Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)
meinen Rettungsversuch. Eine Sekunde lang setzte mein Herzschlag aus. Da erlangte Mobby aber seine gewohnte Straßenhaftung zurück. Ich hatte den Wagen wieder unter Kontrolle und jagte ihn weiter die Straße entlang, mit meinen gnadenlosen Verfolgern im Nacken.
Peter Cramme gab nicht auf. Sein Licht schien noch greller in meinem Rücken zu brennen. Die Schnauze des Toyotas bohrte sich förmlich in meinen Kofferraum.
Ich bekam Panik. Wie sollte ich sie abschütteln? Meine Hände waren schweißnass, mein Puls sprengte jede gesunde Skala. Mobby wollte sein Tempo nicht erhöhen. Er stellte sich stur. Dafür stieg die Temperatur in seinem Motor rapide an. Die Nadel kratzte am roten Bereich der Skala.
Ich flehte zu einer höheren Macht, dass diese Tortur bitte enden möge. Und für kurze Zeit schien sich mein Wunsch zu erfüllen.
Der Toyota verlangsamte seine Geschwindigkeit. Ich gewann Abstand zu meinem Verfolger. Die Scheinwerfer blendeten mich nicht mehr komplett. Ich konnte ein Straßenschild entziffern. Ich befand mich kurz vor dem Schkeuditzer Kreuz, das die A9 mit der A14 verband.
Im Seitenspiegel erkannte ich einen Arm, der aus dem rechten Fenster des Toyotas herauslugte. Nein! Ich wusste, was das zu bedeuten hatte.
Bevor ich ein Ausweichmanöver starten konnte, heulten die Schüsse schon los. Ein Projektil durchschlug erst meine Heckscheibe und bohrte sich auf der Beifahrerseite auch noch durch die Windschutzscheibe. Glas splitterte in meinem Rücken.
Ich zog meinen Kopf wie eine Schildkröte ein, um möglichen Treffern zu entgehen. Wieder hatte ich Probleme, die Spur zu halten. Es lösten sich weitere Schüsse aus dem Revolver, gefolgt von einer dumpfen Explosion. Ein schweres Rumpeln drang vom hinteren Bereich meines Mobbys an mein Ohr.
Ich wurde langsamer. Hundertachtzig, hundertfünfzig, hundert. Das Auto eierte herum, als wäre es betrunken. Ich kannte die Ursache nur zu gut. Ein Reifen war getroffen worden und hatte sich in seine Einzelteile aufgelöst.
Ich fuhr nur noch auf der Felge. Es ging nicht anders: Ich musste den BMW auf den Standstreifen manövrieren.
Von hinten brausten die Crammes heran.
Ich wappnete mich vor eine m erneuten Schusshagel und duckte mich hinter die Fahrertür. Meine rechte Hand umschloss meine Waffe. Der Angriff blieb jedoch aus.
Der Toyota zischte ungebremst an mir vorbei und verabschiedete sich nach wenigen Augenblicken hinter dem Horizont.
Langsam begriff ich ihren Plan. Sie wollten mich nicht zwingend töten. Familie Cramme wollte mit dem Manöver nur Zeit gewinnen und mich abschütteln. Wahrscheinlich war der Einschlag in der Heckscheibe purer Zufall gewesen. Aus einem fahrenden Auto kann man nicht vernünftig zielen. Ich habe das auch schon ausprobiert. Jede Straßenunebenheit macht das Zielen zum Roulettespiel. Es glich einem Wunder, dass sie im zweiten Anlauf meinen Reifen erwischt hatten. Oder wollten sie mich tatsächlich töten und der zweite Schuss war ein Ausrutscher gewesen? Sollte mich das interessieren? Hanna hatte mich wieder mal an der Nase herumgeführt. Ich sah die Schlagzeile in einer imaginären Klatschzeitung für Auftragskiller – ‚Studentin verarscht Storm, früher bekannt als bester Killer des Landes‘. Langsam kotzte mich die ganze Angelegenheit gehörig an. Die Spielchen waren vorbei. Jetzt wurde es persönlich.
Nachdem ich den zerstörten Reifen, besser gesagt die paar verbliebenen Gummifetzen, gegen das Reserverad ausgetauscht hatte, steuerte ich meinen lädierten Mobby zurück auf den Asphalt. An der nächsten Raststätte legte ich eine zwingend erforderliche Pause ein. Ich musste die Verfolgungsjagd noch verdauen. Außerdem benötigte ich etwas Schlaf. Die Nacht verhüllte mein Auto vor neugierigen Blicken. Ich klappte den Fahrersitz zurück und streckte mich auf dem improvisierten Bett aus.
Nach zwei Stunden Ruhe brach ich wieder auf. Ich spürte die Schmerzen meines alten Weggefährten, konnte aber keine Rücksicht darauf nehmen. Der BMW musste durchhalten. In wenigen Tagen sollte er einen neuen Satz Reifen und zwei neue Scheiben bekommen. Solange musste ich mit einem Gefährt vorlieb nehmen, das ein klein wenig an den Todeswagen von Bonny und Clyde erinnerte. Durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Zum Glück war der September warm. Die frische Brise, die durch die Scheiben zischte, störte mich nicht. Ich konnte sogar Sprit sparen, da ich die Klimaanlage nicht einschalten musste. Der kreisrunde Kugelaustritt an der
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