Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald
Unverschämtheit. Eine Sauerei ist das! Nur weil Sie ein Priesteramt bekleiden, dürfen Sie sich nicht alles erlauben! Sie werden noch sehen, wie Sie damit auf die Schnauze fallen! Sie werden sich eine blutige Nasn holen, glauben Sie mir! Jemand wird Ihnen schon eins auf den Schädel geben, wenn Sie so weitermachen.«
»Sachte, sachte. Ich habe niemanden verdächtigt. Ich mach mir nur meine Gedanken. Mir geht es einfach nicht in den Kopf, dass niemand das Mädchen gekannt haben will.«
»Ach, vermuten Sie doch, was Sie wollen. Ich gebe zu solchem Schwachsinn keinen Kommentar mehr ab.«
»Ist das schwachsinniger als diese Treffen der selbsternannten Marienkinder? Was sagen Sie dazu, Herr Fink? Zumindest in diesem Punkt müssten Sie doch bestens Bescheid wissen. War die Tote Mitglied bei den Marienkindern? Wurde sie Ihnen lästig? Musste sie deshalb verschwinden – auf Ihrem Land, wo niemand nachschauen würde?«
»Sie … Sie können mich mal am Arsch lecken, Hochwürden.« Alfons Fink drehte sich um und ging, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
34
W as wollte Nepomuk Hoelzl auf der Baustelle von Fink? Die beiden hätten sich sonst wo treffen können. War Hoelzl tatsächlich der Anführer dieser Mariensekte? Die Indizien legten es nahe. Baltasar musste sich Gewissheit verschaffen. Ein Ansatzpunkt war die Finanzierung des Rosenkranzes, irgendjemand musste das Geld dafür auf den Tisch gelegt haben. Und eine Stelle musste davon wissen: die Diözese in Passau. Das Büro erstellte Spendenquittungen, der Bischof gab sein Einverständnis für Kirchenaktionen und hielt sich über alles auf dem Laufenden, was die einzelnen Gemeinden planten.
Auf ein Gespräch mit Vinzenz Siebenhaar hatte Baltasar keine Lust. Es gab nur einen, den er anrufen konnte. Daniel Moor, den Assistenten des Generalvikars.
»Wenn Sie sich freiwillig im Hauptquartier melden, Herr Senner, dann hat das was zu bedeuten«, sagte Moor zur Begrüßung. »Ich glaube kaum, dass Sie beim Bischof die Beichte ablegen wollen.«
»Was treibt denn der alte Herr so?«
»Seit wann interessiert Sie der Tagesablauf unseres Chefs?« Moor prustete los. »Sie wissen doch, der Stress des Amtes, die ständigen Essenseinladungen, wichtige Reisen zu Bischofskonferenzen. Oder nach Rom, besonders wenn es bei uns kälter wird. Sein Rheuma, verstehen Sie? Dazu noch all die Exerzitien und Wallfahrten, und seinen Angestellten will Seine Exzellenz auch noch auf die Finger schauen. Sie sehen, ein erfülltes spirituelles Leben.«
»Ich werde eine Kerze für unseren Bischof anzünden – falls ich grad mal eine übrig hab. Aber nur, wenn er mir endlich ein Auto für die Gemeindearbeit genehmigt.«
»Sie unterschätzen den Sparwillen des Generalvikars. Wie geht es unserem Pater Pretorius? Ist er schon wieder fit, macht er bereits Lateinübungen?«
»Ihr Jungs von der Konzernzentrale wisst offenbar über alles Bescheid.« Baltasar berichtete von der ärztlichen Diagnose.
»Der Bischof hat seine Ohren überall. Ich hoffe, er hört jetzt nicht gerade unser Gespräch ab.«
»Das würden Sie schnell merken, Moor, weil Sie dann nämlich ab morgen Hilfsdienste in Rumänien verrichten dürften.«
»Sehr witzig. Und Sie landen in Uganda in einem Eingeborenendorf. Oder Siebenhaar schickt Sie als Missionar in den Süd-Sudan – zur Bekehrung von Rebellen.«
»Jetzt im Ernst, ich brauch dringend eine Info über unseren Rosenkranz, der wieder aufgetaucht ist. Die einfache Frage lautet: Wer hat damals das Ding bezahlt?«
»Die Antwort lautet: zweiundvierzig. Mal ehrlich: Warum wollen Sie das wissen?«
»Das wollen Sie wiederum lieber nicht wissen.«
»Wie soll ich das herausfinden? Der Chef wird sicher misstrauisch, wenn ich ihn direkt danach frage.«
»Ihnen wird schon was einfallen, Sherlock.«
»Das kostet Sie was, das ist Ihnen doch klar. Big Daddy macht nichts umsonst.«
»Erpresser. Was wollen Sie?«
»Das liegt auf der Hand: eine Gratislieferung Ihrer Spezialmischung. Die mit den Zutaten aus dem Nahen Osten, Sie wissen schon, mit dem Manna, das so schön reinknallt.«
»Ich will sehen, was sich machen lässt.«
»Ich glaube, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft! Wir sprechen uns.«
Baltasars nächster Anruf galt Philipp Vallerot. »Neuer Auftrag, du musst nochmal jemanden beschatten.«
»Bitte nicht schon wieder. Brauche ich eine Schusswaffe oder Pfefferspray für Hunde? Peilsender für Autos, Satellitenüberwachung? Bei dir würde mich nichts mehr
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