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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
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wissen musste. Zudem besaß er noch einen zusätzlichen Trumpf im Ärmel. Nur vier Menschen wussten darüber Bescheid, einer war ein unbedeutender Mann, der ohnehin nie plaudern würde und ihm wöchentlich Bericht erstattete, der andere sein Sohn. Der Dritte im Bunde war offiziell nie eingeweiht worden. Er war ein Unwissender in diesem Spiel, der eigentliche Clou an der ganzen Sache. Der Letzte war er selbst.
    Nur zwei Faktoren störten Bartholemeus in diesem Intrigen- und Machtspiel gehörig; und das waren Ophelia Buckley und Ryan Tavish. Aber am meisten fuchste es ihn, dass er nicht herausfand, ob Ophelia etwas hinter seinem Rücken gegen ihn organisierte und wenn ja, was genau sie vorhatte. Womöglich bediente sie sich Tavishs Ansehen bei den Ordensmitgliedern. Es durfte ihr keinesfalls gelingen, seine Pläne innerhalb und auch außerhalb des Ordens zu vereiteln. Er brauchte seine Kraft und genügend Zeit, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, um endlich sein Ziel zu erreichen. Schon so lange wartete er auf den richtigen Zeitpunkt, und insgeheim war er froh, schon vor Jahren die Familie McGrath und Ramon MacDermot ausspioniert zu haben. In den versteckten alten Seiten der Originalabschrift steckte der wahre Schlüssel zur Macht und er kannte das Rätsel, genauso wie er wusste, wie der Schlüssel funktionierte.
    Allerdings konnte er seine Bedenken in Bezug auf Ryan Tavish nicht einfach so ignorieren. Es war nicht nur die bloße Angst, dass er ihn plötzlich vom Sitz des Großmeisters stoßen würde, dazu war Donnans Sprössling zu unerfahren, ihm fehlte das Wissen eines Anführers, aber er könnte den McGraths helfen. Spätestens dann würde auch Rossalyn die Wahrheit sagen und er hätte kaum noch die Möglichkeit etwas zu unternehmen. Das Einzige, wozu Ryan Tavish zurzeit gut war, war die Liaison zwischen ihm und dem McGrath Spross, der ihm die Unversehrtheit von Aidan sicherte. Auf der anderen Seite musste er sich noch etwas ausdenken, um Ryan niemals in die Nähe des Versteckes zu lassen, selbst wenn das bedeutete, ihn notfalls umbringen zu müssen, um das zu gewährleisten.
    Schließlich stand er mit seiner Zigarre in der Hand auf und machte sich auf den Weg zu seinem Sekretär, aber nicht ohne sich vorher vergewissert zu haben, dass er seine kostbaren Geheimnisse im Schreibtisch ordentlich verwahrt hatte. Er würde jetzt seinem Trumpf einen Besuch abstatten, vielleicht war jener diesmal bereit zum Reden.

- 12 -
    Das Spiel beginnt
     
    Am späten Nachmittag stattete der Großmeister dem Aufseher Liam McBright einen Besuch in dessen stickigem, müffelndem Büro ab. Da es sich auf der Gefängnisinsel Llŷr befand, musste er zuvor mit einem Motorboot vom Hafen Westports zu der kleinen Insel übersetzen, was sich aufgrund der meterhohen Wellen als ein schwieriges Unterfangen entpuppte.
    Dass er den Wellengang nicht vertrug, sah man ihm an seiner blassen Nasenspitze an. Natürlich hätte er auch jederzeit einen der bereitstehenden Helikopter nehmen können, aber gegenüber dem Seeweg rebellierte sein Magen in der Luft weit mehr. Fliegen war für ihn schon immer die letzte Option der Fortbewegung gewesen.
    Sein Weg führte ihn vom Anlegesteg durch die erleuchteten alten Steingänge und Treppen, die so kalt und feucht waren, dass er seinen Mantel fester um sich schlang. Elektrizität gab es hier keine, dafür waren die Hauptgänge ausgezeichnet mit brennenden Fackeln ausgeleuchtet. Obwohl schon vor Jahren die Pläne für eine eigene Stromversorgung der Insel ausgearbeitet worden waren, die es ermöglichen sollten, Energie aus den Elementen rund um Llŷr zu schöpfen, blieb deren Umsetzung bislang aus. An Wind und Wasser mangelte es zwar keinesfalls, doch seit Bartholemeus Hinthrone das Sagen hatte, wollte er keinesfalls für die Bequemlichkeit der Gefangenen sorgen. So war das Gefängnis der Druida Lovo eine stark bewachte und einzigartige Festung, umgeben von heftiger Strömung und spitzen Felsen. Im Inneren hatte man dennoch einiges umgebaut, Wände waren verstärkt und Gitter und Türen erneuert worden. Tageslicht schien nur vereinzelt herein, abgesehen von den äußeren Fensterluken, die stets für frische Luft sorgten und hauptsächlich nur in den Gängen vorherrschten. Die Zellen an der Außenwand waren die einzigen, die ein kleines Gitterfenster hatten, alle anderen waren fensterlos. Überall hielten Wärter in Zweiergruppen Wache und trugen Peitschen, Knüppel und manchmal auch ein Messer bei sich.

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