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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Jacke über den Stuhl.
    »Mein Schwiegervater, Gott hab ihn selig, hat sie eigenhändig gebaut. Wir nutzen sie regelmäßig für kleinere Andachten.«
    »Schön, dass der Glaube bei Ihnen eine so große Rolle spielt.«
    »Wir stammen alle aus gläubigen Familien. Wir Schindlers halten die Tradition hoch. Was darf ich Ihnen anbieten, Herr Pfarrer? Sie müssen entschuldigen, ich habe nicht mit Besuch gerechnet, und mein Mann ist unterwegs.«
    »Machen Sie sich keine Umstände.«
    »Kaffee?« Sie befüllte die Maschine. »Erzählen Sie, was treibt Sie her? Schließlich waren Sie noch nie bei uns zu Besuch.«
    Baltasar entschloss sich, abermals zu einer Notlüge zu greifen. »Ich habe die Totenbretter auf dem Feld der Familie Fink gesehen. Die beiden Namen fielen mir auf: Ludwig Auer und Ottilie Reisner. Irgendwie fand ich es traurig, dass keiner etwas über die beiden weiß, und ich wollte mehr in Erfahrung bringen. Sie sollen früher hier gewohnt haben.«
    »Sie meinen den Acker, in dem Sie das Skelett gefunden haben?« Christina Schindlers Laune wurde merklich schlechter.
    »Das tut in diesem Fall nichts zur Sache. Das Schicksal der Verstorbenen berührt mich.«
    »Was hat Sie nur geritten, da herumzugraben? Was versprechen Sie sich davon?«
    »Das war Zufall. Lassen Sie uns lieber über die Namen auf den Totenbrettern reden.«
    Sie schenkte Kaffee ein, ließ ihre Tasse unberührt, versunken in Gedanken. »Ja, es stimmt, die beiden haben früher hier gewohnt. Damals muss alles noch ganz anders ausgesehen haben, nur der Bauernhof stand ursprünglich auf dem Grundstück. Aber das war vor meiner Zeit. Ich habe früher in Roding gewohnt.«
    »Und wie verschlug es Sie hierher?«
    »Ich habe Hubert bei einer Kirchweih in Cham kennengelernt. Er hat mir damals imponiert, sah gut aus, ein echter Stenz eben, aber auch ein Hallodri. Wir hatten den romantischen Plan durchzubrennen und uns im Ausland ein neues Leben aufzubauen. Hubert hatte schon früher längere Zeit in der Schweiz und in Österreich gearbeitet, hatte immer Lust aufs Reisen. Aber dann wurde ich schwanger mit unserer Tochter, das hat alle Pläne in Luft aufgelöst.«
    »War es nicht schwer, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen? Sie haben schließlich in eine komplette Familie eingeheiratet.«
    »Na ja, wie soll ich sagen, man gewöhnt sich an alles. Mit dem Schwiegervater war es so eine Sache, das war ein richtiger Tyrann. Lydia, seine Frau, hat am meisten darunter gelitten. Das blieb so bis zu seinem Tod. Er hatte ein Händchen für geschäftliche Dinge, war oft unterwegs, schacherte mit diesem und jenem, kaufte und verkaufte Grundstücke. Man kann viel über ihn sagen, aber er hat den Grundstock gelegt für den Besitz der Familie. Zumindest in dieser Hinsicht hatte sie ihm einiges zu verdanken.«
    »Und wie ist das Verhältnis zu Ihrer Schwiegermutter?«
    »Sie war von Anfang an sehr fürsorglich. Hat sich ständig um mich gekümmert. Sie war es auch, die Hubert gedrängt hat zu heiraten.«
    »War das ursprünglich anders geplant? Sie waren doch schwanger.«
    »Am Anfang konnte Hubert sich nicht vorstellen, eine Verbindung auf Dauer einzugehen und eine Familie zu gründen. Sie wissen schon, der Männer-Tick mit ihrer Freiheitsliebe und dergleichen. Eine Zeitlang hatte er deswegen einen Durchhänger. Ich dachte schon, das wird nichts mehr, aber dann hat er sich entschieden. Wie Sie sehen, Hochwürden, war’s die richtige Entscheidung. Wir sind bis heute glücklich verheiratet. Das ist die wahre Liebe.«
    »Hat Ihr Schwiegervater den Bauernhof Herrn Auer abgekauft, kannten sich die beiden?«
    »Ich glaub schon, wie gesagt, da waren wir noch nicht verheiratet. Ist lang her.«
    »Ganz schön abgelegen, der Hof hier. Mir wäre es wahrscheinlich auf Dauer zu einsam.«
    »Das empfinde ich nicht so. Wir haben regelmäßig Besuch, meistens Freunde von Hubert, und wenn mir die Decke auf den Kopf fällt, steig ich ins Auto und fahr los.«
    »Christina, meine Liebe, am liebsten gehst du doch shoppen.« Lydia Schindler war hereingekommen. »Hab ich mich also nicht getäuscht, als ich jemanden reden hörte. Hochwürden, schönen guten Tag, da bin ich aber baff, Sie zu sehen. Ist irgendwas?«
    Baltasar wiederholte die Geschichte, die er sich zurechtgelegt hatte. »Können Sie mir mehr über die beiden erzählen?«
    »Mein verstorbener Mann hatte geschäftlich mit ihnen zu tun. Das ist aber auch schon alles. Ich hab die beiden vielleicht ein- oder zweimal gesehen. Kann mich,

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