Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
den Grund dafür auszumalen.
Aber Romain rührte sich nicht. Er starrte den Mann an. Endlich hatte er Gewissheit, und er sehnte sich verzweifelt nach der Gerechtigkeit, die ihm vorenthalten worden war. Wenn Huff oder Peccavi oder wie auch immer er sich nannte nicht gewesen wäre, wäre Adele möglicherweise niemals entführt worden.
Aber eine Sache gab es, die ihm wichtiger war als Rache. Und das war Jasmine. Er legte den Rückwärtsgang ein und drückte das Gaspedal bis zum Boden durch. Er setzte zurück, bis er die Straße erreicht hatte, die ihn aus dem Häuserlabyrinth herausführen würde. Dann legte er den Vorwärtsgang ein und bog mit durchdrehenden Reifen um die Ecke.
“Romain?”, drängte Black, als Romain nichts erwiderte. “Was will sie von Gruber?”
Dieser Teil der Stadt war wie ausgestorben. Die dunklen leeren Lagerhäuser flogen an ihm vorbei, als er in Richtung Autobahn raste. “Er hat vor sechzehn Jahren ihre Schwester entführt.”
Schweigen. Dann sagte Black: “Nicht Gruber. Er hat gar nicht den Mumm, so etwas zu tun.”
“Sie hat sein Gesicht gesehen. Sie weiß, dass er es war. Und ich fürchte, dass sie auf der Suche nach ihm ist. Können Sie mir sagen, wo er wohnt?”
“Ich weiß die Adresse nicht. Aber ich war letzten Sommer bei ihm, um ihn zu einem Straßenfest am Unabhängigkeitstag einzuladen, das meine Mutter organisiert hat. Ich kann Ihnen erklären, wie Sie hinkommen.”
Romain merkte sich Blacks Anweisungen und hatte gerade aufgelegt, als ein Piepton anzeigte, dass sich ein Anrufer in der Warteschleife befand. Huff versuchte, ihn zu erreichen.
Die Versuchung war groß. Sollte Romain den Mann, den er einst für seinen Freund gehalten hatte, wissen lassen, dass das Spiel aus war? Sein Finger schwebte über dem blinkenden Knopf, aber er drückte ihn nicht. Er konnte sich nicht einmal so viel Genugtuung erlauben. Bis Jasmine in Sicherheit war, war es klüger, Huff im Ungewissen zu lassen.
Während Huffs Anruf an die Mailbox weitergeleitet wurde, rief er die Polizei an und erzählte ihnen alles, was er wusste. Er hatte keine Ahnung, was sie damit anstellen würden. Der Mann, der den Bericht entgegennahm, hörte sich an, als sei es eine x-beliebige unbestätigte Meldung. “Wir werden uns die Sache einmal anschauen”, sagte er und legte auf.
Diese leidenschaftslose Reaktion machte Romain noch einmal mehr deutlich, dass er Jasmines einzige Chance sein könnte.
Wenn es nicht bereits zu spät war.
Als sich die Falltür über der Treppe öffnete, wachte Jasmine augenblicklich auf. Sie musste ihre Kräfte schonen, um klar denken, gut planen und für jede Chance zur Flucht bereit sein zu können. Sie hatte versucht, sich auszuruhen. Nachdem Gruber mehrere Stunden lang fortgeblieben war, hatte sie es sogar geschafft, zu schlafen. Aber es war ein unruhiger Schlaf gewesen, erfüllt von Albträumen über stinkende, verrottende Leichen.
Jetzt fühlten sich ihre Augen an, als seien sie voller Sand, und ihr Körper war verspannt und empfindlich. Sorgsam achtete sie darauf, ihr an den Boden gefesseltes Bein nicht zu bewegen. Bei dem Versuch, sich zu befreien, hatte sie sich den Knöchel wundgescheuert, und die leichteste Berührung der Eisenfessel auf ihrer Haut bereitete ihr abscheuliche Schmerzen.
“Beeilung. Wir müssen uns beeilen”, murmelte Gruber zu sich selbst, als er die Stufen herunterstieg.
Jasmine hatte erwartet, er würde müde sein, wenn er zurückkam, und dass er Schlaf brauchen würde. Es war kein einfacher Job, eine Leiche und zwei Autos loszuwerden. Die Uhr zeigte bereits nach Mitternacht. Doch wenn er erschöpft war, dann war er viel zu aufgekratzt, um es zu zeigen. Irgendetwas war geschehen.
“Was ist los?”, fragte sie. So sehr sie seine Rückkehr auch gefürchtet hatte, ihre Angst, er könnte nicht wiederkommen, war noch größer gewesen. Er war ihre einzige Möglichkeit, aus diesem Betonverlies wieder herauszukommen. Denn selbst, wenn Romain und die Polizei nach ihr suchten: Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie die Falltür unter den schmutzigen Sachen im Schlafzimmer entdecken würden. Wer würde sich jemals träumen lassen, dass hier ein solcher Raum existierte? Nein, es war wahrscheinlicher, dass sie das Haus nur hastig durchsuchten, es leer vorfanden und dann weiterzogen. Ohne Gruber würde sie einen quälend langsamen Tod durch Verdursten und Verhungern finden, gefesselt an eine Leiche, die mit jeder Minute weiter verweste.
Jasmine war nicht
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