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Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Titel: Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Kaczmarzyk
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Schüssel kippte. So einfach malte ich mir den Vorgang auch bei Hanna aus.
    Ich steckte meine Waffe hinten in den Hosenbund und griff noch mal in mein Sakko. Zwei schmale Werkzeuge kamen zum Vorschein. Spanner und Hook. Geübte Einbrecher wissen, wozu diese Gerätschaften gut sind. Dem großen Rest will ich es gerne erklären. Mit dem Spanner hält man (wie sollte es anders sein) den Kern des Schließzylinders auf Spannung, um das Schloss später drehen zu können. Der Hook dient dazu, die Stifte im Schließmechanismus nach unten zu drücken. Er ahmt gewissermaßen die Zacken des Schlüssels nach. In Kombination sind die Helferlein unschlagbar. Beide Werkzeuge erinnern übrigens stark an Instrumente eines Zahnarztes. Wie diese kleinen Metallhaken, mit denen der Dentist Ihnen bei der jährlichen Routineuntersuchung am Zahn herumkratzt, um Zahnstein aufzuspüren. Vielleicht sind Zahnärzte ja auch gute Einbrecher, wer weiß!
    Ich beugte mich nach unten und führte den Spanner in das Schloss ein. Im Haus herrschte Totenstille. Niemand konnte mich aufhalten. Ich bin schnell bei dieser filigranen Arbeit, verflucht schnell! Der Spanner rastete hörbar ein. Meine rechte Hand schob den Hook nach. Ich tastete nach den Druckpunkten im Schloss und presste die Schließbolzen an ihren Platz. Es klickte viermal kaum hörbar; der Mechanismus war überlistet. Ich drehte den Spanner im Uhrzeigersinn und öffnete somit die Tür. Ich weiß noch, dass ich ein überhebliches Grinsen aufgesetzt hatte, das mir drinnen direkt wieder vergehen sollte. Ich schob die Tür nach innen auf und trat forsch ein, ohne meine Waffe zu ziehen. Alles hätte an dem Tag vorbei sein können, hätte ich nur meine Wumme in der Hand gehalten. Hochmut kommt vor dem Fall.
    Ich wagte einen zweiten Schritt in den düsteren Eingangsbereich der Wohnung und erkannte die Bewegung in meinen rechten Augenwinkel zu spät. Ich wollte noch in Abwehrhaltung gehen, aber der gezielte Schlag traf mich mit voller Wucht. Ein Holzknüppel schlug knapp über meiner Schläfe ein und raubte mir prompt die Sinne. Ich schwankte hilflos nach vorne und sackte unvermittelt auf die Knie. Ich rechnete felsenfest mit einem weiteren Angriff und tat das einzig Sinnvolle, was mein vernebelter Verstand mir riet. Ich drehte meinen Oberkörper zur Seite und drückte meinen rechten Zeigefinger durch. Purer Instinkt, der mir schon oft das Leben gerettet hatte. Doch das erwartete Ergebnis blieb aus. Es löste sich kein gedämpfter Schuss, der Leben zerstören konnte. Ich griff ins Nichts. Meine Kanone steckte noch nutzlos über meinem Gesäß im Hosenbund. Ich muss ausgesehen haben wie ein Kind, das Cowboy und Indianer mit einer imaginären Pistole spielte.
    Ich murmelte halblaut ‚Scheiße‘ und kniff meine Augen zu Schlitzen zusammen. Ich wollte den Scheißkerl sehen, der mir in Hannas Wohnung aufgelauert hatte und drehte mich auf den Knien robbend um. Ungelenk fiel ich dabei auf meinen Hintern. Meine naturgegebene Kraft hatte mich verlassen. Ich konnte nur noch erstaunt den Mund aufsperren, weil ich sie zum ersten Mal sah.
    Ich hatte bei dem Angreifer zuerst fälschlicherweise an einen Kerl gedacht, weil der Schlag an meinen Kopf so hart war, als hätte ihn ein kerniger Holzfäller ausgeführt, aber in der Schusslinie meiner Luftpistole stand mein potenzielles Opfer. Es konnte sich bei dem Mädchen nur um meine Zielperson handeln.
    Sie hatte braune, glänzende Haare, war leicht untersetzt und hatte die unbarmherzigsten braunen Augen, die mich jemals angestarrt haben. Ich erinnere mich an eine dunkle Kleidung, die ihre Kampfhaltung unterstützte. Sie war kein Blickfang, und doch verriet mir mein Gefühl, dass sie jemand Besonderes war. Sonst hätte mir die Roboterstimme auch keine hunderttausend Euro für ihren Skalp angeboten. Sie stand einfach über mir, schnaubte verächtlich aus und bestrafte mich mit ihrem düsteren Blick. Ihre verkrampften Hände hielten die Angriffswaffe über ihrem Kopf, bereit, um wieder zuzuschlagen. Sie hatte einen Kendo-Stick als Schlagwerkzeug benutzt. Diese Waffen werden in Japan als stumpfe Kampfsportwaffe verwendet. Sie ersetzen das tödliche Samurai-Schwert in Schaukämpfen. Die Stöcke sind natürlich nicht scharf, können aber trotzdem erheblichen Schaden anrichten. Ich bekam ihre Durchschlagskraft am eigenen Leib zu spüren. Hanna wusste, wie sie mit dem Kendo-Stick umgehen musste, das sah man an der Art, wie sie die Waffe in den Händen hielt. Wahrscheinlich

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