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Strafbataillon 999

Strafbataillon 999

Titel: Strafbataillon 999 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Panzer schwenkte den Turm, und das laute Tacken eines russischen Maschinengewehrs mischte sich in die kurzen Feuerstöße des deutschen, das bald darauf verstummte. Einige deutsche Soldaten, immer noch im Scheinwerferkegel, standen mit hocherhobenen Armen auf, aber das MG aus dem russischen Panzer schoß weiter, jetzt erhoben sich auch die russischen Soldaten, und man hörte das rasende Tacken einiger Maschinenpistolen. Die Deutschen sanken nach und nach in sich zusammen.
    »Mein Gott, mein Gott«, stöhnte Obermeier.
    »Jetzt wissen wir, was wir zu erwarten haben«, sagte Bartlitz leise. »Wir müssen es versuchen. Wir müssen weiter. Jetzt wird bald die Infanterie ausschwärmen. Dann erwischen sie uns … Sie haben es ja gesehen!«
    In diesem Augenblick sagte auch Wiedeck zu Hefe, kaum fünfzig oder sechzig Schritte entfernt von Obermeier und Bartlitz: »Es hilft nichts, wir müssen 'rüber. Jetzt ist's noch dunkel, aber nicht mehr lange. Wo sind die anderen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Hefe.
    Wiedeck sah sich um. »Deutschmann, Schwanecke, Mölders …«
    »Wie soll ich das wissen?« sagte Hefe gereizt. »Sicher sind sie zurückgeblieben, weiß der Teufel …« Es kümmerte ihn nicht, wo die anderen waren. In ihm lebte nur noch der Wunsch, aus diesem Hexenkessel herauszukommen, hinter die deutschen Linien, nur weg von hier! Aber wie?
    »Soll ich vorneweg laufen?« fragte Wiedeck.
    »Jaja, lauf schon. Versuch es.«
    Bevor Wiedeck losrannte, sah er von links, aus Richtung Gorki, eine lange Schützenkette russischer Infanterie ankommen. Es war höchste Zeit. Und in dem gleichen Augenblick setzten sich auch die russischen Panzer wieder in Bewegung. Aus den russischen Gräben standen Infanteristen auf und begannen, laut schreiend und wild schießend, gegen die deutsche HKL zu rennen. Die Front erwachte zu einem schrecklichen Inferno. Die deutsche Artillerie schoß. Panzerkanonen bellten auf und Flammenbündel zitterten durch den Nachthimmel. Zwei – vier – sieben Panzer explodierten, brannten aus, glühend wie in einer riesigen Schmiede, aber die anderen fuhren weiter, unbeirrt, mit heulenden Motoren, aus den langen Rohren in Bewegung schießend.
    Etwas tiefer im Wald, doch so, daß sie noch einigermaßen nach draußen in die Ebene sehen konnten, lagen Deutschmann und Schwanecke in einer Mulde, hinter einem dicken, gefällten Baumstamm. Hier waren sie einigermaßen sicher.
    »Solange keine Infanterie kommt, passiert uns nichts«, sagte Schwanecke zu dem entsetzten Deutschmann. »Die Panzer können uns hier nichts anhaben.«
    »Die sind jetzt schon in der deutschen HKL!« flüsterte Deutschmann.
    »Na klar, was glaubst du sonst? So 'ne Feuerwalze können die paar Männeken bei uns nie aufhalten!«
    »Was sollen wir tun?«
    »Nur mit der Ruhe! Laß das den Vater Schwanecke machen. Für uns beide ist jetzt der Krieg aus. Ich habe das Gefühl, daß das unser letzter Rabatz war!«
    Oberfeldwebel Krüll lag mit dem Unteroffizier Kentrop in einer flachen Mulde am Waldrand, preßte sich an den Boden und keuchte vor Angst. Das war das Ende. Wie konnte es so weit kommen? Aus!
    »Mensch, Dicker, nimm dich zusammen«, sagte Kentrop tröstend.
    »Aus – aus«, jammerte Krüll.
    »Du sollst dich zusammennehmen! Nur hübsch abwarten!«
    Aber Krüll sagte immer wieder nur: »Aus – aus – aus …«
    Wiedeck war der erste, der aus der Mulde emporschnellte und gegen die deutsche HKL zu laufen begann.
    Die Scheinwerfer waren weitergewandert, und die Dunkelheit war dick und grau wie stets kurz vor der Morgendämmerung. Wiedeck rannte wie ein Irrer. Und während er sich durch den Schnee arbeitete, dachte er an Erna, an die Kinder, und dann dachte er an nichts mehr und dann daran, daß er weitermußte, weiter, auch wenn ihm das Herz zu zerspringen drohte, weiter und dann wieder an Erna und an den Kleinen, den er nie gesehen hatte …
    Hefe sah hinter ihm her, und als er von der Dunkelheit verschluckt wurde, sprang auch er auf und begann zu rennen.
    Obermeier sagte: »Halten Sie sich bei uns, Herr Bartlitz, ich springe jetzt.«
    »Lassen Sie mich vorauslaufen, Herr Oberleutnant«, sagte Bartlitz.
    »Nein, ich laufe vorneweg. Und … es tut mir leid …«
    »Was?«
    »Daß wir hier so … es tut mir leid, daß Sie im Strafbataillon … Herr Oberst …«
    »Lassen Sie das. Ich bin kein Oberst mehr, und ich glaube, ich wünsche auch nicht, wieder einer zu sein.«
    »Ich habe Sie sehr schätzen gelernt … ich bin …«
    Über Bartlitz'

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