Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)
vor. »Mit Pommes frites und einem kleinen Extrasalat.«
»Gut«, sagte er. »Du stürzt dich auf das Grünzeug. Ich schmeiß die Fritten rein und richte die Hühnerbrust an.«
Ich nickte, stellte mich vor einen der Anrichtetische, schnappte mir aus dem Regal darüber einen kleinen Teller. Obwohl ich in einem Restaurant aufgewachsen war, fühlte es sich immer noch sehr fremd an, tatsächlich in einem zu arbeiten. Trotzdem wäre ich in diesem Augenblick nirgendwo sonst auf der Welt lieber gewesen.
Vor einer Woche, bei unserer Schulabschlussfeier, hatte ich mit meinen Klassenkameraden in einer Reihe gesessen und versucht, mir mit einem von der Hitze klebrigen, weil feuchten Programm Luft zuzufächeln, während die Lautsprecher brummten, eintönige Reden gehalten wurden und unsere versammelten Familien und Freunde hinter uns unruhig auf ihren Sitzen hin- und herrutschten. Genau in dem Moment, als wir endlich aufstehen und der Tradition folgend unsere Barette in die Luft werfen durften, wehte auf einmal unerwartet eine leichte Brise, sodass die schwarzen Vierecke mit ihren Troddeln sich wie Vögel in die Luft erhoben. Ich drehte mich um, suchte in der Menge nach meinen Freunden. Die Erste, die ich entdeckte, war Heather. Sie grinste breit.
Ja, stimmt, eigentlich hatte ich nach Tyler zurückziehen sollen. Doch Dinge verändern sich. Und Menschen manchmal auch, allerdings nicht immer nur zum Negativen. Zumindest war das an dem Samstag, nachdem das alte
Luna Blu
für immer geschlossen hatte und meine Mutter auftauchte, um mir beim Packen meiner letzten Sachen zu helfen, meine stille Hoffnung gewesen (in Bezug auf Mom, natürlich). Dad und Opal waren auch da, und während wir Kartons und anderen Kram aus meinem Zimmer zu Peters berühmter Geländelimousine trugen, wurde eifrig geschwatzt. Denn Momund Opal verstanden sich auf Anhieb blendend, was mich zugegebenermaßen ziemlich überraschte. Doch kaum hatte Opal mitgekriegt, dass meine Mutter früher im
Mariposa Grill
alles Organisatorische, insbesondere das Finanzielle, geregelt hatte, quetschte sie sie aus, wie sie das in ihrem neuen Restaurant wohl am besten angehen sollte. Opal wollte praktisch alles wissen. Und ehe man sich’s versah, hockten die beiden am Küchentisch und Opal schrieb mit wie ein Weltmeister, während Dad und ich das Monsterauto fertig beluden.
»Macht dich das nicht ein bisschen nervös?«, fragte ich ihn, als wir mit meinem Laptop, meinem Kissen und diversen anderen Kleinigkeiten an den beiden vorbeiliefen. Mom erzählte gerade was über Lohnbuchhaltung, Opal nickte eifrig und kritzelte, so schnell sie konnte, Stichworte auf den Block, der vor ihr auf dem Tisch lag.
»Nö«, meinte er. »Und um ehrlich zu sein: Wäre deine Mutter nicht gewesen, hätten wir schon zwei Jahre früher schließen müssen. Nur durch sie konnten wir den Betrieb überhaupt noch so lange aufrechterhalten.«
Ich warf ihm über die Motorhaube des SUVs hinweg einen ungläubigen Blick zu. »Ach ja?«
»Ja. Deine Mutter weiß, was sie tut.«
Ein Satz, der mir später noch mal durch den Kopf ging, nachdem wir endgültig mit Einladen fertig waren und aufbrechen wollten. Von Deb, Riley, Ellis und Heather hatte ich mich bereits am Abend vorher bei einem letzten gemeinsamen Essen verabschiedet. Rileys Mutter hatte für uns gekocht, es gab frittiertes Huhn, was sonst? Mein nächtlicher Abschied von Dave dagegen fand, nachdem ich heimgekommen war, in etwas privaterer Atmosphäre statt.
Eine
Stunde hatte er das Haus dafür verlassen dürfen. Wirsaßen Händchen haltend auf der Treppe zum Schutzkeller und schmiedeten Pläne. Für das kommende Wochenende, für einen Ausflug ans Meer, falls er je wieder wegfahren durfte, für die Anrufe und SMS und Mails, durch die wir miteinander verbunden zu bleiben hofften. Ähnlich wie Dad und Opal machten auch wir uns nichts vor. Gerade ich wusste genau, was Entfernung bedeutete. Andererseits blieb ein Teil von mir hier in Lakeview zurück, und zwar nicht nur in dem Modell. Ich hatte fest vor, ihn wieder aufzusuchen. Zurückzukommen.
Alles war verstaut, ich schloss die Heckklappe. Dabei fiel mein Blick auf Daves Elternhaus. Mrs Dobson-Wade stand in der Küche und blätterte in einem Kochbuch. Dave war bei der Arbeit und das Familienauto nirgends zu sehen. Sie war demnach allein zu Hause. Während ich sie beobachtete, musste ich an meine Mutter denken, an die endlosen Probleme, die wir in den vergangenen Jahren miteinander gehabt hatten.
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