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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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sprungbereit. Fink kam heran und tippte Dix auf die Brust. »Sie sind also dafür verantwortlich.« Er schnaufte wie ein Walross. »Sie … Sie …«
    »Wenn Sie wissen wollen, wer die Untersuchungen leitet, sind Sie in der Tat bei mir richtig.« Der Kommissar ließ sich durch den Auftritt nicht beeindrucken. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Schämen Sie sich nicht, einfach Gräber aufzubrechen? Das tut man nicht, Sie Dreckhammel, Sie gottloser. Die Toten soll man ruhen lassen.« Er packte Dix am Kragen und schüttelte ihn.
    »Finger weg, sonst setzt’s was.« Mirwald zog den Landwirt weg. »Machen Sie nichts, was Sie später bereuen.«
    »Sie haben mir gar nix zu sagen, Sie dahergelaufener Rotzlöffel. So was wie Sie hamma früher ausg’schissn und im Misthaufen entsorgt. Sie Kniebisla.« Finks Stimme überschlug sich. »Noch ein Wort, dann …«
    »Schluss jetzt, Herr Fink, reißen Sie sich zusammen.« Baltasar war hinzugetreten. »Zeigen Sie wenigstens den Respekt, den Sie von anderen verlangen.«
    Der Bauer ließ die Arme sinken. »Dieser Mann«, er deutete auf Dix, »dieser Mann hat gesündigt. Soll das ungestraft bleiben?«
    »Der Kommissar tut nur seine Pflicht. Dazu ist er da.«
    »A Schand is des, nix anderes. Für so was kommt man in die Hölle, nix anderes. Habt’s denn nix Besseres zu tun? Da laufen noch genug Gangster frei herum.«
    »Gehört Ihnen das Grundstück, Herr Fink?« Mirwald blieb äußerlich gelassen.
    »Mit Ihnen red i net, Sie Lalli. Und wenn Sie sich auf den Kopf stellen, Sie norddeutscher Waldaff.«
    »Wenn ich Auskunft geben darf: Herr Fink hat das Feld gepachtet«, sagte Baltasar.
    »Wir brauchen sicher noch Informationen von Ihnen, Herr Fink. Deshalb werden wir bald mit Ihnen plaudern, ob Ihnen das passt oder nicht.« Mirwald hielt ihm seine Visitenkarte hin. »Oder Sie kommen zu uns nach Passau. Rufen Sie einfach an und teilen Sie uns mit, welcher Termin Ihnen genehm ist.«
    Alfons Fink nahm die Karte, besah sie kurz und ließ sie dann fallen. Dann drehte er sich um und verschwand.
    »Lassen Sie ihn gehen«, sagte Dix. »Ein richtiges Original.«
    »Wie man’s nimmt.«
    »Habe ich Ihnen nicht Abwechslung versprochen, Mirwald? So ist’s auf dem Land.« Er betastete die Totenbretter. »So was sieht man nur noch selten. Richtige Holzkunst. So was kennen Sie nicht in Norddeutschland, Mirwald. Ob darunter auch jemand begraben ist?«
    »Weiß nicht. Den Inschriften zufolge stehen die schon eine ganze Weile hier.« Mirwald machte sich Notizen. »Ob sie etwas mit den Überresten zu tun haben, die wir exhumiert haben?«
    »Wohl eher nicht. Schließlich sind die Daten der Verstorbenen völlig unterschiedlich, soweit ich das entziffern kann. Und wenn jemand wirklich ein Verbrechen vertuschen und eine Leiche beseitigen wollte, würde er die Stelle mit so auffälligen Totenbrettern markieren?«
    »Wollen Sie hier zur Sicherheit weitere Grabungen vornehmen lassen? Jetzt wäre die beste Gelegenheit dazu.«
    »Sie haben den wildgewordenen Stier gerade selbst erlebt. Sonst landen wir tatsächlich noch in der Hölle, und sei es nur, weil seine Verwünschungen uns dorthin befördern. Nein, im Ernst, so weit geht unser Mandat nicht. Das hat nichts mit den Ermittlungen zu tun. Wir können einpacken.«
    11
    D ie Rubine schimmerten im Licht. Baltasar betrachtete die einzelnen Steine mit der Lupe. Sie sahen echt aus, aber er war kein Experte. Die Halbedelsteine der Kette konnte er nicht eindeutig identifizieren, einige waren wohl Amethyste. Die Knoten der Verbindungselemente wiesen leichte Abweichungen auf, was auf Handarbeit schließen ließ. Insgesamt wirkte der Rosenkranz harmonisch, das Rot des Kreuzes dominierte die Farben der anderen Perlen. Wie alt mochte das Schmuckstück sein? Und warum lag es als einziges Schmuckstück bei der Toten? Hatte sie es ursprünglich getragen, oder war es nachträglich in das Grab gelegt worden? Warum? Als gewöhnliche Grabbeigabe war das Objekt zu kostbar. Baltasar brummte der Schädel. Die Fragen wurden immer zahlreicher, während die Antworten ausblieben.
    Ihm war bewusst, dass er den Kommissaren die Existenz des Rosenkranzes verschwiegen hatte, aber er wollte nicht riskieren, dass Sebastian in die Sache hineingezogen würde und sein Vater am Ende dahinterkäme. Die Folgen mochte er sich nicht ausmalen, später würde sich schon alles wieder einrenken. Außerdem hatte er mit dem Schmuckstück noch etwas vor.
    Im Küchenregal entdeckte er zwei neue Kochbücher,

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