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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Kirk vom Raumschiff Enterprise. Aber leider waren die irdischen Pflichten manchmal erbarmungslos – wer wüsste das besser als ein Pfarrer aus dem Bayerischen Wald?
    Baltasar spielte nervös mit seinen Fingern. Er hatte ihnen alles erzählt. Nur dass er Philipp Vallerot vorher gebeten hatte, Kopien von der Postkarte und Eva Helmings Bild sowie Fotos von den anderen Beweismitteln anzufertigen, hatte er verschwiegen. Er war bei der Wahrheit geblieben und hatte lediglich ein paar Details ausgelassen. Die Polizei brauchte schließlich nicht alles zu wissen. Außerdem hatte er seinen Ruf als Priester zu wahren.
    »Eine schöne Geschichte.« Wolfram Dix schüttelte den Kopf. »Herr Senner, Herr Senner, was haben Sie sich nur dabei gedacht? Warum gibt es die Kriminalbehörden, was meinen Sie?« Er hob die Hand. »Sie brauchen nicht darauf zu antworten, sonst kommen Sie in Versuchung, uns weitere Geschichten aufzutischen. Herr Senner, Herr Senner, was sollen wir nur mit Ihnen machen?«
    Oliver Mirwald beugte sich zu ihm vor. »Ihnen ist doch klar, lieber Herr Pfarrer, dass wir Sie nun an den … ich meine, am Kragen haben.« Triumph lag in seiner Stimme. »Ich wusste, wir kriegen Sie noch dran. Bisher haben Sie sich immer herauswinden können, aber nun ist es vorbei.« Der Kommissar richtete sich auf. »Unterschlagung von Beweismitteln! Einbruch! Und Behinderung von Ermittlungen! Wenn ich länger nachdenke, fallen mir wahrscheinlich noch mehr Delikte ein.«
    »Sie sollten mir dankbar sein. Schließlich bringen meine Entdeckungen den Fall endlich weiter.«
    »Sehr witzig.« Mirwald verzog keine Miene. »Haben wir etwas verpasst, und Sie haben den Mörder gestellt?« Er tat so, als sehe er sich in der Küche um. »Haben Sie den Täter hier versteckt, direkt im Pfarrheim? Ich kann niemanden entdecken.«
    »Ein bisschen Arbeit wollte ich Ihnen schon überlassen.« Baltasar wusste, das hätte er jetzt nicht sagen dürfen, aber es war ihm einfach herausgerutscht.
    »Herr Senner, das ist nicht der Zeitpunkt für Überheblichkeit.« Dix betrachtete ihn wie einen Menschen, der eine seltene Krankheit hat. »Das ist eine ernste Angelegenheit, etwas mehr Demut wäre angebracht.«
    »Demut, genau.« Mirwald nickte. »Das predigen doch alle Priester in der Kirche. Demut. Sie sollten sich daran halten.«
    »Meine Herren, was ist denn schon passiert? Nichts Dramatisches. Einige Beweismittel halten Sie ein wenig später in den Händen, okay. Dafür entschuldige ich mich. Ich tat es, weil ich glaubte, die Zeit drängt.« Baltasar rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Auf der anderen Seite: Jetzt sind wir in dem Fall doch wesentlich weiter als vorher, oder etwa nicht?«
    »Nun, da haben Sie nicht ganz unrecht, Hochwürden.« Dix klang versöhnlich. »Immerhin kennen wir jetzt ihren Namen. Ich bezweifle allerdings, dass wir an den Papieren und der Kleidung brauchbare Spuren finden.«
    Baltasar wandte sich an Mirwald. »Außerdem, Herr Mirwald, denken Sie mal darüber nach, was es für Sie bedeuten würde, wenn Sie mein – sicherlich manchmal grenzwertiges – Vorgehen an die große Glocke hängen.«
    »Was soll schon sein?« In seine Stimme mischte sich eine Spur Unsicherheit.
    »Ich müsste natürlich alles erzählen, beispielsweise, dass ich die Tasche und die Fotoalben auf dem Dachboden von Walburga Bichlmeier gefunden habe, exakt an der Stelle, die bereits ein gewisser Doktor Mirwald ergebnislos durchsucht hatte. Erklären Sie das mal Ihren Vorgesetzten.«
    »Das … Das ist …« Mirwald starrte ihn an.
    »Da ist was dran, Mirwald. Das würde kein gutes Licht auf die Kriminalpolizei werfen. Und die Kommentare unseres Dienststellenleiters möchte ich mir auch ersparen.« Dix sah seinen Kollegen an. »Ich schlage vor, wir vergessen die Sache. Einverstanden, Mirwald?«
    Mirwald schwieg und schaute finster drein.
    »Dann werte ich das als Zustimmung. Aber Sie müssen uns versprechen, Hochwürden, uns künftig im Voraus zu informieren, wenn Sie etwas planen. Versprochen?«
    »Versprochen«, sagte Baltasar und kreuzte die Finger hinter seinem Rücken.
    An der Eingangstür des Wirtshauses »Einkehr« hing ein Schild, das eine stilisierte Faust und den Schattenriss einer Fledermaus darstellte. Darunter stand: »Aktionsbündnis Mopsfledermaus 21«.
    »Was ist das denn für ein Verein?«, fragte Baltasar Victoria Stowasser, nachdem er sich gesetzt und seine Bestellung aufgegeben hatte. »Außerdem haben Sie neu dekoriert, wie ich sehe.« Eine

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