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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Labor haben. Aber das lohnt wohl kaum den Aufwand. Ich sehe noch keinen Hinweis auf ein Verbrechen.«
    »Aber da, sehen Sie.« Dix deutete auf eine Stelle. »Bei diesem Halswirbel gibt es seltsame Kerben. Muss nichts zu bedeuten haben. Ich will nur sichergehen. Ich glaube, das ist ein Fall für unsere Spezialisten.«

10
    D er Feldweg vor den Totenbrettern war von Polizeiwagen blockiert. Im Ort hatte sich das ungewöhnliche Ereignis in Windeseile herumgesprochen. Schaulustige hatten sich bereits in der Nähe versammelt, nur durch ein Absperrband vom Ort des Geschehens getrennt. Die Menschen reckten die Hälse, zückten Kameras und versorgten sich gegenseitig mit Theorien, um was es hier eigentlich ging und wer dahintersteckte und warum es nur so und nicht anders sein konnte. Es versprach ein großes Spektakel zu werden, wie man es sonst nur aus dem Fernsehen kannte, mit wichtig dreinschauenden Herren, mit Männern in weißen Schutzanzügen und Uniformierten, die versuchten, die Zaungäste auf Distanz zu halten. Für besonderen Diskussionsstoff sorgte die Tatsache, dass der Herr Pfarrer mit dabei war – als Verdächtiger? Als Zeuge? Oder sollte er dem Vorgang seinen kirchlichen Segen geben, die göttliche Legitimation gewissermaßen für das frevelhafte Treiben an einer Gedenkstätte für Verstorbene?
    »Wir müssen die Menschen weiter zurückdrängen«, sagte Mirwald, »das stört die Kollegen bei der Arbeit.« Er klang genervt. »Das ist ja wie im Bauerntheater.«
    »Nun seien Sie nicht so respektlos gegenüber den Einheimischen.« Dix klopfte ihm auf die Schulter. »Ist doch klar, dass das die Leute interessiert. Ein Teil unserer Arbeit findet eben in der Öffentlichkeit statt. Und Bauerntheater kann übrigens ganz lustig sein. Aber gut, damit Sie zufrieden sind, regeln wir das.« Er gab den Beamten Anweisungen, die daraufhin anfingen, die Schaulustigen auf andere Plätze zu scheuchen, was Murren und Kommentare über die »Willkür der Polizei« zur Folge hatte.
    Das Team der Forensiker hatte das Skelett fast freigelegt. Mit einem Pinsel befreiten sie die Knochen von Schmutz. »Ich glaube nicht, dass wir da noch brauchbare Spuren finden«, sagte einer, »ist bereit zum Abtransport.« Ein Fotograf machte Aufnahmen. Der Totenschädel war bereits geborgen. Zwei Männer hoben das Skelett an und legten es in einen Zinksarg. Ihre Kollegen begannen, die Erde zu sieben. »Wie tief sollen wir gehen?« Die Frage richtete sich an Dix.
    »Einen Meter«, antwortete er.
    Mirwald zog ihn beiseite. »Herr Dix, jetzt mal ganz unter uns, ist das nicht ein wenig übertrieben? Das sieht doch jeder, dass diese Knochen schon seit Ewigkeiten unter der Erde liegen. Überlassen wir den Rest den Kollegen im Labor.«
    »Sind Sie Hellseher, Mirwald? Sollen wir schlampiger arbeiten, nur weil der Todesfall länger her ist?«
    »Sie wissen genau, was ich meine. Die ganze Aktion ist total überdreht.« Mirwald blickte zu Baltasar und senkte seine Stimme. »Nur weil ein Priester von dem Verdacht besessen ist, da könnte was Schlimmes passiert sein. Reine Spekulation. Genauso gut könnten wir auf den Friedhof marschieren, irgendein Grab öffnen und den gefundenen Leichnam untersuchen, das ist doch lächerlich. Der Pfarrer will uns nur wieder aufs Glatteis führen, weil er die Hosen voll hat, wegen seiner Tat eine Strafe aufgebrummt zu bekommen.«
    »Wir sind verpflichtet, solchen Fragen nachzugehen, Mirwald. Ich halte die Vermutung ebenfalls für ziemlich abstrus. Sehen Sie das Ganze doch mal anders: Wenn am Ende nichts rauskommt, haben nicht wir die Probleme am Hals, sondern Herr Senner. Außerdem ist es für die Kollegen eine gute Übung, wir hatten schon länger keinen solchen Fall mehr. Nicht zu vergessen das Wetter.« Dix blinzelte gegen die Sonne. »Genießen Sie die vielleicht letzten warmen Tage des Jahres und atmen Sie tief durch – so riecht die echte Landluft.«
    Lärmen und Rufen ließ sie auffahren. Ein Mann versuchte, sich zwischen die Beamten zu drängen und zur Grabstelle vorzudringen. Einen Polizisten hatte er schon beiseitegeschoben, ein anderer hielt seinen Arm umklammert, aber es sah nicht so aus, als ließe sich der Mann mit der massigen Figur davon beeindrucken. »Wo ist hier der Chef?«, rief Alfons Fink. »Des is a Schweinerei, was hier passiert, a Sauerei, jawohl! Ich will sofort den Chef sprechen.«
    »Das ist der Bauer von dem Feld«, sagte Baltasar. Dix machte ein Zeichen, den Mann durchzulassen, die Polizisten blieben

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