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Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Titel: Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Kaczmarzyk
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ab; mein ramponiertes Auto erntete nicht mehr so viele neugierige Blicke wie noch am Tage. Manche Autofahrer hatten meinen Wagen wie das achte Weltwunder angeglotzt. Es war amüsant, dieses Phänomen zu beobachten, aber auch sehr nervig. Ich hatte nämlich andere Probleme. Mir rann die Zeit davon. Ich konnte nicht mehr ewig mit den Einschussspuren herumfahren. Früher oder später würde mich die Polizei deswegen anhalten und mir unangenehme Fragen stellen. Ich musste Hanna binnen der nächsten zwölf Stunden aufspüren oder meine Suche für eine Reparaturpause unterbrechen. Nur hätte ich in dem Fall den Anschluss gänzlich verloren. Ich versuchte dennoch, gelassen zu bleiben. Ich hatte so eine Drucksituation nicht zum ersten Mal durchgemacht.
    Gegen zweiundzwanzig Uhr drang mich ein allzu menschliches Bedürfnis zu einer Pause. Die Rast kam mir auch aus anderen Gründen sehr gelegen. Ich saß wieder gute drei Stunden hinter dem Lenkrad und musste mir mal die Beine vertreten. Außerdem wollte ich den Kaffee an der Raststätte auf seinen Koffeingehalt hin testen. Ein Tag am Steuer macht müde. Ich hatte thüringischen Boden unter den Füßen und befand mich am Hermsdorfer Kreuz. Dort überlagerten sich die A9 mit der wichtigsten Ost-West-Verbindung Deutschlands, der A4.
    Ich ließ Mobby auf dem Parkplatz zurück und schlenderte an schlummernden Truckern vorbei zur Raststätte. Ich erledigte mein kleines Geschäft und kaufte mir im Restaurant ein überteuertes Sandwich und einen Kaffee. Beides schmeckte ganz passabel, auch wenn es das Geld nicht wirklich wert war. Aber damit muss man rechnen, wenn man sich an der Autobahn verköstigt. Die Raststätten sind nicht unbedingt für ihre günstigen Preise bekannt.
    Ich hatte meine niederen Gelüste befriedigt und wollte meine Fahrt mit neuen Energien fortsetzen. Aus Verzweiflung wollte ich noch mal Hannas Wohnung ansteuern. Vielleicht hatte sich die Familie im Gefühl der Überlegenheit doch noch einmal dahin getraut. Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde zerschlugen sich meine Pläne jedoch total: Als die elektronischen Schiebetüren am Rasthaus aufglitten und mich ins Freie entließen, fiel mein koffeingestärkter Blick auf einen korpulenten, kahlköpfigen Mann, der ein dunkelblaues Auto betankte. Er war allein und schaute immer wieder scheu über seine Schultern in die Dunkelheit.
    Ich hatte es doch gewusst. Ich saß den Crammes die ganze Zeit wie eine Zecke im Nacken, saugte ihre Angst auf. Nun servierte mir meine eiserne Ausdauer den Kopf der Familie auf dem Präsentierteller. Ich verschwendete keine Zeit damit, den riesigen Zufall richtig einzuordnen. Es hätte einfach zu lange gedauert, alle Parameter zu berücksichtigen. Ich sagte mir nur, dass es anscheinend irgendjemand richtig fand, mir eine weitere Chance einzuräumen. Ich sollte meinen Auftrag beenden, und das hatte ich auch vor. Jede noch so kleinste Faser meines Körpers gierte danach. Ich brannte vor Verlangen. Die Desert Eagle schrie nach Blut.
    Ich schlich mich leise an Peter Cramme heran. Eine Zapfsäule verdeckte meine stattliche Statur. Ich zog die Pistole aus meinem Jackett und nutzte einen unachtsamen Moment meines Opfers, um mich ihm auf einen halben Meter zu nähern. Ich versteckte meine Waffe in der Jackentasche, mit dem Finger am Abzug. Ich muss wie ein Möchtegern-Gangster ausgesehen haben, der Tante-Emma-Läden mit dem Finger in der Tasche überfiel, weil er sich keine echte Pistole leisten konnte. Darüber musste ich schmunzeln. Gleichzeitig ließ ich Peter Cramme keine Millisekunde aus den Augen.
    Er hatte mich weiterhin nicht bemerkt. Das wollte ich ändern.
    » Wenn Sie leise bleiben, passiert Ihnen nichts. Schreien Sie herum, wird meine Waffe sprechen!«, drohte ich mit gepresster Stimme.
    Der dicke Mann zuckte erschrocken zusammen. Er schaute ängstlich zu mir herüber und seufzte. Obwohl er bei dem Angriff auf sein Haus mein Gesicht nicht gesehen hatte, wusste er um den Schlamassel, in dem er steckte. Wahrscheinlich hatte Hanna ihm auch eine genaue Beschreibung von mir angefertigt.
    » Warum lassen Sie meine Familie nicht in Frieden?«, klagte er weinerlich.
    » Das wissen Sie doch selbst, oder? Ich habe einen Auftrag und pflege, diese zu Ende zu bringen. Es geht nur ums Geschäft. Ihnen will ich gar nichts antun. Auch Ihrer kleinen Tochter nicht. Sie hieß Julie, ja?«
    Er ging nicht auf meine Frage ein und lenkte das Thema auf seine älteste Tochter. »Sie wollen Hanna, ich weiß. Doch

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