Stout, Maria
ans
Studieren ging, wurde Skip an der Alma Mater seines Vaters (und ehedem seines
Großvaters) aufgenommen, wo er sich schnell einen legendären Ruf als Partylöwe
und Schürzenjäger erarbeitete. Er machte, wie gewohnt, einen Dreier-Abschluss
und wechselte dann an eine weniger prestigeträchtige Anstalt, um ein Diplom der
Betriebswirtschaftslehre abzulegen, denn er hatte herausgefunden, dass er wohl
mit seinen angeborenen Talenten meisterhaft im "Business" mitspielen
und sich köstlich amüsieren könnte. Seine Noten wurden nicht besser, aber seine
altvertraute Fähigkeit, Menschen mit seinem Charme zu umgarnen und zu
manipulieren, wurde immer raffinierter.
Mit
sechsundzwanzig trat er in die Arika Corporation ein, ein Unternehmen, das
Anlagen zum Sprengen, Bohren und Fördern im Erzbergbau herstellte. Er hatte
strahlende blaue Augen und stets im richtigen Moment ein entwaffnendes Lächeln,
und seinen neuen Arbeitgebern schien er fast magisch talentiert zu sein,
Vertreter zu motivieren und potenzielle Kunden zu überzeugen. Seinerseits
entdeckte Skip, dass die Manipulation gebildeter Erwachsener keineswegs
schwieriger war, als seinen jungen Freund Tim davon zu überzeugen, in South
Carolina Knallkörper für ihn zu kaufen, und ganz natürlich wurde zunehmend
eleganteres Lügen zu Skips zweiter Natur. Noch besser: Der chronisch
gelangweilte Skip genoss den Druck riskanter Geschäfte auf der Überholspur und
ging bereitwillig Risiken ein, die kein anderer auf sich nehmen mochte. Noch
vor seinem dritten Jahr bei der Firma hatte er Abschlüsse mit chilenischen
Kupferminen und im südafrikanischen Goldbergbau unter Dach und Fach gebracht,
und so machte er Arika zum drittgrößten Lieferanten der Welt für Anlagen im
Bergbau, sowohl unter- wie übertage. Arikas Gründer, den Skip insgeheim für
einen Trottel hielt, war so begeistert von Skip, dass er ihm einen nagelneuen
Ferrari GTB als "Bonus" schenkte.
Mit
dreißig heiratete Skip Juliette, die liebliche, sanftmütige, 23jährige Tochter
eines gefeierten Milliardärs, der sein Vermögen im Ölgeschäft gemacht hatte.
Skip stellte sicher, dass Juliettes Vater in ihm den brillanten, ehrgeizigen
Sohn sah, den er selbst nicht hatte. Skip sah seinen Schwiegervater, den
Milliardär, als das an, was er war: eine Eintrittskarte für die ganze Welt. Und
durchaus zutreffend sah er seine frisch angetraute Frau Juliette als ein
süßes, unterdrücktes Fräulein aus gutem Hause an, das bereitwillig seine Rolle
als Ehefrau und Gesellschaftsdame annehmen und so tun würde, als ob sie nicht
wüsste, dass Skips Leben nach wie vor frei von persönlicher Verantwortung und
voller zufälliger sexueller Begegnungen war. Sie würde ihm, attraktiv und
respektabel, zur Seite stehen und ihren Mund halten.
Skips
Mutter, die sich Juliette bereits näher verbunden fühlte als Skip, erkundigte
sich eine Woche vor der Hochzeit bei ihm:
"Diese
Heirat... musst du ihr das wirklich antun?" Zunächst ignorierte er sie,
wie es seine Gewohnheit war. Aber dann schien er einen drolligen Gedanken zu
haben und antwortete auf ihren Protest: "Wir wissen beide, dass sie nie
begreifen wird, wie ihr geschehen ist", sagte er mit einem breiten
Grinsen. Zunächst schien Skips Mutter verwirrt zu sein, aber dann lief ihr ein
kalter Schauer den Rücken hinunter.
Verheiratet,
gesellschaftlich etabliert und mit einem Umsatz von 80 Millionen Dollar pro
Jahr für die Firma wurde Skip zum Direktor des Auslandsgeschäfts bei Arika
berufen, und vor seinem sechsunddreißigsten Geburtstag wurde er Mitglied des
Vorstands. Inzwischen hatten er und Juliette zwei kleine Töchter, was seine
öffentliche Fassade als Familienmensch abrundete. Sein Beitrag zum Geschäft
hatte einen gewissen Preis; das konnte aber stets kostengünstig geregelt
werden. Manchmal klagten Angestellte, er sei "beleidigend" oder "boshaft",
und Arika wurde durch eine Sekretärin verklagt, die behauptete, er hätte ihr
den Arm gebrochen bei dem Versuch, sie mit Gewalt auf seinen Schoß zu ziehen.
Der Fall wurde außergerichtlich durch Zahlung von 50.000 Dollar an die
Sekretärin beigelegt unter der Auflage, Stillschweigen zu bewahren. Für die
Firma waren 50.000 Dollar ein lächerlicher Betrag, relativ gesprochen. Er war "Super
Skip", und sein Arbeitgeber wusste, dass er die "Reparaturkosten"
sehr wohl wert war.
Über
diesen Vorfall machte Skip später die Bemerkung: "Sie ist verrückt. Sie
hat sich selbst den Arm gebrochen. Sie hat sich gewehrt, die blöde
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