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Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Titel: Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Kaczmarzyk
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zertrümmert mir sämtliche Knochen. Ich rieche Tod, fühle Tod und lande dementsprechend bei den Todesannoncen. Nein, nicht das auch noch! Unmöglich! Mein Mund steht offen. Meine Augen tun weh, weil ich sie so weit aufreiße, dass es schon ungesund ist. Ich will nicht glauben, was ich da sehe. Aber da steht es, schwarz auf weiß.
     
    Wir trauern um Pia Waldenburg (15.01.1967-05.05.2003), die aus unserem Leben gerissen wurde. Du warst eine wilde Blume, die zu kurz blühte. Nie wieder können wir deinen süßen Duft in uns aufnehmen. Du hinlässt deinen Mann, Peter Cramme, deine Töchter Hanna und Julie, deinen Vater Steffen, sowie zahlreiche Freunde und Bekannte. Wir hoffen, dich irgendwann in einer anderen Welt wiederzusehen. Du bleibst für immer in unseren Herzen.
    Die Beerdigung findet am Samstag, den 10.05.2003 , um 10 Uhr auf dem Evangelischen Friedhof ‚Böhmischer Gottesacker‘ statt.
     
    Peter Cramme war der Mann von Pia Waldenburg. Hanna und Julie waren ihre Töchter. Mein Herz überspringt mehrere Schläge, bevor es den Schock verdaut hat. Pia Waldenburg war eine Agentin in Diensten des BKA. Ich kannte sie, habe einmal ihren Weg gekreuzt. Es war eine schicksalhafte Begegnung am fünften Mai 2003. Pia war eine Polizistin, die ich getötet habe.

Kapitel 4 – Der Tod einer Mutter
     
    Ich liege im Bett meines kleinen Hotelzimmers, das ich mir am Stadtrand von Berlin angemietet habe. Mein Geist ist träge, mein Körper verlangt Schlaf, aber ich kann nicht aufhören, an Pia Waldenburg zu denken.
    Pia Waldenburg: Ehefrau, Mutter, Agentin, getötet von meiner Hand. Sie arbeitete verdeckt für das Bundeskriminalamt und hatte die Aufgabe, illegale Machenschaften im Untergrund aufzuspüren und zu infiltrieren. Unter anderem gehörten Drogenkartelle, politische und religiöse Extremisten und Pädophilen-Ringe in ihren Zuständigkeitsbereich. Sie sollte den Schmutz unserer Gesellschaft von der Straße kehren. Und wie ich erfahren hatte, war sie erfolgreich in ihrem Job. Doch irgendwann rückte sie einem wirklich großen Tier zu dicht auf die Pelle und so landete ihr Name in meinen gierigen Klauen. Für mich war der Auftrag Nervenkitzel pur und gutes Geld in einem. Hätte ich die Arbeit doch nur abgelehnt. Nur einmal, ausnahmsweise.
    Hinterher ist man im mer schlauer. Jetzt liege ich auf meinem übermäßig gestärkten Laken und heule stumm um einen Menschen, der mir vollkommen gleichgültig sein sollte. Ich habe Schmerzen im ganzen Körper und höre das Klopfen des Teufels an meiner Seele. Ein seltsames Gefühl überschwemmt meinen gepeinigten Leib. Ich kann es nicht gleich einordnen, würde es aber am ehesten als Angst deklarieren. Ich habe damals eine Familie zerstört und dieselben Menschen Jahre später erneut terrorisiert. Noch lebt der klägliche Rest der Familie Cramme. Wie lange noch? Was geschieht, wenn ich sie nicht umbringe und jemand anderes auf den Fall angesetzt wird? Ich mag der Beste im Land sein, was aber nicht heißt, dass es nicht noch andere fähige Kollegen gibt. Sie sind alle kalt wie Eis und operieren mit einer extremen Brutalität, die selbst mir eine Gänsehaut beschert. Manche Killer lassen ihre sexuellen Perversionen an den Opfern aus, bevor sie sie töten. Für sie ist Sex und Folter ein fließender Übergang.
    Es schüttelt mich am ganzen Körper, wenn ich daran denke. Julie und Hanna nackt an ein Bett gefesselt, mit tränenüberströmten Gesichtern.
    Meine hunderttausend Euro rücken vorerst weit in den Hintergrund. Ich schließe die Augen und grüble über die Zusammenhänge nach. Erst der Mord an Pia, und jetzt soll ihre Tochter sterben. Da muss es eine Verbindung geben. Nur welche? Ein gewiefter Stratege hätte das Rätsel wahrscheinlich längst entschlüsselt. Ich muss noch darüber nachdenken.
    Meine Muskeln erschlaffen. Ein Traum nimmt mich gefangen. Meine Erzählstimme setzt ein. Sie hat Ihnen etwas mitzuteilen. Diesmal ist es nicht meine Geschichte, sondern eher eine Vermutung. Ich möchte dem werten Publikum vom letzten Tag in Pia Waldenburgs Leben erzählen. Natürlich sind das nur meine bescheidenen Vorstellungen von ihrem letzten Tag auf Erden. Keiner weiß wirklich, wie es sich im Detail zugetragen hat, aber ich denke, dass ich mit meinen Einschätzungen nah an die Wahrheit herankomme.
     
    Der Tag begann früh für sie, obwohl sie eigentlich hätte ausschlafen können. Schlaf war überbewertet; sie musste als Mutter ihre eigenen Befindlichkeiten schon seit vielen

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