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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Hotel stehen wird. Ein imposantes Projekt, finden Sie nicht?«
    Baltasar malte sich das Gebäude vor seinem inneren Auge aus. In diesen riesigen Dimensionen musste es später wie ein Betonbunker aussehen, besser gesagt, wie eine Beton-Ritterburg, die die Umgebung überragte – ein Albtraum.
    »Und was für einen Zweck haben die Kreidelinien?«
    Am Boden verliefen Markierungen bis hinein in den Wald. Sie verloren sich in der entgegengesetzten Richtung in der Ferne.
    »Das werden die Fairways des Golfplatzes. Spektakulär, sage ich Ihnen. Abschlag am Weiher, direkt in den Wald, dort geht’s weiter in einer Linkskurve bis zum Grün.«
    »Aber da stehen doch lauter Bäume im Weg. Wie sollen die Spieler da ihre Bälle wiederfinden?«
    »Mehr Fantasie, Herr Pfarrer, mehr Fantasie. Es wird natürlich eine fünfzig Meter breite Schneise in den Wald geschlagen und Rasen gesät. Englischer Spezialrasen, so was haben Sie noch nicht gesehen, sattes Grün, weicher als ein Wohnzimmerteppich. Er braucht zwar etwas mehr Dünger und Unkrautvernichtungsmittel, aber dafür gibt es keine Mückenplage mehr, das ist auf jeden Fall ein Fortschritt! Die Leute werden Schlange stehen, um darauf spielen zu dürfen.«
    »Sie machen Kleinholz aus unserem Wald?«
    »Wir haben doch genug davon.«
    Sie kehrten um und gingen zu Alfons Fink und Nepomuk Hoelzl, die gerade über etwas diskutierten.
    »Hallo, ihr beiden. Überzeugt unseren Pfarrer von den Vorzügen des Bauvorhabens, Hochwürden ist noch skeptisch. Er wollte zu Frau Bichlmeier, aber ich habe ihn davon überzeugen können, sich unsere Argumente anzuhören.«
    Die beiden schienen ungehalten darüber, dass sie im Gespräch gestört worden waren. »Wenn du’s nicht schaffst, Xaver, bei deinem geölten Mundwerk, dann werden wir uns erst recht schwertun«, sagte der Landwirt Fink.
    »Na gut, dann lass ich euch jetzt allein. Ich muss zurück ins Rathaus. Soll ich Walburga einen Gruß von Ihnen ausrichten, Herr Pfarrer, wenn ich sie sehe?«
    »Nein danke, ich werde demnächst sowieso mit ihr plaudern.«
    »Hochwürden, was wollen Sie eigentlich von Walburga?«, fragte Fink.
    »Mit ihr sprechen. Ich kümmere mich um alle meine Schäfchen. Sie sehe ich auch sehr selten in der Kirche, Herr Hoelzl.«
    »Der Mensch denkt, Gott lenkt. Ich bin zeitlich ziemlich eingespannt, Herr Pfarrer. Oft bete ich deshalb allein zu Hause. Ich bin mir sicher, dass der Allmächtige mir zuhört.«
    »Oder Maria.«
    »Wer … Was?« Hoelzl blickte entgeistert drein.
    »Na, ich meine, die Jungfrau Maria wird Ihre Gebete ebenfalls erhören, falls Sie zu ihr beten.« Baltasar lächelte. »Sie beten doch zu ihr, oder?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen, Hochwürden. Ich wende mich oft an die Heiligen und natürlich an die Mutter Gottes. Was sollen diese Fragen?«
    »Reine Neugier.«
    »Kümmern Sie sich lieber um Ihre eigenen Angelegenheiten, Herr Pfarrer, ich komm schon klar.«
    »Haben Sie denn auch finanzielle Interessen an diesem Bauprojekt, Herr Hoelzl? Oder was treibt Sie her?«
    »Wo denken Sie hin! Dazu reicht mein Sparkonto nicht aus. Ich habe mich mit Herrn Fink verabredet. Ich muss jetzt los.« Er verabschiedete sich.
    Baltasar wandte sich an den Bauern. »Und Sie, Herr Fink, wie sieht’s bei Ihnen aus? Mischen Sie bei diesem Geschäft mit?«
    »Was Sie für Fragen stellen, Herr Pfarrer. Nur so viel: Ein Teil der Felder, auf denen der Golfplatz gebaut werden soll, gehört mir. Wenn ich das sagen darf: Sie stecken Ihre Nase in Dinge, die Sie nichts angehen. Ich hab schon mitgekriegt, dass Sie alle möglichen Leute ausfragen. Das tote Mädchen verfolgt Sie anscheinend.«
    »Das Schicksal der Siebzehnjährigen berührt mich, das stimmt. Mich wundert allerdings, dass Sie das so kalt lässt. Wo die Tote doch auf Ihrem Grund und Boden gefunden wurde.«
    »Einen solchen Quatsch muss ich mir nicht anhören, wirklich nicht! Das war Zufall, reiner Zufall! Wie oft soll ich das noch sagen? Die Kripo hat mich auch schon danach gefragt. Diese jungen Dinger – was gehen mich solche Schnoin an?«
    »Trotzdem irgendwie merkwürdig, der Zufall. Ihr Grundstück ist doch ziemlich abgelegen. Kein Fremder käme auf die Idee, ausgerechnet dort eine Leiche zu vergraben. Deshalb muss es ein Einheimischer gewesen sein. Und ich frage mich, warum der Täter gerade Ihren Acker gewählt hat.«
    »Sie … Sie Spinner! Was denken Sie sich für einen Schwachsinn aus! Sie verdächtigen mich, Alfons Fink? Das ist gelinde gesagt eine

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