie.
Er richtete sich auf und blinzelte, als hätte er vergessen, dass sie am Leben war. “Woher weißt du das? Hast du Beverly dazu angestiftet? Ist das deine Schuld?”, wollte er wissen.
Das Seil lockerte sich, aber Jasmines Hand war immer noch nicht frei. Drohend ragte er über ihr auf, mit der Hand umklammerte er den Messergriff. Die riesige Klinge wirkte bedrohlich, als sei das wilde Funkeln in seinen Augen nicht schon Furcht einflößend genug. Unwillkürlich musste sie an die Frau denken, die er erst vor wenigen Tagen erstochen hatte. Sie hatte es erlebt, als wäre es ihr selbst widerfahren, und die Aussicht auf eine Wiederholung dieser Erfahrung ließ sie vor Entsetzen unkontrolliert zittern. Sie musste vorsichtig sein. Er befand sich in einer explosiven Stimmung, unvorhersehbar und gefährlich. “Ich weiß nicht, wovon Sie reden”, sagte sie so unschuldig wie möglich.
Er murmelte weiter vor sich hin, doch schließlich hatte er das Seil durchgeschnitten und legte das Messer auf den Fernseher.
Sobald ihre Hand frei war, rieb sie sie, um wieder ein Gefühl in die tauben Finger zu bekommen. Sie überlegte, wie sie an die Waffe kommen könnte. Würde sie sie rechtzeitig erwischen? Hatte sie die Kraft, sie gegen ihn einzusetzen? Je länger sie in Grubers Gewalt war, desto mehr schwanden ihre Chancen, zu überleben. Ein einziger Versuch war möglicherweise alles, was sie hatte. Sie musste den richtigen Moment klug wählen.
Er zog einen Schlüssel aus der Tasche und beugte sich über ihren Knöchel. Als er die wundgescheuerte Haut und das getrocknete Blut sah, spiegelte sich in seinem Gesicht so viel Hass und Verachtung, dass Jasmine der Atem stockte. “Sieh dir das an!”, stieß er mühsam hervor. “Du bist genauso blöd, wie ich gedacht hatte. Du bist viel mehr wie Adele als wie deine Schwester.”
Deine Schwester … Jasmine bekam eine Gänsehaut. Was hatten Kimberly und Adele durch die Hände dieses Mannes erdulden müssen? Waren sie in einem Verlies wie diesem hier gefangen gehalten worden? Wenn ja, für wie lange? Und was war schließlich mit Kimberly geschehen?
Valeries Anblick gab wenig Anlass zur Hoffnung, aber Jasmine hatte sechzehn Jahre lang auf die Gelegenheit gewartet, diese Frage zu stellen. Und sie wusste, dass sie ihn beschäftigen musste. “Wo ist Kimberly? Können Sie mir das sagen?”
“Ich hätte es dir gesagt, wenn das hier nicht gewesen wäre.” Er deutete auf ihren verletzten Knöchel, den Schlüssel immer noch in der Hand. “Widerstand zieht Strafe nach sich. Das wirst du lernen müssen. Du und Beverly werdet es beide lernen müssen. Wenn ich sie finde, ist sie tot. Tot, tot, tot. Sie muss bestraft werden.” Sein Blick wanderte zum Messer. “ Du musst bestraft werden.”
“Das ist alles so neu für mich”, sagte sie und versuchte, ihm zuvorzukommen. Sie wusste, dass es einfacher für ihn sein würde, ohne sie zu fahren. Das Messer lag direkt vor ihr, doch ihr Fuß war immer noch angekettet. Es brauchte nicht mehr als einen gezielten Messerstich. “Mir hat noch niemand die Regeln erklärt. Wie können Sie mir böse sein, weil ich etwas getan habe, was Sie nicht möchten, wenn Sie mir nicht sagen, dass ich es nicht tun soll?”
Sein Handy klingelte, aber er ignorierte es. “Der Empfang ist hier unten echt miserabel”, sagte er, abgelenkt von was immer er auch einen Moment zuvor gedacht hatte. “Was erwartet er denn? Dass ich ständig für ihn auf Abruf bereitstehe und nach seiner Pfeife tanze?”, fragte er sie. “Er weiß, dass er verschwinden muss. Ich habe ihn gewarnt. Mehr kann er nicht von mir verlangen.”
“Mehr kann
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