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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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dieser Hubert schon verbrochen? Einen Hund zu besitzen und sich seltsam zu verhalten, war keine Straftat. Die Gefängnisse wären sonst komplett überfüllt. Er sah auf die Uhr, es war später Nachmittag. Eine halbe Stunde gab er sich noch, dann würde er die Aktion abbrechen.
    Ein Fahrzeug näherte sich. Philipp Vallerot duckte sich in den Sitz und wartete, bis der Wagen ihn passiert hatte. Baltasars Beschreibung passte. Am Steuer saß Hubert Schindler, die Dame daneben musste seine Frau Christina sein. Vallerot nahm die Verfolgung auf und achtete darauf, genügend Abstand zu halten. Die Schindlers fuhren in den Ort und holten einen älteren Mann ab. Zu dritt ging es weiter auf die Landstraße.
    Sie fuhren nach Arnbruck und parkten in der Nähe der Totenbretter. Hubert Schindler holte einen länglichen Gegenstand, eingepackt in Zeitungspapier, aus dem Kofferraum. Die drei gingen in die kleine Kirche. Vallerot traute sich nicht, ihnen zu folgen, da er keine Möglichkeit sah, sich zu verbergen.
    Er brachte seine Fotokamera mit Teleobjektiv in Anschlag und wartete auf das Trio. Nach einer Viertelstunde kamen sie wieder heraus, ohne den Gegenstand, und Vallerot drückte den Auslöser. Sie stiegen ins Auto. Nun ging es in Richtung Süden, nach Tittling nördlich von Passau. Sie durchquerten den Ort und fuhren bis zum Dreiburgensee, wo sie auf den Parkplatz des Museumsdorfes Bayerischer Wald abbogen. Vallerot kannte die Anlage, es war ein beliebtes Ausflugsziel für Urlauber. Ein Privatunternehmer hatte nach und nach alte Bauernhäuser und Scheunen aus der Region gekauft und auf dem Areal wieder aufgebaut. Mittlerweile standen dort über 150 Gebäude, manche mehr als 400 Jahre alt.
    Er rief Baltasar an und informierte ihn. »Schau, ob du ein anderes Auto organisieren kannst, und komm her.« Die Schindlers und ihr Begleiter waren bereits auf dem Gelände. Wieder hatten sie ihre ominöse Ware mitgenommen. Vallerot setzte sich eine Baseballkappe auf und hängte sich die Kamera um, damit er als vermeintlicher Tourist nicht auffiel. An der Kasse löste er eine Eintrittskarte und ließ sich einen Ortsplan geben. Er sah sich nach der Gruppe um.
    Das Trio war plötzlich verschwunden. Das darf doch nicht wahr sein, dachte Vallerot, ich hab sie höchstens drei Minuten aus den Augen verloren. Er machte sich auf die Suche. Zuerst steuerte er das Wirtshaus an. Ziegen und Schafe grasten auf den Wiesen, die Besucher drängten sich auf den Gehwegen, Reisegruppen, Familien mit Kindern, selbst das Lokal war gut besucht. Nur von den Schindlers keine Spur. Theoretisch konnten sie in jedem der 150 Häuser stecken. Er würde mindestens bis Weihnachten brauchen, wenn er die alle durchsuchen wollte. Worauf hatte er sich da nur wieder eingelassen! Am liebsten hätte er laut den Namen der Schindlers gerufen, um die Suche abzukürzen, sah aber ein, dass das keine gute Idee war.
    Er nahm sich das erste Gebäude vor, die angeblich älteste noch erhaltene Volksschule Deutschlands, die einst sogar ein Gefängnis beherbergt hatte und über Jahrzehnte als Wohnhaus des Lehrers und Marktschreibers diente. Vallerot fragte sich, ob die unartigen Schüler, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht hatten, damals womöglich direkt hinter Gitter kamen. Er zwängte sich die Treppe in den ersten Stock hoch, wobei er Massen von Kindern mit Eistüten in den Händen ausweichen musste. Oben angekommen sah er sich um. Vergebens. Auch in den Ausstellungen für Stoffdruck oder Tabakspfeifen wurde er nicht fündig.
    Einmal glaubte Vallerot, die Schindlers in einem Hauseingang verschwinden zu sehen. Als er dorthin lief, hätte er fast einen Kinderwagen umgerannt. Es war eine historische Schmiede, im Mittelpunkt standen zwei Riesenhämmer, die ursprünglich mit Wasserkraft angetrieben wurden. Zwei Männer und eine Frau besichtigten die Konstruktion. Keine Schindlers. Er tat so, als interessiere er sich für den Bau, und machte einige Fotos.
    Anschließend probierte Vallerot es auf der anderen Seite der Anlage. Dann sah er sie: eine kleine Kapelle aus Holz. Dort mussten sie sein, durchfuhr es ihn, sie hatten einfach eine zweite Kirche in ihrem Programm, was immer der tiefere Zweck sein sollte. Laut Plan war es die Wallfahrtskapelle Maria vom Guten Rat aus Thierham, einst gebaut, um das Gelübde eines Soldaten einzulösen. Betont langsam schlenderte er zu dem Bauwerk, blieb stehen, machte Fotos. Die Kapelle verfügte über einen kleinen Glockenturm, das Holz war verwittert und mit

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