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Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Titel: Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Kaczmarzyk
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ich leise sein soll. Ich bin in diesem Stockwerk auch so gut wie allein. Nichts, worüber ich traurig wäre.
    Ich wende mich zuerst dem älteren Sammelband aus dem Jahr 2001 zu. Er beinhaltet die Zeitungen von mehreren Wochen; ich entdecke schnell die Ausgabe vom dritten Dezember. Das Papier ist alt, muffig und läuft schon gelb an. Die Seiten erscheinen mir wie Pergamentrollen aus dem Orient oder wie antike Piratenschatzkarten. Ich tauche in sie ein und sauge ihre Worte auf.
    Die Titelstory des Tages dreht sich um den CDU-Parteitag in Dresden. Laurenz Meyer wurde im Amt als Generalsek retär bestätigt; Angela Merkel unterstrich erneut ihren Willen zur Kanzlerkandidatur. Mittlerweile ist sie im Amt. Zeit ist schnelllebig. Und die Frau hat klare Vorstellungen von ihrem Leben, die sie zielorientiert umsetzt. Dem gebührt Respekt, mag man von unserem Staatsoberhaupt halten, was man wolle!
    Ansonsten hat sich an diesem Tag nichts Spektakuläres ereignet. Ich überfliege den allgemeinen Klatsch und Tratsch der Vergangenheit im Schnelldurchgang. Schließlich erreiche ich den Berliner Lokalteil und blättere bis auf Seite zweiundzwanzig vor. Ich entdecke ein kleines Bild in Schwarzweiß, auf dem drei Männer Arm in Arm vor einem kastenförmigen Gebäude um die Wette grinsen. Einer von ihnen ist Peter Cramme. Er hat auf dem Foto noch einen erkennbaren Haaransatz und wirkt etwas schlanker. Die kreisrunde Brille trug er schon damals. Die anderen Personen auf dem Bild sind mir unbekannt. Sie befinden sich in einem ähnlichen Alter wie Peter Cramme, sind ebenso beleibt, haben aber fülligeres Haupthaar. Man könnte die Männer für Drillinge halten, nur sind es keine Brüder. Das Bild gehört zu einem größerem Artikel mit der Überschrift: ‚Berliner Bürgerinitiative weiht Jugendclub ein‘. Ich lese die Zeilen darunter.
     
    Endlich hat der Krampf ein Ende. Nach zuvor monatelangen Verhandlungen konnte gestern im Berliner Stadtteil Tempelhof der Jungendclub ‚Auf die Zwölf‘ feierlich eingeweiht werden. Bei winterlichen Temperaturen um den Gefrierpunkt, Glühwein und alkoholfreiem Punsch warfen Jung und Alt ein Auge auf das komplettsanierte Schmuckstück. Von nun an soll das Gebäude ein Zufluchtsort für junge Menschen im Alter von zehn bis achtzehn Jahren sein. Die Teenager sollen sich dort mit Kicker-Tischen und Tischtennis vergnügen und sich in Diskussionsrunden mit ehrenamtlichen Betreuern austauschen können.
    Für eine gemütliche Atmosphäre sorgen ausrangierte Möbel aus einem nahegelegenen Möbelhaus. Die großzügige Spende wurde gerne angenommen. Die Renovierung des leerstehenden Komplexes in der Wolframstraße nahm ein Dreigespann um Jürgen Weißhaupt, Hermann Dittgen und Peter Cramme in die Hand. Zusammen mit anderen fleißigen Helfern gestalteten sie mit kleinen finanziellen Mitteln und großer Aufopferungsbereitschaft ein Paradies für junge Menschen.
    Der Chef der Bürgerinitiative ‚Tempelhof von morgen‘, Jürgen Weißhaupt, sagt zu dem Projekt Folgendes: »Der Club füllt eine Lücke in Tempelhof und wird dringend benötigt. Die Jugendlichen sollen weg von der grauen Straße und sich in behüteter Atmosphäre mit Altersgenossen abgeben können. Wir wollen den Jungen und Mädchen ein Leben ohne Drogen und Gewalt bieten. Bislang gab es so etwas im größeren Umkreis noch nicht. Deshalb verstehe ich auch nicht, warum uns die Nachbarn solche Steine in den Weg gelegt haben.« Weißhaupt spricht dabei die Probleme mit den Anwohnern an, die die Einrichtung des Jugendclubs mit einer Unterschriftensammlung verhindern wollten. Die älteren Menschen aus den Nebengebäuden fürchteten sich vor Lärmbelästigung und tätlichen Angriffen. Dazu nahm Herr Dittgen nochmals Stellung: »Diese Vorwürfe sind völliger Unsinn. Es demonstriert, wie intolerant manche Menschen sein können. Die Leute haben doch nur Angst, weil sie jedes Vorurteil über Jugendliche gleich für bare Münze nehmen. Jugendliche seien faul, drogensüchtig und gewaltbereit. Am schlimmsten sei es bei den Immigranten.« In diesem Zusammenhang gab Dittgen ein Versprechen ab, um die weiterhin skeptischen Nachbarn zu beruhigen: »Unruhestifter werden wir nicht akzeptieren. Wenn im Club jemand Ärger macht, muss er gehen. Ganz einfach. Bis dahin ist jeder Jugendliche bei uns herzlich willkommen, egal, wo er herkommt.«
    Und so sahen es auch die Richter im Landgericht Berlin, die die Klage gegen die Einweihung des Jugendclubs schließlich ab wiesen.

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