Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
niemand verlangen”, stimmte sie zu, in der Hoffnung, ihn davon zu überzeugen, dass sie auf seiner Seite stand. Sie musste eine möglichst enge Beziehung zu Gruber herstellen, damit er sich entspannte und in seiner Wachsamkeit nachließ. Egal, was geschah, sie durfte die Angst nicht zeigen, die sie mit jeder Faser ihres Körpers spürte. Angst würde sie auf die Rolle des Opfers reduzieren, und das würde bei ihm dieselbe Reaktion hervorrufen, die er jedem Opfer gegenüber zeigte. Sexuelle Sadisten fügten nicht notwendigerweise gerne Schmerzen zu – es war das Leiden ihres Opfers, das ihnen Befriedigung verschaffte. Und Furcht war Teil dieses Leids. Sie musste ihn davon überzeugen, dass sie anders war, irgendetwas tun, um den folgerichtigen Fortgang dieser Begegnung aufzuhalten.
“Man kann Frauen nicht vertrauen”, sagte er.
“ Manchen Frauen kann man nicht vertrauen.” Sie zuckte die Achseln. “Aber manchen Männern auch nicht.”
Er legte den Kopf schräg, als wöge er ihre Antwort ab.
“Oder sehen Sie das anders?”
Er nahm das Messer und hielt es ihr an die Kehle. Instinktiv wollte sie seinen Arm packen oder versuchen, sich zu schützen. Aber sie wusste: Das wäre das Schlimmste, was sie tun könnte. Sie hatte es bei der anderen Frau erlebt, die er angegriffen hatte, nachdem er durch das Fenster eingestiegen war. Ihre schwachen Versuche, das eigene Leben zu retten, hatten ihn mehr angestachelt als alles andere.
Jasmine zwang sich, ihren Körper zu entspannen. So nachgiebig und unbekümmert wie möglich blickte sie zu ihm auf.
“Ich könnte dich auf der Stelle umbringen. Ich könnte dir die Kehle durchschneiden und zusehen, wie du vor meinen Augen verblutest!”, rief er, als er nicht die Reaktion bekam, die er erwartet hatte.
Die Muskeln in ihrem Arm zuckten. Aber sie rührte sich nicht. Wenn sie dem nur allzu natürlichen Impuls nachgäbe, unterschriebe sie ihr eigenes Todesurteil. “Wir müssen alle eines Tages sterben, ist es nicht so?” Sie schaute ihm in die Augen und weigerte sich, zu blinzeln oder den Blick abzuwenden.
Verwirrung zeigte sich auf seinem Gesicht. “Macht es dir denn gar nichts aus?”
Unterwerfung. Totale Unterwerfung . “Natürlich ist es mir nicht egal. Aber welchen Sinn hätte es, sich zu wehren?” Besonders, da sein Verlangen, sie zu töten, in erster Linie durch die Vorstellung genährt wurde, sie zu überwältigen.
Er nahm das Messer weg und deutete auf die verwesende Valerie. “Ich habe das getan. Ich habe sie getötet. Meine eigene Schwester .”
Trotz aller Versuche, es zu unterdrücken, begann Jasmine am ganzen Körper zu zittern. Sie betete, dass ihm das nicht auffiel. “Sie muss es verdient haben. Aber Sie haben keinen Grund, mich zu töten. Sie haben es so eilig, dass Sie es noch nicht einmal genießen könnten.”
Offensichtlich überraschte ihn ihre Reaktion erneut. Er trat zurück, senkte die Hand, die das Messer hielt und nickte schließlich. “Das stimmt. Wir müssen gehen.”
Jasmine war nicht sicher, ob sie ihre Beine würde zwingen können, sie zu tragen. Aber nachdem er die Fußfessel endlich entfernt hatte, wollte sie nichts mehr, als das Verlies zu verlassen und den Gestank und Valeries mahnendes Beispiel hinter sich zu lassen. Als Gruber sie hochzog, schaffte sie es schließlich irgendwie, zu gehen. Sie war sich stets des Messers bewusst, das er wieder in der Hand hielt. Er war so nah, dass er einfach zustechen konnte, falls sie versuchen sollte, es ihm zu entwinden.
Er zwang sie, zu warten, während er die Treppe erklomm, den Kopf aus dem Loch steckte und lauschte. Dann winkte er sie zu sich und kletterte vor ihr aus dem Loch.
Die Luft im Schlafzimmer war genauso abgestanden wie zuvor, aber das war tausend Mal besser als der Gestank von Valeries Leiche. Jasmine konnte nicht anders und holte tief Luft. “Wo gehen wir hin?”, fragte sie.
“Dorthin, wo du mir geben kannst, was ich brauche”, sagte er. “Auf jede Art, die ich will.”
Er beobachtete sie aufmerksam, ob sie protestieren würde, aber ihr gelang ein weiteres Achselzucken. “Was immer das sein mag”, sagte sie und zwang sich, ihn am Arm zu berühren. Ihre Haut zog sich bei dem Kontakt zusammen, ihr Magen rebellierte. Aber es war wichtig, dass er glaubte, sie sei weder ängstlich noch abweisend. Als würde sie denken, er sei nicht anders als alle anderen. “Wenn ich es Ihnen gebe und Sie zufrieden mit mir sind, sagen Sie mir dann, wo Kimberly ist?”
Ihre Frage
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