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Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Titel: Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Kaczmarzyk
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meine Absichten durchschaut? Sie ist undurchdringlich. Im Gegensatz zu vielen anderen Personen kann ich selten etwas aus ihrer Mimik ableiten. Allerdings kann ich mir einer Gefühlsregung sicher sein. Sie hat Angst. Ich merke es an ihren verkrampften Händen, die sie unablässig zu Fäusten ballt. Wie oft wollte sie die Sache heute während des Schminkens schon abblasen? Welche Selbstzweifel musste sie überstehen? Ich mache ihr keine Vorwürfe deswegen. Sie ist bei mir und steht immer noch hinter unserer Sache. Nur das zählt.
    Bevor wir aussteigen, erkläre ich Hanna meinen Plan noch mal in knappen Worten. Sie nickt und öffnet die Beifahrertür. Braves Mädchen ! Sie schwebt mit ihrem freizügigen Kleid durch die Nacht.
    Ich folge ihr in größerem Abstand über die Straße zu Kingstons Haus.
    Am Gebäude angekommen, betätigt sie den obersten Knopf auf dem goldenen Klingelbrett. Ich postiere mich neben der Eingangstür und tue so, als ob ich eine SMS auf meinem Handy entziffern möchte. In Wirklichkeit prüfe ich, ob Kameras am Eingangsbereich des Hauses montiert wurden. Wir haben Glück und werden nicht gefilmt.
    Hanna wartet vergeblich auf eine Reaktion und drückt erneut auf die Klingel. Einige Sekunden verstreichen. Wir werden beide ungeduldig. Sollte Kingston ausgerechnet heute ausgeflogen sein? Es würde uns wertvolle Zeit kosten, die wir nicht haben.
    Sie schaut skeptisch zu mir herüber.
    Ich wedle mit der linken Hand. Sie soll es ein letztes Mal versuchen.
    Hanna betätigt erneut den Knopf.
    Im selben Moment ertönt eine raue Männerstimme aus der Gegensprechanlage. »Scheiße, wer ist da?«, fragt jemand mit südländischem Akzent. Das ist unser Mann.
    Hanna schluckt einen dicken Kloß herunter und schlüpft in ihre Rolle. Sie redet weich und verführerisch. »Jana, mein Süßer.«
    » Jana, wer? Ich kenne keine Jana. Mann, es ist scheißespät. Ich hatte einen harten Tag.«
    Ich kann mir gut vorstellen, wie hart er war.
    »Dann wirst du mich heute kennenlernen«, haucht Hanna. »Steffen Waldenburg schickt mich. Ich soll dir heute Gesellschaft leisten. Ein Geschenk für treue Dienste, hat er gesagt.«
    » Steffen? Der hat sie nicht mehr alle.«
    Meine simple Falle schnappt zu. Kingston kennt Hannas Opa, sonst hätte er anders reagiert. Steffen Waldenburg hat ausgespielt.
    » Ich habe jetzt keinen Bock aufs Ficken. Komm morgen wieder!«, fügt Kingston verärgert an.
    Hanna ist enttäuscht. In ihren Augen verglimmt ein Feuer. Sie glänzen nicht mehr und sind matt. Sie ist nicht wegen der Abweisung Kingstons betrübt, sondern wegen ihres Großvaters. Sie hatte sich eine Resthoffnung bewahrt, dass ich mich mit meiner These irre, aber nun ist diese verpufft. Dennoch lässt sie sich nicht so leicht abwimmeln. Ihren Mut hat sie nicht verloren, noch nicht. Sie will das dunkle Kapitel in ihrem Leben endlich abschließen. »Morgen habe ich schon andere Termine, Süßer. Willst du mich nicht erst mal ansehen, bevor du mich fortschickst? Ich verspreche dir, dass du es dir dann anders überlegst.«
    Leises Rauschen dringt aus dem Lautsprecher. Kingston denkt nach. Eine schnelle Nummer für zwischendurch oder alleine ins Bett gehen? Ein Mann mit einer normalen Libido muss da eigentlich nicht lange nachdenken. Auch Kingston wird schwach. »Na gut, wenn’s denn sein muss!«
    Die Tür surrt auf und gewährt Hanna Einlass. »Wohin muss ich kommen?«, will sie noch wissen.
    » Ganz nach oben«, antwortet Kingston lasziv. »Ins Penthouse.« Er legt auf.
    Hanna schlüpft durch die Eingangstür und hält sie für mich auf , bis auch ich eintreten kann. Ich nehme die Desert Eagle aus meinem Jackett und schließe die Tür hinter mir. Geradeaus geht es über ein hölzernes Treppenhaus hinauf in die oberen Etagen. Rechts von uns schließt sich ein silberner Aufzug an. »Du nimmst den Lift; ich gehe durch das Treppenhaus«, flüstere ich ihr zu. »Oben wartest du einen Moment auf mich, sollte ich erst nach dir ankommen.« Ich möchte nicht riskieren, dass Kingston am Aufzug auf seinen Besuch wartet und mich sofort sieht. Ich will ihn erst in seiner Wohnung übertölpeln.
    Hanna nickt und befolgt meine Anweisung. Sie fordert per Knopfdruck den Fahrstuhl an. Er ist bereits unten und gleitet auf. Hanna geht hinein ; ich beginne zur selben Zeit meinen Aufstieg zu Fuß. Ich nehme Treppe um Treppe, bis mir die Lunge aus dem Hals hängt. Meine Fitness lässt zu wünschen übrig. Wenn ich meinen Rachefeldzug abgeschlossen habe, muss

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