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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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seinem Stock in der Luft herum.
    »Wie gesagt, ich bin von hier. Sie brauchen sich keine Gedanken machen, ganz bestimmt nicht.« Die Frau gab sich mit seiner Antwort nicht zufrieden und schüttelte den Kopf. »Sie haben doch was auf dem Kerbholz, ich hab’s gewusst, sonst hätten Sie uns Ihren Namen gesagt.« Sie zog ihr Handy aus der Tasche und fotografierte damit Baltasar. »Jetzt haben wir Sie!«, sagte sie triumphierend. Baltasar glaubte, er müsse gleich platzen. Diese Weißwursttouristen! Diese Pseudosportler in ihren Hightech-Frischhaltefolien. Spontan hüpfte er aus der Grube, den Schädel vor sich ausgestreckt wie eine Monstranz. Die Augen theatralisch rollend, ging er auf das Pärchen zu. »Sie haben recht, Gott hat mich beauftragt, die Toten zu rächen«, röhrte er mit Grabesstimme. »Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage.«
    Der Mann ließ vor Schreck seinen Stock sinken, die Frau wich zurück, die Augen weit aufgerissen. Baltasar fixierte sie und machte einen weiteren Schritt auf sie zu. Der Mann zog seine Frau am Arm, und im Schweinsgalopp rannten die beiden davon.
    »Besuchen Sie mich bald wieder! Und weiterhin gute Erholung im Bayerischen Wald.« Baltasar konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Die Aktion war kindisch gewesen, gewiss, aber es hatte doch großen Spaß gemacht.
    In aller Ruhe legte er den Schädel zurück, bedeckte den Fundort mit Erde und sprach ein Gebet für die Tote – wer immer sie sein mochte.
    6
    T eresa hatte sich wieder beruhigt. Einigermaßen wenigstens. Zitronenduft erfüllte das Haus. Sie wischte den Küchenboden, wobei sie demonstrativ um Baltasars Beine herumwedelte und ihn immer noch keines Blickes würdigte. Aus dem Radio dudelten Schlager, die die Haushälterin aus vollem Hals mitsang. Baltasar vermutete, dass sie absichtlich so laut war, um ihn zu ärgern, aber er ließ sich nichts anmerken und kaute stoisch an seinem Salamibrot.
    Natürlich war es nicht besonders geschickt gewesen, das Pfarrhaus zu betreten, ohne vorher die Erde abzubürsten und die Schuhe auszuziehen. So hatte sich eine Dreckspur quer durch die Räume bis in sein Schlafzimmer gebildet, was einen Aufschrei Teresas auslöste. Angesichts der offensichtlichen Beweise erforderte es für sie wenig Detektivarbeit, der Spur zu folgen und den Übeltäter zur Rede zu stellen.
    Eigentlich hatte die Diözese Passau Teresa auf Drängen Baltasars engagiert, um ihn im Haushalt zu entlasten. Für Baltasar war sie der gute Geist des Hauses, nur ihre Kochkünste waren noch ausbaufähig, vorsichtig ausgedrückt. Er wollte die angespannte Stimmung nicht noch weiter aufheizen, weshalb er sich nicht traute, den Erdklumpen, den er aus dem Grab mitgebracht hatte, einfach auf dem Tisch zu untersuchen.
    »Teresa, was gibt es heute Gutes zu essen?« Ein Friedensangebot. Die Haushälterin reagierte nicht und sang unverdrossen weiter: »Schönerrr fremderrr Mann, du bist lieb zu mir, schöner fremder Mann, denn ich träum von dirrr.«
    »Kochen Sie heute Abend? Soll ich Ihnen beim Zubereiten helfen?« Baltasar lächelte sie an.
    »Nix kochen. Sind noch Reste im Kühlschrank. Die müssen erst weg, bevor es was Frisches gibt.«
    »Ich hab eh schon das Wurstbrot. Was Warmes wäre wunderbar, meinen Sie nicht? Wenigstens eine Suppe.«
    »Wenn Sie was Warmes wollen, dann trinken Sie doch einen Tee. Ich sein beschäftigt, wie Sie sehen. Muss Schmutz wegmachen von gewissen Herren, weil gewisse Herren es nicht für nötig empfinden, sich zu säubern, sind ja was Besseres, diese Herren, selbst ein Bauer bei uns in Krakau ist reinlicher als diese Herren. Ich putzen, nix kochen!«
    Baltasar gab auf. Er nahm eine Schüssel aus dem Schrank, füllte sie mit Wasser und ließ den Erdbatzen hineingleiten. Er tauchte die Hände hinein, zerkrümelte den Fund und wartete, bis sich das Wasser schwarz gefärbt hatte.
    »Was soll das werden?« Teresa beäugte sein Treiben misstrauisch. »Sie wieder wollen herumdreckeln?«
    »Keine Sorge, ich versuche nur, das freizulegen, was jahrelang unter der Erde verborgen war.«
    »Jedenfalls diese Brühe bloß nicht in den Ausguss schütten, sonst bekommen Sie es mit mir zu tun. Ab ins Klo damit!«
    »Ja, ja, ich pass schon auf.« Er fischte einen Gegenstand aus dem Wasser und trocknete ihn mit einem Papiertaschentuch ab. Es war ein Kreuz, besetzt mit roten Steinen.
    »Wunderschönes Schmuckstück.« Teresa betrachtete das Kleinod. »Sind die Steine echt?«
    »Ich weiß es nicht, könnten Rubine

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