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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
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zukniff.
    „Hast du mich vermisst, Lawren McGrath?“, begrüßte Bartholemeus den totgeglaubten Überläufer und stieß ihn Aufmerksamkeit heischend mit der Schuhspitze in den Magen. Es folgte ein heiseres Stöhnen und Husten, was der Großmeister mit einem Lachen quittierte. „Wie ich hörte, scheint es dir gut zu gehen, nur leider lässt die Küche hin und wieder zu wünschen übrig. Vielleicht sollte ich einmal ein ernstes Wort mit dem Koch sprechen, damit er dir demnächst etwas Anständiges zubereitet.“
    „Was willst du hier, du elender Verräter?“ Lawren kämpfte sich unter Ächzen und Stöhnen langsam in eine sitzende Position, wobei seine eisernen Hand- und Fußfesseln bei der kleinsten Bewegung klirrten und das Geräusch in zweifacher Lautstärke von den Zellenwänden zurückgeworfen wurde. Langsam konnte er die Augen wieder öffnen, obgleich ihn das Licht immer noch leicht blendete.
    „Lawren … Lawren … mein lieber Lawren“, tadelte der Großmeister seinen kostbarsten Gefangenen, als würde er mit einem Kind sprechen. „Ich habe dir schon einmal gesagt, ein Verräter wäre ich nur, hätte ich jemals auf deiner Seite gestanden. Doch da ich stets nur auf meiner eigenen Seite stand, kann ich schlecht jemanden verraten. Ich bin mir bis heute treu.“
    „Lügen! Alles, was du sagst, sind gemeine Lügen!“, gab Lawren zurück und strich sich die langen Haare aus dem Gesicht, die sich im Laufe der unendlichen, quälenden Monate in Llŷr total verfilzt hatten. Sein Gesicht war fast schwarz, ebenso wie seine alte, halb zerrissene Kleidung. Die nackten Füße wiesen deutliche Folterwunden und starke Verbrennungen auf, wodurch es ihm unmöglich war aufzustehen. Bartholemeus Hinthrone hatte dies als kleine Sicherheitsmaßnahme durchführen lassen, damit er sich wirklich sicher sein konnte, dass das ehemals hoch angesehene Ordensmitglied der Druida Lovo nicht zu flüchten versuchte, was ohnehin aus diesem unbekannten Kellergewölbe unmöglich war.
    „Jammer nur, dich hört hier unten sowieso niemand … und glauben würde dir erst recht keiner.“ Bartholemeus Hinthrone lachte und verlagerte ein wenig angespannt sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen, wobei er den Gefangenen nicht aus den Augen ließ.
    „Falls du wieder gekommen bist, um aus mir Informationen herauszubekommen, muss ich dir leider sagen, deine Reise ist auch diesmal vergebens“, meinte Lawren; sein tief sitzender Hass auf Hinthrone verlieh ihm sogar die Kraft, die Stimme laut zu erheben. Dabei starrte er sein Gegenüber entschlossen an, um ihm zu zeigen, dass der letzte Funke Ehre und Überlebenswille noch nicht gänzlich aus seinem dahinsiechenden Körper gewichen war. „Bevor ich dir noch mehr sage, sterbe ich lieber!“
    Als Antwort lachte Hinthrone amüsiert und es dauerte lange, bis er sich wieder beruhigte. Schließlich antwortete er mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen. „Nur zu schade, dass die Öffentlichkeit bereits von deinem Tod erfahren hat, sonst könnte ich vielleicht irgendwann in Versuchung kommen, über deinen Vorschlag nachzudenken. So jedoch habe ich kein Verlangen dich zu töten. Dich in der Finsternis verrotten zu lassen und dabei zu zusehen, wie sich dein Verstand von Jahr zu Jahr langsam verabschiedet, ist viel erheiternder, findest du nicht auch?“
    Lawren spürte nicht, dass er sich vor Jähzorn auf die Zunge biss und sich Blut in seinem Mund ansammelte. Er war so darauf konzentriert, seinen Feind durch den schwachen Lichtschimmer hindurch hasserfüllt anzufunkeln, dass er keinen Schmerz wahrnahm.
    Angestachelt von Lawrens Verbitterung und seinem eigenen Hang zur Quälerei begann Bartholemeus in der Zelle auf und ab zu laufen und sprach in absichtlich leichtem Plauderton vor sich hin. „Smith hat heute deinem Sohn einen Besuch abgestattet, und wie er mir erzählte, scheint er seinen Aufenthalt auf Omey Island gut überstanden zu haben. Nun ja, ich bezweifle zwar, dass sein kleines feines Hälschen die derzeitige Lage unbeschadet übersteht … aber was soll’s, nicht wahr?“ Er hörte ein aufgebrachtes Schnauben und fuhr – erfreut darüber – selbstgefällig fort. „Du weißt ja, ich benötigte den Ring. Und wenn ich ihn erst besitze, hält mich nichts mehr davon ab, Smith den Befehl für seinen –“
    „Du mieses Schwein!“, schrie Lawren gequält auf und rutschte ein paar Zentimeter nach vorne. „Halt Aidan verdammt noch mal aus der Sache raus, er kennt ja nicht mal die Wahrheit.

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