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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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verschwand und kam nach einer Viertelstunde wieder. »Da haben wir das Sammlerstück.« Es war ein Büchlein mit schwarzem Ledereinband, die Ecken zerstoßen. Er überreichte es Baltasar. »Viel Erfolg damit!«
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    W as hatte ihm Walburga Bichlmeier verheimlicht? Wer wusste noch von den Ereignissen, damals, vor zwei Jahrzehnten? Baltasar wollte mit der alten Frau erneut sprechen, um mehr über das fremde Mädchen zu erfahren. Eva. So hieß sie. Eva aus Österreich. Es war schon sonderbar, wie ein Name alles veränderte, wie eine Unbekannte dadurch plötzlich so etwas wie eine Identität erhielt, obwohl man genauso viel oder wenig über sie wusste wie zuvor. Eva. Ein einziges Wort genügte dafür.
    Er schwang sich aufs Fahrrad und fuhr los. Er nahm einen Umweg, um die künftige Baustelle zu besichtigen, von der die Leute im Ort sprachen. Angeblich seien die Investoren gestern angereist, um Details des Vorhabens zu besprechen. Schon von weitem waren die Autos mit Frankfurter Kennzeichen zu sehen, die am Straßenrand parkten. Menschen liefen auf den Feldern herum, Messgeräte in den Händen.
    Baltasar entdeckte Xaver Wohlrab inmitten einer Gruppe. Neben ihm standen Alfons Fink und Nepomuk Hoelzl. Der Bürgermeister winkte ihm zu.
    »Hochwürden, gesellen Sie sich zu uns, die Besucher würden Sie gerne kennenlernen.« Wohlrab zog ihn zu zwei Männern in Anzug und Schutzhelm, die auf der Motorhaube eines Wagens Baupläne studierten. »Darf ich die Herren kurz stören? Ich möchte Ihnen Baltasar Senner vorstellen, unseren Pfarrer. Er hat uns den Segen für das Projekt gegeben und wird das Hotel später einweihen, nicht wahr, Hochwürden?«
    Baltasar sagte nichts dazu und schüttelte jedem die Hand. »Sie kommen aus Frankfurt? In welcher Branche arbeiten Sie, wenn ich fragen darf?«
    »Katholisch oder evangelisch?« Der ältere Mann, das Silberhaar zu lang für sein Alter, sah ihn über seine Brille hinweg an.
    »Wie bitte?«
    »Sind Sie katholischer oder evangelischer Priester?«
    »Wie können Sie fragen – wir sind hier im Bayerischen Wald. Und Ihr Beruf? Bau- oder Investmentbranche?«
    »Wir bringen Geldgeber zusammen und vermitteln Projekte aller Art, sofern die Rendite stimmt«, sagte der Jüngere, dessen Haare zu viel Gel erwischt hatten.
    »Und wann stimmt die Rendite?«
    »Unsere Kunden sind anspruchsvoll, da muss es krachen, auf jeden Fall deutlich mehr als der übliche Marktzins. Warum, wollen Sie bei uns einsteigen?« Der Ältere lachte. »Ich fürchte, Herr Pfarrer, das ist nicht ganz Ihre Kragenweite. Bei uns fängt’s erst bei sechsstelligen Summen an. Oder liegt so viel in Ihrem Klingelbeutel?« Der Jüngere fletschte die Zähne, was wohl ein Lächeln andeuten sollte.
    »Und warum hier? Werfen die Investments in Frankfurt nicht mehr genug ab?«
    »Es kommt darauf an, schneller zu sein. Und schlauer. Einen Riecher dafür zu haben, wo das Geld vergraben liegt. Hier in der Pampa kann man noch auf Gold stoßen. Die Grundstücke sind billig, das Potenzial ist groß – ein todsicheres Geschäft. Wenn Sie uns jetzt entschuldigen.« Er beugte sich wieder über die Pläne.
    »So sind sie, unsere Investoren«, sagte Wohlrab, als sie zurück zu den anderen gingen. »Sie bringen Geld mit. Investieren bei uns. Und wir brauchen diese Investments, weil sie Arbeitsplätze bedeuten.«
    »Das kann aber auch andere Arbeitsplätze vernichten. Wenn Einheimische bei der neuen Konkurrenz nicht mehr mithalten können und aufgeben müssen.«
    »Sie meinen sicherlich Ihre Bekanntschaft, Frau Stowasser.« Der Bürgermeister betonte das Wort Bekanntschaft, als wäre es etwas Anrüchiges. »Konkurrenz belebt das Geschäft, heißt es doch immer. Warten wir’s ab. Wenn sich das Gasthaus nicht mehr rentieren sollte, kann sich Frau Stowasser doch in dem neuen Hotel bewerben.«
    »Mal halblang, Herr Wohlrab. Es ist in Deutschland jedem erlaubt, seine Meinung zu äußern, egal, ob Bürgermeister oder Wirtin. Da gleich die Lebensmittelprüfer zu benachrichtigen, ist nicht gerade die feine Art.«
    »Was das Landratsamt macht, fällt nicht in meine Zuständigkeit. Ich will nicht darüber reden. Schauen wir uns lieber die Baustelle an.«
    »Tut mir leid, ich wollte Frau Bichlmeier besuchen. Ein anderes Mal.«
    »Die alte Dame ist nicht daheim, ich habe sie vorhin im Ort gesehen. Kommen Sie, es dauert nicht lange.« Wohlrab zeigte auf die Pfosten, die in den Himmel ragten, verbunden durch ein Plastikband. »Sie markieren die Stelle, wo das

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