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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
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habt, als sie wegen der Ratte da war. Ich hab es genossen, mit ihm zu spielen.“
    „ Erstens geht es dich nichts an, Peter!“, antwortete der Großmeister ruppig. „Und zweitens kenne ich deine ‚Spiele‘ zu Genüge. Ich sehe es kommen, irgendwann kannst du dich nicht mehr beherrschen und wirst auch ihn zu früh umbringen.“ Auf das aufgesetzt schockierte Gesicht seines Sohnes reagierte er gar nicht, sondern fuhr unbeirrt fort. „Bei Ryan Tavish und seiner Bande ist er besser aufgehoben, als bei dir. Und vergiss nicht … wenn die Polizei dich noch einmal in die Finger bekommt, dann kann ich dir nicht mehr helfen. Du bist schon in England wegen sexueller Übergriffe auf minderjährige Jungen vorbestraft … also suche dir gefälligst was anderes zum Spielen.“
    „Das ist nicht fair!“ Zum ersten Mal seit Beginn dieser Unterhaltung war Smith wirklich zornig. Zur Unterstreichung seiner Worte schlug er mit der Faust auf den kostbaren Mahagonischreibtisch.
    „Jetzt werd nicht trotzig, du bist kein kleines Kind mehr und doch verhältst du dich gerade so“, wurde nun auch Bartholemeus Hinthrone aufgebrachter. Zur eigenen Beruhigung griff er in ein dunkel lackiertes Teakholzkästchen auf seinem Schreibtisch und holte eine Zigarre heraus. Er schnitt mit einer Zange und geschickten Fingern die Spitze ab und entzündete sie mit einem Streichholz. Dann zog er mehrmals genüsslich daran und atmete kleine Rauchkringel aus. „Was ist jetzt eigentlich aus diesem ungehobelten Fettsack geworden?“, fragte er und wechselte das Thema.
    „Du meinst Duncan“, erinnerte sich Smith und lachte. „Nichts … nichts was sich für uns lohnen würde.“
    „Gut“, bedeutete der Großmeister und nahm einen kräftigen Lungenzug. „Dann bleibt alles so, wie es ist. Conners Truppe soll Rossalyn weiterhin im Auge behalten, Bradley Hartwell und Terry Caulfield kümmern sich um Ophelia und du suchst mit deinen Jungs verflucht noch mal nach diesem Ring. Er kann ja nicht einfach so verschwinden, nicht wenn Rossalyn die Abschrift irgendwann in Sicherheit bringen will – und das will sie ganz bestimmt. Die Seiten dürfen niemals in die falschen Hände fallen. Sonst schreien alle noch ‚Die Menschheit geht unter!’ Was für eine dämliche Gute-Nacht-Geschichte.“
    „Wollte deswegen Ramon MacDermot diesen Gesetzestext unbedingt haben?“ Peter sah seinen Vater fragend an.
    „Ich weiß es nicht hundertprozentig“, gab Bartholemeus offen zu. „Seine Absichten waren nicht immer sehr klar strukturiert. Wenigstens konnte McGrath ihn vorher nicht warnen, sonst hätte er vielleicht mehr herausgefunden, als gut für ihn gewesen wäre. Zum Glück muss ich mir um MacDermot und seine Leute nicht mehr den Kopf zerbrechen. Dafür soll unsere Spionin vorsichtshalber gleich vier Augen auf Tavish und seine Bande werfen. Keiner von ihnen darf diesen Ring in die Finger kriegen, das wäre das Schlimmste, was passieren könnte.“
    „Glaubst du denn wirklich, Tavish könnte den Weg ohne die Anweisungen seines Urgroßvaters herausfinden?“
    Der Großmeister seufzte, auch dieses Thema hatten sie bereits mehrfach besprochen, dennoch antwortete er. „Der Junge ist klug, und nicht umsonst haben Donnan und McGrath zusammengearbeitet. Tavish ist in dem Antiquitätenladen vorerst gut aufgehoben und unter eurer ständigen Aufsicht. Wenn er etwas plant, wissen wir es zuerst.“
    „Wenn du meinst.“ Smith zuckte mit den Schultern und streckte die hohle Handfläche seinem Vater entgegen. „Und jetzt die übliche Bezahlung.“
    Mürrisch öffnete Bartholemeus Hinthrone ein Geheimfach in seinem Schreibtisch. Zum Vorschein kam ein Bündel irischer Banknoten im Wert von Tausend Pfund. Er reichte das Geld an seinen Sohn weiter und bedeutete ihm, er solle sofort verschwinden. Polternd stapfte der Muskelberg davon und ließ seinen Vater alleine in seinem Büro zurück.
    Endlich konnte sich Bartholemeus wieder entspannen. Erneut hatte sein unehelicher Sohn bewiesen, welch ein rücksichtsloser Idiot er doch in Wirklichkeit war. Hätte er sich doch von vorneherein einen anderen für diese besonderen Aufgaben ausgesucht, aber dafür war es jetzt zu spät und das Risiko einfach zu groß, dass er auf der Suche nach jemand anderem sich selbst verriet. Er konnte zurzeit niemandem besser vertrauen, als Peter. Bei diesem Gedanken musste er grinsen, denn es war trotz allem gut, immer nur einen Teil der Wahrheit mit anderen zu teilen. Peter wusste nur das, was er unbedingt

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