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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Heirat kam für Ludwig nicht infrage. Deshalb lebten die beiden, wie man sagt, in wilder Ehe zusammen. Ottilie war anfangs enttäuscht, sie hätte gerne geheiratet, aber sie hat sich schnell mit der Situation arrangiert. Die beiden führten, glaube ich, ein zufriedenes Leben.«
    »Wie kam es zu dem Verkauf des Grundstücks?«
    »Ludwig hatte sich finanziell übernommen. Er hatte zu viele und zu teure Maschinen gekauft und den Hof erweitert. Einige Missernten führten dazu, dass er zahlungsunfähig war. Von der Bank bekam er kein Geld mehr, weil das Grundstück bereits mit Hypotheken belastet war.« Sie holte ein Taschentuch heraus und schnäuzte sich. »Da kam Karl Heinz Schindler ins Spiel, der Vater von Hubert. Er hatte die finanziellen Mittel, um Ludwig vor der Schande der Pleite zu bewahren, und setzte ihm zu, rasch zu verkaufen, als letzte Rettung gewissermaßen. In seiner Not ging Ludwig darauf ein, machte aber zur Bedingung, gegen Pacht weiter auf dem Hof wohnen zu dürfen. Die beiden einigten sich per Handschlag, ein Fehler, wie sich später herausstellen sollte. Sobald der Vertrag beim Notar unterschrieben war, forderte Schindler Ludwig auf, sofort den Hof zu verlassen, sonst drohe ihm die Zwangsräumung. Außerdem kam heraus, dass Schindler mit der Bank unter einer Decke steckte. Auf sein Betreiben hin hatte sie Ludwig den Geldhahn zugedreht, sodass überhaupt erst die Notlage entstand. Aber Ludwig konnte das natürlich nicht beweisen, also verließ er zähneknirschend sein jahrelanges Zuhause und zog mit Ottilie in eine Zweizimmerwohnung. Das Glück der beiden war dahin. Ludwig war verbittert und konnte den Schlag nie verwinden, er starb bald darauf. Ottilie zog daraufhin hierher. Hier lebte sie bis zu ihrem Tod. Das ist die Geschichte.«
    27
    I m Hintergrund lief Heroes von David Bowie in der deutschen Version. Philipp Vallerot drehte den Ton leiser. »Was willst du von mir, ich soll auf die Jagd gehen?«
    »Nicht direkt auf die Jagd, aber so was Ähnliches.« Baltasar schilderte seine Erlebnisse an der Quelle auf dem Berg und seinen Besuch bei den Schindlers mitsamt der Attacke des Hundes.
    »Da hast du verdammtes Glück gehabt, nicht zerfleischt worden zu sein. Mit diesen Viechern ist nicht zu spaßen. Sieht aus, als ob sie dir den Dobermann absichtlich auf den Hals gehetzt haben.«
    »Laut Lydia Schindler war es ein Versehen, sie hat sich bei mir entschuldigt.« So ganz glaubte Baltasar selbst nicht daran.
    »Dass ich nicht lache. Ich hatte dich vorher gewarnt, aber du wolltest nicht hören. Mit einer Schusswaffe wäre dir das nicht passiert!«
    »Jedenfalls kommt mir dieser Hubert Schindler nicht ganz knusprig vor. Es wäre klasse, wenn du dich auf die Lauer legst und schaust, was er eigentlich den ganzen Tag so treibt. Ich werde nicht schlau aus dem Mann.«
    »Warum machst du es nicht selbst? Mit der Hilfe des Großen Außerirdischen dürfte das doch kein Problem sein.«
    »Mir fehlt die Übung. Außerdem ist die Gefahr zu groß, entdeckt zu werden. Dein Gesicht hingegen ist den Schindlers nicht bekannt – beste Voraussetzungen für eine Observation.«
    »Gut, was springt dabei für mich raus?« Vallerot warf sich spielerisch einige Erdnüsse in den Mund.
    »Ein Gebet für dich und deinen Seelenfrieden – und zwei Flaschen Bio-Rotwein aus einem französischen Kloster.«
    »Wie gelangst du an solche Raritäten?«
    »War ein Tauschgeschäft – die Fratres waren knapp bei Kasse und konnten die Weihrauchlieferung nicht bezahlen, deshalb haben sie stattdessen einige Kisten Wein geschickt.«
    »Du solltest dieses Geschäftsmodell ausbauen – einmal Generalabsolution gegen ein Abendessen, ein Segen gegen eine Rock-CD nach Wahl. Ich sehe mich im Geiste schon Werbeplakate für dich entwerfen.«
    »Konzentriere dich lieber auf deine Aufgabe. Und sieh dich vor. Ich will nicht, dass dir was passiert. Wenn’s brenzlig wird, rufst du mich an.«
    Philipp Vallerot saß in seinem Auto und hörte Musik aus dem Radio. Er hatte überlegt, einen Tarnanzug anzulegen, aber das war ihm dann doch übertrieben vorgekommen. Sein Wagen parkte im Schatten eines Stadels. Wenn Hubert Schindler den Hof verließ, musste er hier vorbeikommen. Seit drei Stunden hatte sich jedoch nichts dergleichen getan. Nur ein mit Strohballen beladener Traktor war vorbeigerattert.
    Seinem Freund Baltasar konnte er kaum einen Gefallen abschlagen, doch je länger er hier herumlungerte, desto mehr kam ihm dies wie eine Schnapsidee vor. Was hatte

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