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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Pater auch nach Arnbruck zu den Totenbrettern und der Kirche lotsen. Er war sich sicher, dort unter der Kerze weitere Hinweise zu finden. Wenn dieser Bruder Pretorius nur nicht so gläubig wäre …
    28
    P ater Pretorius vertilgte mittags die Reste von Teresas Abendessen, sodass für Baltasar nichts mehr übrig blieb. Eine willkommene Ausrede, ins Gasthaus »Einkehr« zu gehen. Doch an der Eingangstür klebte ein Zettel mit der Aufschrift »Heute geschlossen«. Das war sonderbar, sonst hatte das Lokal um diese Zeit immer geöffnet. Er ging um das Haus und nahm den Hintereingang, der in die Küche führte.
    In der Tür stand Victoria Stowasser. Er begrüßte sie, erhielt aber keine Antwort. So hatte er die Wirtin noch nicht erlebt: Das Gesicht wirkte verkniffen, als ob sie auf eine Zitronenscheibe gebissen hätte, einzelne Haarsträhnen hatten sich selbstständig gemacht, unter den Augen lag ein dunkler Schatten.
    »Was ist los, Frau Stowasser?«
    »Was los sein soll? Mein Lokal ist geschlossen, gottverdammt …« Der Rest ging in einer Serie von Flüchen unter, die jedem Niederbayer zur Ehre gereicht hätte.
    Baltasar war wie vor den Kopf gestoßen. »Beruhigen Sie sich, bitte. Sind Sie heute mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden?«
    »Ich bin falsch auf die Welt gekommen, glaube ich. Das Schicksal meint es nicht gut mit mir. Diese … Diese Herren …« Sie sprach das Wort aus, als handelte es sich um eine seltene Krankheit, und ging zurück in die Küche. Baltasar folgte ihr.
    Auf dem Boden lag ein Mann in Overall. Ein anderer Mann räumte gerade den Schrank mit Geschirr aus. Neben sich hatten beide einen Koffer mit Utensilien wie aus dem Chemielabor stehen.
    »Grüß Sie Gott.« Baltasar reichte ihnen die Hand. Doch statt den Gruß zu erwidern, machten sie mit ihrer Arbeit weiter.
    »Gehören Sie zu dieser Betriebsstätte?« Der Ältere am Fußboden schaute hoch zu ihm. Baltasar stellte sich vor.
    »Wie interessant, Pfarrer sind Sie, ein schöner Beruf. Haben Sie hier dienstlich zu tun? Ansonsten lassen Sie uns bitte unseren Job machen.«
    »Diese beiden Herren sind staatliche Lebensmittelkontrolleure. Das Landratsamt hat sie geschickt«, sagte Victoria Stowasser. Ihr Unmut war deutlich zu hören.
    »Gibt es dafür einen konkreten Anlass?« Baltasar wandte sich an den Jüngeren.
    »Das geht Sie eigentlich nichts an, Herr Pfarrer. Wir sind da, um zu überprüfen, ob in diesem Betrieb fachliche Mängel vorhanden sind. Dann schreiben wir einen Bericht.«
    »Gibt es einen konkreten Anlass?«
    »In unserer Arbeit sind wir unabhängig, wir machen Stichproben bei den Unternehmen.«
    »Unabhängig, dass ich nicht lache.« Victoria Stowasser schnaubte. »Das ist Schikane, reine Schikane.«
    »Gegen diese Vorwürfe verwahre ich mich. Wir sind Beamte, die streng aufgrund gesetzlicher Vorgaben tätig werden.«
    »Das ist ein kleines Gasthaus, da wundert es schon, warum es im Fadenkreuz steht, vor allem, weil es nie Kritik gab. Ich finde das Essen klasse, Sie sollten mal herkommen.« Baltasar stellte sich direkt neben den Jüngeren, sodass er gezwungen war, seine Arbeit zu unterbrechen.
    »Wenn Sie es unbedingt wissen wollen, Herr Pfarrer. Das Landratsamt hat einen Hinweis auf erhebliche Hygienemängel erhalten. Diesem Hinweis gehen wir nach.«
    »Sie haben doch bisher nichts gefunden.« Victoria Stowassers Zorn steigerte sich. »Dann machen Sie Schluss und hauen Sie ab! Ich muss kochen.«
    Der Ältere setzte sich auf. »Wir machen so lange weiter, bis unser Auftrag erfüllt ist. Und wenn es länger dauert, dann ist es eben so. Ob wir heute, morgen oder übermorgen fertig sind, lässt sich momentan nicht sagen.«
    »Ich weiß genau, wer mir die Lebensmittelkontrolleure auf den Hals gehetzt hat, es war …«
    Baltasar zog sie aus der Küche. »Genug, Frau Stowasser, heben Sie sich Ihre Energie für die nächste Auseinandersetzung mit dem Landratsamt auf.« Er setzte sich an einen Tisch in der Wirtsstube. »Vielleicht sind die beiden schneller fertig als gedacht.« Seinen Worten fehlte die Überzeugung.
    »Dieser verdammte Wohlrab ist schuld. Er hat die Kontrolle veranlasst, da bin ich mir sicher. Anonym natürlich, der Feigling.«
    »Warum sollte er das tun?«
    »Er will sich rächen, weil ich gegen sein Bauprojekt bin. Aber nicht mit mir, das lasse ich mir nicht gefallen. Wenn der Herr Bürgermeister Krieg haben will, bekommt er Krieg!«
    Sie sprachen noch eine Weile über den Fall. Baltasars Magen knurrte. Victoria

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