Sträfliche Neugier
Unkraut überwucherte Ruinenlandschaft.«
Miroslav erinnerte sich nun genau
an die Worte seines Vaters. ›Da stand was drauf von Hohburg oder so‹ hatte der erklärt. Er fasste sich an die Stirn: ›Natürlich! Hohenburg, das
könnte mein Alter gemeint haben! Morgen weiß ich mehr .‹
Die Gedanken an das
Schmuckversteck ließen ihn nicht mehr los. Sollte es noch existieren, dann
würde er reich sein, so reich, dass er sich ein schönes Haus leisten könnte,
vielleicht einen vornehmen Landsitz oder gar ein kleines Hotel? Er würde sich
ein tolles Auto anschaffen, einen Mercedes oder einen Jaguar. Bis dahin musste
es noch das alte Moped tun, das er in einem anderen Teil des Schuppens
abgestellt hatte. Schwierig würde es allerdings werden, mit dem vielen Schmuck
durch den Zoll nach Polen zu gelangen. Er musste also in Deutschland einen
Käufer finden. Vielleicht konnte ihm Eddy einen Tipp geben? Nur durfte er
diesem alten Gauner nichts, aber auch gar nichts verraten.
Als Miroslav abends an der
Biertheke stand, erkundigte sich Eddy: »Sag mal, was treibt dich eigentlich in
diese gottverlassene Gegend, he?«
»Das ist eine alte Erbsache«, log
Miroslav, der sich auf Fragen dieser Art gut vorbereitet hatte. »Es geht um
wertvollen Familienschmuck, den hatte mir eine reiche Tante vermacht, ich war
nämlich ihr Lieblingsneffe. Dummerweise landete ich auf dem Weg zum
Testamentsvollstrecker für zehn Jahre im Knast, wie du ja weißt. Als Ausländer,
noch dazu einer aus Polen, hatte ich keine Chance, aus der Haft das Erbe anzutreten.
So hoffe ich, dass mein Anspruch auch jetzt noch besteht. Dann wäre ich auf
einen Schlag ein steinreicher Mann. Und wenn nicht, na ja, dann habe ich halt
Pech gehabt und haue wieder ab.«
Eddy konnte seine Neugier nicht
mehr verbergen. »Wo wohnt denn der Testamentsvollstrecker, bestimmt ein Notar,
oder?«
Miroslav überlegte kurz, um
keinen Fehler zu machen. Er erinnerte sich an einen Straßennamen, den er im
Vorübergehen gelesen hatte. »Das ist kein Notar sondern ein enger Vertrauter
meiner verstorbenen Tante. Er wohnt in der Hohenburgstraße, soweit ich mich
erinnere.«
»Und wann erfährst du was
Endgültiges? ׂ «
»Vielleicht schon morgen, mal
sehen. Und wenn’s geklappt hat, dann suche ich einen diskreten und
zahlungskräftigen Abnehmer. Aber nur gegen Bares und zwar in US Dollars,
versteht sich. ׂ «
Eddy erkannte seine Chance: »Ein
guter Bekannter von mir, der Victor Kornbichler, ist Fachmann für den An- und
Verkauf außergewöhnlicher Preziosen. Soll ich dich mit ihm mal bekannt machen?«
Miroslav überlegte nicht lange:
»Gern. Aber kann man ihm auch vertrauen?«
» Na klar! Victor ist ein absolut zuverlässiger Mann, auch
in unserem Gewerbe, na du weißt schon. Er hat beste Geschäftsverbindungen, auch
international. Nur darfst du dich an seinem Äußeren nicht stören, weder an
seinem schwarzen Bart, noch an seinem rasierten Kahlkopf. Und ohne seine
schwarze Baseballkappe verlässt er nie das Haus.«
»Wann und wo kann ich diesen komischen Vogel sprechen?«
Miroslav lachte.
»Heute ist Dienstag. Er besucht mich regelmäßig an jedem
ersten Donnerstag im Monat, das wäre also übermorgen.«
»Hm, kann er nicht schon morgen kommen? Vielleicht besitze
ich dann bereits den Schmuck, das hängt davon ab, wo und wann die Übergabe
stattfindet.«
»Gut, okay, ich werde sehen, was sich machen lässt«,
versprach Eddy.
>>>zurück zum Anfang dieses Kapitels
>>>zurück
zur Übersicht
15
Gaststätte »Zur Blauen Lampe «
G leich
hinter der Bahnunterführung am Ortsende von Burgstadt befindet sich das
Burgstädter Gewerbegebiet. Hier gibt es keine
Straßenbeleuchtung, darum meidet man bei
Dunkelheit dieses Areal mit seinen gesichtlosen Werkstätten und Lagerhallen.
Am Außenrand des Gewerbegebiets liegt die Gaststätte › Zur
Blauen Lampe‹, unmittelbar an dem zur Ruine Hohenburg hinaufführenden
Fahrweg. In den schmuddeligen und verqualmten Räumen treffen sich vorwiegend
Nichtsnutze und Tagediebe, also Leute, denen man besser aus dem Weg gehen
sollte.
Über dem Stammtisch der verräucherten Gaststube hängt ein
schmiedeeiserner, fünfarmiger Leuchter mit Schalen aus bläulich schimmerndem
Ornamentglas. Diese Lampe hatte der vormalige Gaststättenpächter aus dem Nahen
Osten mitgebracht. Von seiner letzten Türkeireise kehrte er nicht mehr zurück.
Man sagte, er sei von der Rauschgift-Maffia umgebracht worden.
Nach längerer Zeit des
Weitere Kostenlose Bücher