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Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Titel: Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Kaczmarzyk
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verloren. »Wer sieht wie genau aus?«, wiederholt sie monoton.
    » Dein Opa«, antworte ich gelassen. »Ich möchte wissen, wie er aussieht. Auf dem Friedhof konnte ich ihn nicht erkennen, weil er seinen Hut tief ins Gesicht gezogen hatte. Ich benötige eine genaue Beschreibung. Nicht dass er mir eines Tages über den Weg läuft und ich ihn nicht erkenne. Hast du ein Foto von ihm dabei?«
    Hanna spielt mit ihren brünetten Haaren und überlegt einen Moment. Sie kneift die Augen zusammen. »Doch«, sagt sie zögerlich. »Ich müsste ein Bild in meinem Portmonee haben.«
    » Zeig es mir, bitte!«
    Sie fummelt mit der rechten Hand in der Innenseite ihrer Jacke herum und fördert einen schwarzen Geldbeutel mit weißem Sternenmuster zu Tage. Sie klappt das Kunstleder auf und fingert im Inneren herum. Sekunden später hält sie ein Passfoto in den Händen. Sie lächelt es an und reicht es an mich weiter.
    Ich nehme das Bild zwischen linken Daumen und Zeigefinger und betrachte das Portrait ausgiebig. Steffen Waldenburg ist selbstverständlich ein Mann, der seine besten Jahre bereits hinter sich gelassen hat. Sein Gesicht wirkt hager und eingefallen. Unübersehbare Falten ziehen sich über Stirn und Wangen. Er hat blaue Augen und zurückgekämmte weiße Haare. Auf seiner Oberlippe gedeiht ein gepflegter Schurbart. Das habe ich also richtig erkannt. Seine Nase verläuft leicht schief, aber er war früher bestimmt einmal ein attraktiver Bursche gewesen, soweit ich das als Mann beurteilen kann. Das Lächeln, das er bei dem Fototermin aufgesetzt hat, erscheint mir unecht. Der Mann hat etwas zu verbergen. Das weiß ich schon seit seinem geheimnisvollen Auftritt auf dem Friedhof. Ich habe es im Urin. Ähnlichkeiten mit Hanna erkenne ich übrigens nicht. Auch zu Pia sehe ich nur marginale Gemeinsamkeiten. Ich betrachte abwechselnd das Bild von Steffen in meiner Hand und seine Enkelin, die direkt vor mir sitzt.
    Hanna begreift meine Verwirrung und klärt mich aus eigenem Antrieb auf: »Mama hat dauernd gesagt, dass wir ihrer Mutter nachgeschlagen sind. Oma muss eine hübsche Frau gewesen sein für damalige Verhältnisse. Opa schwärmt immer noch von ihr. Leider ist sie früh verstorben. Meine Mutter war damals erst fünf Jahre alt. Sie hatte nur bruchstückhafte Erinnerungen an Oma.«
    » Tut mir leid!«, bekunde ich spontan mein Mitgefühl.
    » Wofür? Damit hattest du ja nichts zu tun.«
    Ich lecke mir beschämt über die Lippen. Danach gebe ich Hanna das Foto ihres Opas zusammen mit Pias Notizen zurück. Sie schiebt alles wieder in die Innenseite ihrer Jacke. Wir haben uns für eine gefühlte Ewigkeit nichts zu sagen. Jeder geht seinen eigenen Gedanken nach. Eine Minute verstreicht, dann zwei.
    Schließlich macht Hanna zuerst wieder den Mund auf. »Was wollen wir gegen George Kingston unternehmen?«
    Der Plan befindet sich schon in meinem Kopf. Er faltet sich wie eine Blume in meiner Vorstellung auf. Die Idee muss nur noch in die Tat umgesetzt werden. Nur noch! »Wir statten ihm heute Nacht einen Besuch ab.« Ich nicke und trommle mit den Fingern auf dem Tisch herum. »Er ist inzwischen ein älterer Mann, der bestimmt seine Bedürfnisse hat. Zu einem jungen Mädchen wie dir wird er nicht nein sagen können.«
    » Wie bitte?«, poltert Hanna los. Sie sieht mich fassungslos an.
    » Du musst nicht mit ihm schlafen. Ich werde dich ja begleiten. Du musst ihm lediglich das Angebot unterbreiten. Gleichzeitig stellen wir ihm eine Falle. Genau!« Ich rede schnell weiter und ignoriere Hannas augenscheinliche Einwände. »Wenn er dich reinlässt, nutze ich die Gunst der Stunde, um ihn zu überwältigen. Im Anschluss haben wir die ganze Nacht Zeit für eine nette Konversation.«
    » I-ich verstehe nicht«, stammelt Hanna.
    » Vertrau mir! Ich habe Erfahrung bei solchen Aktionen. Zieh dir nur was Schickes an, und trag ausnahmsweise etwas Schminke auf!«
    Sie hält abwehrend die Arme vor die Brust. »Das ist doch verrückt. Was ist, wenn er mich erkennt?«
    » Nein, das glaube ich nicht.«
    » Glauben heißt nicht Wissen.«
    Ich atme resigniert aus. »Apropos Wissen: Willst du nun wissen, wer den Tod deiner Mutter angeordnet hat oder nicht?«
    Hanna geht in sich und senkt den Kopf. »Na gut. Wann geht‘ s los?«
    Ich boxe triumphierend mit der linken Faust in meine rechte Handfläche. »Ich hole dich dreiundzwanzig Uhr ab. Wohnt ihr wieder in eurem Haus?«
    » Vorläufig schon.«
    » Okay. Damit wäre alles besprochen. Wir sollten gehen,

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