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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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war eingeschlagen, die Splitter wie gebrochenes Eis am Boden verteilt. Ein Gegenstand lag dort. Baltasar erkannte die Bronzefigur, den Bären aus seinem Arbeitszimmer. War das die Tatwaffe?
    Blaulicht kündigte die Polizei an. Ein junger Beamter besah sich die Räume, nahm Personalien auf, fragte nach dem Hergang und nach Uhrzeiten. Baltasar bat ihn, Kommissar Dix in Passau anzurufen, der sei mit dem Fall befasst, was die Wahrheit ein wenig verbog, den Polizisten aber freute, weil er kurz vor Ende seiner Nachtschicht keine langwierigen Untersuchungen anstellen musste.
    Kaum waren die Beamten weg, schickte Baltasar Teresa in ihr Zimmer und ermahnte sie, nichts anzurühren oder wegzuwischen. Er selbst fiel ins Bett, die Szene mit dem blutverschmierten Gewand verfolgte ihn, der Bär, die Wunde, die Polizei …
    Ein Klingeln schreckte ihn auf. Er musste doch noch eingeschlafen sein, die Sonne brannte durch das Fenster.
    »Ist Herr Dix und sein Assistent«, rief Teresa durch die Tür. »Ich die Herren setzen in die Küche.«
    Die beiden Kommissare hatten Kollegen der Spurensicherung mitgebracht. »Herr Senner, Sie ziehen das Unglück an«, sagte Mirwald. »Ständig müssen wir wegen Ihnen ausrücken. Schildern Sie uns bitte den Tathergang.« Baltasar erzählte von dem Abend und den Folgen.
    »Also hat der Einbrecher Geräusche gemacht, die alle im Pfarrhaus aufgeweckt haben.« Dix kratzte sich am Kopf. »Sieht nicht nach einem Profi aus, bei dem hätten Sie garantiert nichts mitgekriegt. Dann schauen wir uns die Örtlichkeiten mal an.«
    Teresa zeigte ihnen die Stelle im Flur und den Hinterausgang, dann öffnete sie die Tür zum Arbeitszimmer. »Hat alles unordentlich hinterlassen. Ein unordentlicher Mensch, dieser Einbrecher.«
    »Und ich dachte, bei Hochwürden sieht’s immer so aus.« Mirwald gluckste vor Freude über seinen Scherz.
    »Was Sie sich denken! Teresa hält Haus in Ordnung! Da finden Sie keinen Dreck, bei sich zu Hause vielleicht, aber nicht hier.« Die Worte der Haushälterin waren wie Pfeile.
    »Schon gut, schon gut.« Mirwald hob abwehrend die Hände. »Das ist was für die Spezialisten.« Er gab den Kollegen Anweisungen.
    Dix wies auf die Bronzefigur am Boden. »Da sind Blutspuren dran. Höchstwahrscheinlich die Waffe, mit der der Täter zugeschlagen hat. Sie ist aus Ihrem Arbeitszimmer?«
    Baltasar zeigte den Beamten die Stelle, wo der Bär gestanden hatte. »Ich frage mich, was der Einbrecher gesucht hat. Hier drin gibt’s nichts Wertvolles.« Er dachte an seine Weihrauchzutaten aus dem Ausland, aber die waren sicher in der Küche versteckt. Davon hatte er sich als Allererstes überzeugt. »Nur Unterlagen der Kirchengemeinde, Abrechnungen und Entwürfe für Predigten. Nichts von Interesse.«
    »Und die Bronzefigur?«
    »War das Geschenk eines Freundes. Ist mehr von ideellem Wert.«
    »Nun, der Einbrecher hoffte womöglich, an Ihre Einnahmen zu gelangen. Was im Klingelbeutel und im Opferstock liegt, ist Bargeld. Begehrte Beute für Diebe.«
    »Davon würde jeder Einbrecher verhungern.« Baltasar schüttelte den Kopf. »Die Gemeindemitglieder spenden regelmäßig beim Kirchgang, aber eben keine großen Beträge.«
    »Haben Sie schon in den anderen Zimmern nachgesehen, ob was fehlt?« Dix hob einige der Papiere auf und las sie.
    »Ich hab bereits nachgesehen. Alles da. Vermutlich war keine Zeit mehr, nachdem wir den Täter überrascht hatten.«
    »Also, für mich stellt sich der Ablauf folgendermaßen dar: Der Unbekannte schlägt das Fenster beim Hintereingang ein, entriegelt die Tür und dringt ins Haus ein. Er nimmt sich zuerst das Arbeitszimmer vor. Vielleicht wollte er auch ins Gästezimmer und in das Zimmer der Haushälterin, hat aber bemerkt, dass dort jemand schläft. Deshalb das Büro. Der Täter kann etwas Lärm nicht vermeiden und hört, wie sich auf dem Flur drei Personen unterhalten. Er wartet ab, bis wieder Ruhe einkehrt.« Dix machte sich Notizen. »Ziemlich abgebrüht, muss ich sagen. Als der Eindringling denkt, die Luft ist rein, will er verschwinden und stößt auf den Pater, der immer noch im Flur ist. Er nimmt den Bronzebären, streckt den Pater mit einem Schlag auf den Hinterkopf nieder und flieht auf demselben Weg, den er gekommen ist. Vielleicht haben wir Glück und finden draußen im Garten Fußspuren.«
    »Ich glaube, der Täter hat gezielt nach etwas gesucht«, sagte Baltasar. »Sie mögen mich jetzt für überdreht halten, aber ich glaube, es ging um den Rosenkranz. Er wurde

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