Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
entgegnete er grinsend.
Insgeheim musste er Casey recht geben: Er hatte eine ruhelose Nacht hinter sich. In seinen Träumen hatte er Jasmine Stratford immer wieder geliebt, jedes Mal leidenschaftlicher als das Mal davor. Aber Träume waren nicht genug, um den sehr realen Hunger zu stillen, den er empfand, seit er sie in diesem seidenen Morgenmantel gesehen hatte. Er war frustriert und gereizt. Und er befürchtete, dass die Frau, die gestern in sein Leben geplatzt war, das labile Gleichgewicht unwiderruflich zerstören würde, in dem er seit der Entlassung aus dem Gefängnis lebte.
Casey grinste zurück. “Ich bin nett. Und du bist immer noch so hübsch wie der Teufel, so viel ist mal sicher. Aber du bist fatigué, oder?”
“Es geht mir gut.”
“Wirklich?”
“Wirklich. Bitte lass mich an deinen Computer.”
“Wozu?”
Romain wusste, dass es ihr nichts ausmachte, das Gerät mit ihm zu teilen. Wie die meisten Leute hier, war sie einfach nur neugierig. Gerüchte waren die Hauptunterhaltung in Portsville, vor allem in den Wintermonaten. “Ich muss etwas bestellen.”
Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe. “Weihnachtsgeschenke?”
“Vielleicht.” Tatsächlich hatte er kein einziges Geschenk gekauft und würde es wahrscheinlich auch nicht tun. Seine Eltern erwarteten ihn zum Essen in ihrem Haus in Mamou, aber sie würden sich über die Shrimps freuen, die er kurz vor dem Ende der Saison mit seinen Fallen gefangen hatte. Damit würden sie ihre Vorräte in der Kühltruhe aufstocken, für ihr traditionelles Neujahrsessen boulettes des chevrettes: frische Krabben vermischt mit Paprika, Knoblauch, Zwiebeln und Gewürzen, zu kleinen Pasteten geformt und tiefgefroren. Er war nicht besonders scharf darauf, nach Hause zu fahren. Seine ältere Schwester und ihr Mann würden dort sein. Susan hatte in Harvard studiert, einen Rechtsanwalt geheiratet und war nach Boston gezogen. Es ging ihr gut, und Romain war stolz auf sie, aber sie nahm ihm immer noch übel, dass er nicht darum gekämpft hatte, nicht ins Gefängnis zu kommen, nachdem er Moreau erschossen hatte.
“Oder suchst du nach einer Frau?”, neckte Casey ihn. “Willst du dich in einer dieser Online-Partnerbörsen anmelden, T-Bone?”
“Nee”, sagte er. “Ich habe mich für eine Braut aus dem Katalog entschieden.”
Sie lachte. “Warum sollte ein Mann wie du für eine Frau bezahlen?”
“Weil ich dann genau das bestellen kann, was ich haben will – bescheiden und unterwürfig, allzeit bereit, mir den Rücken zu kratzen und mir mein Abendessen zu kochen.” Er streckte sich und versuchte, so viel Nutzen wie möglich aus der Kabbelei mit Casey zu ziehen.
“Und das soll ich dir glauben?” Sie schlug ihn spielerisch auf den Arm. “Innerhalb eines Monats würdest du dich langweilen. Du brauchst eine Frau mit Kampfgeist.”
“Mais, mit so einer kann ich womöglich nicht richtig umgehen”, erwiderte er grinsend. “Ich bin ein Muttersöhnchen, das weißt du doch.”
Sie verdrehte die Augen. “Du bist ein Wolf im Schafspelz, nichts anderes.”
Die Glocke über der Tür ertönte und kündigte die Ankunft eines weiteren Gastes an. Davon abgelenkt, winkte Casey ihn ins Hinterzimmer durch, in dem der Computer stand, und schnappte sich eine Speisekarte für den Neuankömmling. “Ich bringe dir gleich ein paar Brötchen und Kaffee. Willst du sonst noch etwas?”, rief sie über die Schulter.
“Das reicht.” Er war zu beschäftigt damit, sich einzuloggen, um Änderungswünsche an der Speisekarte vorzubringen. Jasmine hatte vorgegeben, Hilfe zu brauchen, um ihre lang vermisste Schwester zu finden, aber wahrscheinlich hatte sie nicht einmal eine Schwester. Viel wahrscheinlicher war es, dass sie eine Staatsanwältin war, die es darauf anlegte, ihr politisches Profil zu verbessern, indem sie jeden davon überzeugen zu versuchte, dass er die falsche Person getötet hatte. Oder eine Journalistin, die der nächsten “großen” Story hinterherjagte. Oder sie schrieb an einem Buch namens Wenn aus Vätern Mörder werden . Egal, wer sie war: Black musste mit der Sache zu tun haben. Black war außer Huff der Einzige, der die Besonderheiten der Schrift auf der Wand in der Toilette hätte beschreiben können.
Aber da war immer noch die Sache mit der Halskette. Weder Huff noch Black hatten gewusst, dass sie verloren gegangen war. Sie war fast eine Woche vor Adeles Entführung verschwunden. Nicht einmal Romain hatte zwischen den beiden Vorfällen einen
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