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Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Titel: Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Kaczmarzyk
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schaute mich an wie ein Auto und staunte, wie ich auf den krassen Themenwechsel kommen konnte.
    Ich fuhr ungetrübt fort: »Ich behalte dich im Auge. Falls du in einem halben Jahr noch immer in dieser Stelle versauerst, töte ich jemanden aus deiner Familie. Also beweg deinen knackigen Arsch! Mach was aus deiner süßen Zuckerschnute!«
    Conny sagte nichts mehr. Sie war wie erstarrt.
    Diese Reaktion genügte mir als Antwort. Obwohl ich nicht ernsthaft vorhatte, ihren beruflichen Werdegang zu überwachen, war ich mir ziemlich sicher, dass sie in wenigen Monaten schon ihr eigenes Geschäft führen oder sogar die Medienlandschaft unsicher machen würde. Und sollte sie eines Tages an den Moment zurückdenken, an dem ein Wahnsinniger ihren Weg kreuzte, wäre sie dem Kerl vielleicht sogar dankbar für seinen Besuch. Ich versuchte zumindest, an dieses Szenario zu glauben, als ich die Tür hinter mir zuzog und wieder aus Conny Mendlers Leben verschwand.
     
    Hanna wohnte in der Leipziger Südvorstadt, ein Studentenviertel, wie es im Buche steht, inklusive Altbauten, WG-geeigneten Wohnungen und einer langen Kneipenmeile, soweit das Auge reicht.
    Ihre Wohnung befand sich leider genau an dieser belebten Partyzone. Zu viele Menschen für eine saubere Hinrichtung. Sie lebte an einer dicht befahrenen Straße, die mittig von einer Straßenbahnlinie durchtrennt wurde. Es stank nach Menschen, Autos und Hundekacke. Die unteren Geschosse der Wohnhäuser wurden zumeist von Geschäften und Gaststätten angemietet und luden mit entspannter Atmosphäre zu einem Besuch ein. Hanna wohnte oberhalb eines Optiker-Geschäfts. Auf der anderen Straßenseite lockte ein Irischer Pub mit süffigem Bier und rauchigen Whiskeys. Zum Glück hatte die Kneipe noch nicht geöffnet, sonst hätte ich glatt meinen Auftrag vergessen können.
    Ich sortierte meine Gedanken und wägte das Risiko meiner Mission ab. Viele Zeugen konnten massiven Ärger bedeuten. Andererseits war es an der Straße so laut, dass man ein paar Schüsse in einer Wohnung draußen nicht hören dürfte. Ich wollte trotzdem einen Schalldämpfer auf meine Desert Eagle schrauben, sobald ich im Haus angekommen wäre. Der Schuss wird dadurch zwar nicht unbedingt zu einem Flüstern, wie die guten alten Actionfilme es uns weiß machen wollen, aber eine kleine Lautstärkeminderung ermöglicht der Aufsatz allemal.
    Ich stand vor der Eingangstür zu Hannas Wohnhaus und schnaufte durch. Unauffällig schaute ich über meine beiden Schultern und checkte die Lage. Niemand schien sich für mich zu interessieren. Die Passanten hatten ihren eigenen Scheiß im Kopf und kümmerten sich einen feuchten Kehricht um einen mittelalten Herren im Anzug. Meine Tarnung saß perfekt. Ich sah ein bisschen wie ein penetranter Versicherungsvertreter aus und ging in der Masse unter. Die Vorzüge der Großstadt. Anonymität überall. Wer kennt da schon seinen Nachbarn mit vollem Namen? Falls jemand diese Frage mit ‚Ja‘ beantworten kann, lebt derjenige vermutlich auf dem Land. Oder irre ich mich etwa? Nein? Gut, weiter im Text!
    Ich klingelte bei einer Nachbarin, die noch ein Stockwerk über Hanna Cramme wohnte, und bereitete mich auf meinen Standardspruch vor, wenn ich Zugang zu einem verschlossenen Mietshaus brauchte.
    Eine knisternde Frauenstimme erklang aus dem Lautsprecher über der Klingelleiste. »Ja, bitte?«
    » Entschuldigen Sie die Störung«, meldete ich mich. »Ich komme von den Stadtwerken Leipzig, um die Zentralheizung zu warten. Mein Chef hat aber vergessen, mir den Schlüssel für die Eingangstür zu überreichen. Könnten Sie mich schnell reinlassen? Das wäre sehr nett.«
    Ruhe am anderen Ende. Ich war auf ein misstrauisches Exemplar der menschlichen Spezies gestoßen. Normalerweise surrt e in solchen Situationen sofort der Türöffner in Verbindung mit einer Floskel wie ‚Kein Problem‘. Die Menschen wurden immer misstrauischer.
    » Würden Sie bitte die Tür öffnen?«, drängte ich sie freundlich zu einer Reaktion.
    » Verstehe ich das richtig?«, begann sie zurückhaltend. »Sie haben keine Schlüssel und wollen unsere Heizung warten? Wie wollen Sie dann in den Heizungsraum kommen? Der ist doch auch abgeschlossen.«
    Meine Stimmung sank langsam in den Keller , in dem sich die Heizung befinden musste. Ich wäre diesem Miststück am liebsten durch die Sprechanlage an den Hals gesprungen. Nur äußerlich blieb ich zuvorkommend. »Ich weiß. Für den Raum habe ich ja den Schlüssel. Der für die

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