Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)
bestimmt nicht mit der Reinigung eines Tatorts aus. Hanna wurde von jemandem unterstützt und geleitet, der das Spiel schon lange beherrschte. Dieselbe Person, die mich im Wald abgelenkt hatte. Es war derselbe Kerl, der mich am Boden liegend, in die Rippen getreten hatte. Der Mann mit der kratzigen Stimme. Ich gehe jede Wette ein, dass der Typ einen großen Batzen Dreck am Stecken hat. Nur wie passt dieser mysteriöse Mann zu Hanna? Mir fehlt das Verbindungsstück. Ich werde das Puzzle aber bald zusammenfügen können.
Von dem leeren Parkplatz aus fuhr mich der Taxifahrer in meine abgelegene Zweitwohnung, die ich unter falschem Namen angemietet habe. Übrigens werden die Polizisten nach einem Phantom fahnden, wenn sie dem Personalausweis nachgehen, den ich am Tag meiner Einlieferung ins Krankenhaus bei mir hatte. Als Profikiller benötigt man diverse Identitäten, um unerkannt durch die Welt zu reisen. Nur die wenigsten Menschen kennen meinen richtigen Namen, Andreas Storm. Und so soll es auch bleiben.
Während der zweistündigen Heimfahrt dachte ich unentwegt an meine n BMW. Ging es Mobby gut? Wurde er schon einer Schrottpresse übergeben? Könnte ich mich jemals wieder hinter sein Lenkrad setzen? Er ist das einzige Ding, an dem mir etwas liegt. Na gut, als Kind liebte ich meine Eltern, aber das ist auch schon alles. Wenn ich Mobby verlieren würde, könnte mein Herz zerbrechen. Meine gebeutelte Pumpe weinte schon auf dem Rücksitz des tadellos gepflegten Mercedes dicke Krokodils-Tränen.
Ich kann nur optimistisch bleiben und hoffen, dass ich mit der Entschlüsselung des Rätsels um Hanna Cramme auch mein Auto wiederbekommen werde. Ich hatte nie wirkliche Motivationsprobleme bei der Verrichtung meiner Arbeit, aber dieser Fall stachelt mich besonders an.
Der Fahrer steuerte mein Haus mit den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages an. Ich stieg aus, begab mich auf mein Grundstück, nahm den Ersatzschlüssel aus meinem Geheimversteck im Garten (er lag unter einem Ziegelstein) und wollte dem Fahrer sein Geld holen. Meine Fersen protestierten bei jedem weiteren Schritt, den ich in den zu engen Schuhen ging. Ich streifte sie erleichtert an der Wohnungstür ab und schlüpfte in bequeme Badelatschen. Meine Füße hätten sich herzlich bei mir bedankt, wenn sie nur reden könnten.
Ich ging ins Schlafzimmer zum Safe, öffnete ihn mit meiner bewährten Kombination, dem Datum der Erstzulassung meines Mobbys, und klaubte die Scheine zusammen. Der Fahrer bekam tausendzweihundert Euro für seine Dienste. Verschwiegenheit und Exklusivität haben ihren Preis. Ich legte noch hundert Euro Trinkgeld für die schnelle Fahrt als Bonus obendrauf und entließ ihn zu seinem nächsten Auftrag.
Der Mann fuhr grußlos davon. Nur als er das großzügige Trinkgeld bemerkt hatte, huschte ein zufriedenes Grinsen über sein Gesicht. Sonst blieb der Mann die ganze Zeit über gefühllos und diszipliniert.
Ich hatte mal gehört, dass die Fahrer dieses speziellen Transportdienstes in den verschiedensten Militärlagern ausgebildet wurden. Südamerika, USA, Palästina, Al-Qaida. Die Jungs konnten nicht nur gut fahren, sie waren tödliche Waffen. Am Ende der Reise sollte man besser bezahlen können, wenn man seine Zunge behalten wollte. Mich konnte dieses Gerücht nicht verunsichern. Solange ich sie mit Respekt behandle, dürften sie keinen Groll gegen mich hegen.
Als ich den Mercedes aus meinem Sichtfeld verlor, war ich endlich allein. Ich konnte meine Wunden pflegen. Anfangs tat ich das mit einer weiteren Mütze voll Schlaf und einer Hand voll Paracetamol. Am späten Nachmittag wachte ich erholt auf.
Nun stehe ich in meinem Bad und betreibe Schadensbegrenzung. Tupfer - Schmerz, Tupfer – Leid, Tupfer – Pein. Nach weiteren unangenehmen Sekunden habe ich die Wunde gesäubert und kann den Verband wieder überstreifen. Mit einem gehandicapten Arm ist dieses Unterfangen gar nicht so einfach. Ich schaffe es dennoch, schließlich bin ich schon ein großer Junge.
Meine Augen fixieren mein Spiegelbild. Meine Hände stützen sich auf dem Wa schbecken ab. Ich frage mich, wie es weitergehen soll. Wie kann ich meinen Auftrag noch erfolgreich abschließen? Mein Kurzzeitgedächtnis ist ein wenig durcheinandergewirbelt. Nicht ungewöhnlich für jemanden, der dem Tod gerade noch von der Schippe gesprungen ist. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, wann ich den Auftrag für Hannas Ermordung erhalten habe. Ich weiß nur noch, dass der Kerl mir
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