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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Herren, wollen Sie beichten?«
    Mirwald lachte gackernd auf. »Sie sind gut, Herr Senner, nie um einen Spruch verlegen, ja, ja, so habe ich Sie in Erinnerung. Wir, gerade wir, sollen also beichten? Da fielen mir ganz andere Personen ein.«
    »Wollen Sie damit sagen, Sie haben noch nie gesündigt? Nie gelogen, nie was für sich behalten, was jemand anderem gehört? Sie müssen ein Heiliger sein, ich werde sofort eine Kerze für Sie stiften.«
    »Was hat das mit der Beichte zu tun, wollen Sie mir ein schlechtes Gewissen einreden?«
    »Nun, wenn Sie gläubig sind, hilft die Beichte dem eigenen Wohlbefinden, eine Vorschau auf die endgültige Erlösung des Menschen vom irdischen Dasein. Wenn Sie so wollen, ist es der Trailer für einen klasse Spielfilm, einen Blockbuster, mit dem lieben Gott in der Hauptrolle.«
    »Ich muss mich vor niemandem rechtfertigen, wie ich privat mit meinem Glauben umgehe.«
    »Hauptsache, Sie glauben an etwas.«
    »Mein Kollege ist nicht in dieser Region aufgewachsen, wie Sie vermutlich an seiner Aussprache hören, Hochwürden.« Dix zwinkerte seinem Begleiter zu. »Wo er herkommt, ist das Thema Kirche nicht so bestimmend. Immerhin haben wir etwas gemeinsam – wir haben hauptberuflich mit lebenden Sündern und gleichzeitig mit Toten zu tun. Bei Ihnen ist es die christliche Seele, die Sie ins Paradies geleiten, bei uns sind es die Opfer und die Täter. Wir alle kümmern uns um das Wohl der Menschen. Und was ist ein Geständnis anderes als eine Beichte?«
    »Nur dass der Täter bei uns nicht so leicht davonkommt wie bei Ihnen«, ergänzte Mirwald. »Bei uns wandert er ins Gefängnis, bei Ihnen muss er lediglich ein paar Vaterunser oder Ave-Maria aufsagen.«
    »Ist es nicht ein tröstlicher Gedanke, dass sich Menschen von einer Last befreien können, wenn sie wirklich bereuen?«
    Dix deutete auf den Altar. »Ich habe mich schon immer gefragt, wie der Blick von dieser Perspektive aus ist. In meiner Jugend war ich nämlich Ministrant, wie Sie wissen.« Er fuhr mit der Hand über den Altartisch. »Das muss ähnlich sein wie beim Sänger in der Oper. Als Publikum erlebt man nur den untergeordneten Blickwinkel, aber der Tenor auf der Bühne sieht alles. Darf ich?«
    Dix ging um den Altar herum und nahm die Pose eines Geistlichen ein. Sein Assistent schaute betreten drein, er schien sich für seinen Vorgesetzten zu schämen. Dix störte das nicht im Geringsten, er hob theatralisch die Hände und tat so, als wolle er ein Gebet anstimmen.
    »Ihnen fehlt das Publikum.« Baltasar machte eine Geste zu den leeren Bänken.
    »Seltsam, hier zu stehen.« Dix ließ die Hände sinken. »Viele Menschen würden den kleinen Finger dafür geben, um einmal im Leben im Rampenlicht zu stehen. Wie fühlt man sich dabei, wenn die Kirche voll ist? Wie ein Rockstar für Arme?«
    »Geben Sie mir eine E-Gitarre, und ich spiele was für Sie, vielleicht Keep the Faith von Bon Jovi.«
    »Sie können Gitarre spielen?«
    »Ein wenig. Ist lange her.« Baltasar dachte an seine wilden Jahre, die Feiern, die Mädchen … Es war wirklich lange her.
    »Bon Jovi – das will doch keiner mehr hören, das ist so was von out.« Mirwald verzog das Gesicht.
    »Welche Musik bevorzugen Sie denn?«
    »Egal, was Aktuelles, jedenfalls nicht diesen Grufti-Sound.«
    »Soll ich Ihnen lieber die neue CD der Kastelruther Spatzen besorgen? Vielleicht liegt das mehr auf Ihrer Wellenlänge.«
    »Bitte kein Streit.« Dix stellte sich zwischen die beiden. »Wir sind hier in einer Kirche. Unsere Diskussion können wir später fortsetzen. Eigentlich hat unser Besuch einen anderen Grund, Herr Senner.«
    »Das habe ich mir fast gedacht.«
    Dix berichtete von der Anzeige des Touristen-Ehepaars. »Einen Beweis haben wir auch.« Er überreichte Baltasar einen Ausdruck des Handy-Fotos. »Ganz gut getroffen, finden Sie nicht?«
    Baltasar betrachtete das Bild und gab es wortlos zurück.
    »Unsere Kollegen hatten wenig Mühe, die Person auf dem Bild zu identifizieren, wie Sie sich denken können. Sie haben uns um Mithilfe bei den Ermittlungen gebeten. Hier sind wir nun.«
    »Und?«
    »Jetzt tun Sie nicht so beschränkt.« Mirwalds Worte waren scharf wie Chili. »Das ist eine Straftat, falls Ihnen das nicht klar ist.«
    »Eine angebliche Beleidigung?«
    »Sich an Leichen zu vergehen. Dafür können Sie drei Jahre in den Knast wandern. Na, wie gefällt Ihnen diese Vorstellung?«
    »Was werfen Sie mir konkret vor? Dass ich ein Skelett gefunden habe? Verhaften Sie auch

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