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Stout, Maria

Stout, Maria

Titel: Stout, Maria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Soziopath von nebenan
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ähnlicher als einer beliebigen anderen Frau auf der Welt, die
ein Gewissen hat, und der wortkarge Luke und der getriebene Skip ähneln
einander mehr als einer beliebigen anderen Person, Mann oder Frau jeglichen
Naturells, die an ein Gewissen gebunden ist.
    Welche
Ursachen hat diese tiefe und doch seltsam unsichtbare Kluft, die die
menschliche Rasse teilt? Warum haben einige Menschen kein Gewissen? Was
verursacht Soziopathie?
    Wie bei so
vielen menschlichen Eigenschaften, sowohl physischen als auch psychischen,
stellt sich auch hier zuerst die Frage nach Anlage und Umwelt. Ist die
Eigenschaft angeboren oder entsteht sie durch Einflüsse der Umwelt? Für die
meisten komplexen psychischen Eigenschaften ist die - sehr wahrscheinliche -
Antwort: Sowohl als auch. Mit anderen Worten: Eine Prädisposition für die Charaktereigenschaft
ist bereits bei der Empfängnis vorhanden, aber die Umwelt beeinflusst ihre
Ausprägung. Das gilt gleichermaßen für Eigenschaften, die wir als negativ
ansehen, wie für solche, die wir als positiv empfinden. So scheint zum Beispiel
die Intelligenz in hohem Maße durch die genetische Ausstattung bestimmt zu
sein, wird aber wohl zum Teil auch durch einen umfangreichen Werkzeugkasten von
Umweltfaktoren geprägt, zum Beispiel durch pränatale Vorsorge, frühkindliche
Stimulation, Ernährung und sogar die Geburtenfolge. Die soziopathische
Abweichung, mit Sicherheit eine eher negative Charaktereigenschaft, bildet
vermutlich keine Ausnahme dieses Sowohl-als-auch-Paradigmas. Die Forschung
zeigt, dass sowohl Anlage als auch Umwelt eine Rolle spielen.
    Unter
Psychologen ist es seit langem bekannt, dass viele Aspekte der Persönlichkeit,
wie zum Beispiel Extraversion und neurotische Neigungen, in gewissem Maße durch
genetische Faktoren beeinflusst werden. Ein großer Teil der wissenschaftlichen
Grundlagen dieser Erkenntnis stammt aus Studien, die eineiige und zweieiige
Zwillinge verglichen haben. Solchen Studien liegt die Prämisse zugrunde, dass
eineiige Zwillinge dieselbe Umwelt und genetische Ausstattung haben, während
zweieiige Zwillinge zwar ihre Umwelt, aber nur etwa die Hälfte ihrer Gene
gemein haben. Wissenschaftler nehmen für jede gegebene Charaktereigenschaft
an, dass sie zumindest zum Teil genetischen Einflüssen unterliegt, wenn die
Korrelation (oder Ähnlichkeit) bei genetisch identischen Zwillingen signifikant
größer ist als die Korrelation bei genetisch unterschiedlichen Zwillingen.
    Forscher
verwenden eine Zahl, die sich aus dem Doppelten der Differenz zwischen der
jeweiligen Korrelation bei eineiigen und zweieiigen Zwillingen ergibt, um das
Quantum an Variation auszudrücken, das man auf genetische Faktoren
zurückführt. Diese Zahl wird als die "Erblichkeit" der
Charaktereigenschaft bezeichnet, und Studien an Zwillingen 33 haben
gezeigt, dass Persönlichkeitsmerkmale, die durch Fragebögen ermittelt werden
(wie zum Beispiel Extraversion, Neurotizismus, eine autoritäre Gesinnung,
Empathie, etc.), eine Erblichkeit zwischen 35 und 50 Prozent aufweisen. Anders
ausgedrückt: Zwillingsstudien zeigen, dass die meisten messbaren Aspekte der
Persönlichkeitsstruktur zu 35 bis 50 Prozent angeboren sind.
    Erblichkeitsstudien
liefern wichtige Informationen über Soziopathie. In einer ganzen Reihe solcher
Studien 34 wurde die Skala 'psychopathische Deviation' (Pd) des Minnesota
Multiphasic Personality Inventory (MMPI) verwendet.
Die Pd-Skala des MMPI besteht aus
Multiple-Choice-Fragen, die statistisch so formuliert sind, dass sie Personen
mit soziopathischen Charaktereigenschaften von anderen Gruppen trennen. Der
Fragebogen enthält außerdem mehrere Validitätsmessungen, darunter eine "Lügen-Skala",
die Versuche, den Test zu verfälschen, entlarven sollen. Insgesamt haben diese
Studien gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, einander ähnelnde Ergebnisse auf
der Pd-Skala zu erzielen, bei eineiigen Zwillingen doppelt so hoch ist wie bei
zweieiigen Zwillingen. Dies ist ein bedeutsamer Hinweis darauf, dass das Muster
der "psychopathischen Deviation" zumindest teilweise genetischen
Einflüssen unterliegt.
    Im Jahr
1995 wurde eine wichtige Langzeitstudie 35 veröffentlicht, die soziopathische
Charaktereigenschaften bzw. ihr Fehlen an 3.226 männlichen Zwillingspaaren
untersucht hat, die anhand eines Registers von Personen ausgesucht worden
waren, die während des Vietnamkrieges in der Armee der Vereinigten Staaten
gedient hatten. Durch das vorstehend beschriebene, mathematische Verfahren
wurde

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